Prof. Christian Czerny – Der präzise Überzeugte
Prof. Christian Czerny – Der präzise Überzeugte
Prof. Dr. Christian Czerny, stellvertretender Leiter der klinischen Abteilung für
Neuroradiologie und Muskuloskelettale Radiologie der Universitätsklinik für Radiologie
und Nuklearmedizin an der Medizinischen Universität Wien, hat früh gewusst, dass die
Radiologie das Richtige für ihn ist. Heute ist ihm vor allem das Weitergeben von Erfahrung
an junge Kollegen wichtig. Auf dem 97. Deutschen Röntgenkongress verleiht die Deutsche
Röntgengesellschaft Prof. Czerny die Ehrenmitgliedschaft.
Prof. Dr. Christian Czerny wusste früh, dass die Radiologie das Richtige für ihn ist. Seine Erfahrung gibt er
heute an junge Kollegen weiter. Die DRG verleiht Prof. Czerny auf dem RöKo 2016 die
Ehrenmitgliedschaft.
Warum Radiologie? Wann haben Sie sich dafür entschieden?
Ich wollte schon mit 12 Jahren Medizin machen und Radiologie hat mich im Lauf des
Studiums fasziniert, da diese Disziplin so vielseitig ist.
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf, was am wenigsten?
Am besten gefällt mir die Kopf-Hals-Radiologie und anderen Kollegen etwas beizubringen,
am wenigsten die Administration.
Wer hat Sie in Ihrer Karriere am meisten beeinflusst, und warum?
Am meisten hat mich Prof. Herwig Imhof beeinflusst, da er mir sehr viel beigebracht
und auch meine Karriere maßgeblich gefördert hat.
Gab es ein Ereignis, das Sie darin bestärkt hat, dass es richtig war, sich der Medizin
und Radiologie zu widmen?
Jedes Mal, wenn ich mit meiner Tätigkeit einem Menschen helfen kann, bin ich zufrieden,
da ich etwas Positives geleistet habe.
Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie irgendetwas anders machen?
Ich würde hinsichtlich meiner Karriere nichts ändern und wenn ich noch einmal anfangen
könnte, würde ich es wieder so machen.
Wie lenken Sie sich vom Radiologenalltag ab?
Mit Golf! Bei diesem Sport ist Präzision gefragt.
Wie fühlt es sich an, Ehrenmitglied der DRG zu werden?
Es ist eine ganz besondere Ehre und Auszeichnung.
Was ist das Geheimrezept für Erfolg?
Fleiß.
Wann sind Sie komplett mit sich und Ihrer Arbeit zufrieden?
Wenn meine Arbeit möglichst perfekt war und Patienten geholfen hat.
Prof. Dr. Bruno Kastler – “A great surprise”
Prof. Dr. Bruno Kastler – “A great surprise”
An interview with Prof. Dr. Bruno Kastler, appointed honorary member of the DRG at
RöKo 2016
Prof. Dr. Bruno Kastler
Centre Hospitalier Universitaire Besancon
When did you decide to go into radiology?
At the end of my residency in 1986 as an internist and cardiologist I had the opportunity
to meet Prof. Wackenheim. I asked him if I could use the MRI facilities in his department
to continue to perform cardiovascular MRI. He made this short relevant answer: “For
you in Alsace or France it may take as a cardiologist 30 years to access an MRI unit
without obstacles.” He was quite right, I must admit! It is still not so easy in France.
And he continued: “Your alternative choice is to accept to come to my department as
a fellow.”
Have you always wanted to become a radiologist?
After my medical and physics studies in Marseille in France I passed the ECFMG commission
and moved to the USA. My first choice as a medical specialty was cardiology.
As a child I had 2, somehow antagonistic, strong wishes: number 1 was to become a
scientist or a physicist like my father and be able to make practical discoveries
to improve life, and number 2 was to become a doctor and move to Africa to help out
people in needs. Life gave me the great opportunity to achieved both: train as a physicist
and still use this skill in MRI and become an MD with several strong links to Africa
and recently South-East Asia.
What do you like most about your profession?
The therapeutic outcomes offered by innovative minimally-invasive interventional procedures.
And recently the great opportunity I have been given this year to move to Paris in
order to work there.
What do you like least?
Having to cope with an administration when it has no big ambitions or vision of the
future.
Who influenced you most during your career and why?
Prof. Wackenheim – neuroradiologist and neuropsychiatrist – a visionary in radiology
who gave me the great opportunity as a cardiologist to join his department and become
a radiologist (an “imagier de la médecine” as he liked to quote) with a foot still
in physics (MR), cardiology (cardiovascular MR) and patient treatment (interventional
pain management). Prof. Wackenheim had strong links to Germany and German culture
and opened up with Prof. Claus Claussen the German-French radiology cooperation era
we have maintained with Prof. Philippe Pereira.
Was there an occasion that influenced you a lot during your career?
The first patient I treated by RFA for 2 pelvic bones metastasis in 2002. She was
67 years old and was confined to her bed with excruciating intractable pain. The morning
after the procedure she was sitting in an armchair besides her bed smiling. She asked
me if she may hug me and told me: “Young man”, I was in my mid-40s, “I am almost pain
free, you have changed my life”. She left the palliative pain unit within a few days
and was able to return to her home.
Furthermore: My experience as a resident in the US in the early 1980s. The American
society was so pertinent concerning integration of handicapped people (job opportunity,
facilitated access to public services and so on). It felt like being 30 years behind
compared to Europe. This strongly contrasted with the great number of patients who
did not have proper medical insurance coverage and thus received just “minimal treatments”.
I am a strong USA lover where my daughter and 2 sons were born, but still – that situation
back then stunned me.
If you were able to go back in time, would you change anything?
In my career: not much except accept that I maybe should have moved to Paris earlier
or to the Northwestern Hospital in Chicago in 2003. Great places, and extraordinary
times and experiences.
How does it feel to be an honorary member of the DRG?
A great surprise, an immense pleasure and sincerely an utmost honor for a “career
achievement”!
What’s the magic formula for success?
Being gifted and lucky might help, but first and second rule is: Work hard! At best
combine pleasure in daily work helping out others which encompasses patient care,
but also teaching, founding a radiology school with followers and so on.
What song best describes your work ethic?
Even if it may sound naïve I would still choose “Imagine” by John Lennon because it
carries out an immense message of hope.
When are you completely satisfied with your work?
When my patients suffering are relieved from their intractable malignant or benign
pain by my interventional techniques and then the quality of their life improves significantly.
Prof. Reinhard Loose – „Radiologe – und nichts anderes“
Prof. Reinhard Loose – „Radiologe – und nichts anderes“
Geradlinig und zielgerichtet: Professor Reinhard Loose hat zwar den Lokführer-Berufswunsch
an den Nagel hängen müssen, aber die Radiologie und Physik konnten nur davon profitieren,
denn er hat diese Fächer seit Beginn seiner Laufbahn intensiv geprägt. Bis April 2016
leitet er die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Nürnberg Nord.
Im Mai verleiht ihm die DRG die Ehrenmitgliedschaft.
Die Radiologie und Physik haben davon profitiert, dass Prof. Dr. Reinhard Loose nicht seinen ursprünglichen Berufswunsch verfolgt hat. Lesen Sie die Hintergründe
in unserem Ehrenmitglied-Interview.
Was war Ihr Berufswunsch als Kind?
Klassisch: Lokomotivführer auf einer Dampflok!
Warum haben Sie sich für die Medizin entschieden?
In der Schule hatte ich keinerlei Gedanken an die Medizin. Mein 1. Studienwunsch nach
dem Abitur war und wäre heute noch die Naturwissenschaft, speziell Physik oder Elektrotechnik.
Warum Radiologie?
Während meiner Diplomarbeit und Promotion in Kernphysik habe ich mehrere Jahre an
einem interdisziplinären Strahlenzentrum unter anderem mit Medizinern zusammengearbeitet.
Die Radiologie erschien mir hiernach als das spannendste Anwendungsszenario der Physik
und insbesondere Strahlenphysik. Ich habe also das Medizinstudium vom 1. Tag an mit
dem Ziel begonnen Radiologe zu werden – und nichts anderes.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Welche Schlüsselereignisse waren für Sie
prägend?
1. die Widerlegung meines Vorurteils, dass man mit der Magnetresonanztomografie außer
Spektroskopie auch klinisch brauchbare Bilder machen kann und 2. die erste selbständig
und allein durchgeführte Intervention!
Bis heute engagieren Sie sich für die Anliegen der Radiologie. Was treibt Sie an?
Es gibt viele junge und gute Radiologen, denen ich in Bezug auf die Interpretation
in der Bildgebung nichts mehr beibringen kann. Es liegt mir aber am Herzen jenseits
von Bildgebung und Interventionen Wissen zu physikalischen und technischen Grundlagen
der Radiologie sowie zum Strahlenschutz zu vermitteln, was häufig in der klinischen
Ausbildung zu kurz kommt. Auch die Präsenz der Radiologie in nationalen und internationalen
Gremien ist für mich sehr wichtig, da hier leider Radiologen zunehmend Seltenheitswert
besitzen.
Wie lenken Sie sich vom Radiologie-Alltag ab?
Schwimmen, Radfahren, Kino und soweit möglich mit meinem 62 Jahre alten Motorrad fahren.
Ohne daraus unbedingt Kraft tanken zu können, entspanne ich mich aber auch oft und
gern mit meinen sieben Enkelkindern.
Was raten Sie jungen Kollegen, die heute am Anfang ihrer Karriere als Radiologen stehen?
„Planen“ Sie nicht eine Karriere über mehrere Jahre, das führt nur zu Frust, wenn
etwas anders läuft! Lassen sie die klinische Radiologie in all ihrer Faszination auf
sich einwirken, und ergreifen sie spontan die Anwendungsgebiete oder wissenschaftlichen
Themen, die sie am meisten faszinieren. „Der Weg ist das Ziel“. Bleiben sie trotz
RIS, PACS und aller modernen Technik in Fragen der Bildgebung und bei Interventionen
immer der wichtigste Ansprechpartner für Patienten und Kliniker.
Leise, klar und deutlich – Professor Maximilian Reiser
Leise, klar und deutlich – Professor Maximilian Reiser
Die Liste der Ehrungen von Prof. Maximilian Reiser ist lang. Nun verleiht ihm die Deutsche Röntgengesellschaft die Ehrenmitgliedschaft
beim RöKo 2016. Was er dazu denkt und wie er zur Radiologie kam - lesen Sie es nach
im Portrait
Prof. Maximilian Reiser leitet seit 1993 den Lehrstuhl für Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität
München und war von 1989 bis 1993 Ordinarius an der Universität Bonn. Die Medizinische
Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München hat er als Dekan von 2008 bis
2015 geleitet und wie kaum ein anderer geprägt.
Die Liste ist lang: Holthusen-Ring, Ehrenmitglied von 10 nationalen radiologischen
Fachgesellschaften und Honorary Fellow von verschiedensten radiologischen Gesellschaften
aus der ganzen Welt, unter anderem dem American College of Radiology und dem Royal
College of Radiologists. Seine Urkundenwand muss noch gewaltigeren Eindruck machen
als Walt Disneys Oscar-Regal, der mit 26 Goldjungen die Gewinnerliste seiner Branche
anführt.
2016 verleiht die Deutsche Röntgengesellschaft Maximilian Reiser die Ehrenmitgliedschaft.
Nur ein weiterer „Goldie“ in der Sammlung? „Nein, es ist eine ganz besondere Ehre.
Als erstes habe ich meiner Frau davon erzählt, und ich sagte ihr, dass sie zum 97.
RöKo mitkommen muss, weil es ein besonderer Kongress wird“, schmunzelt Reiser.
Die Medizinerfamilie Reiser – seit Generationen brachte sie zahlreiche Mediziner hervor.
Sein Vater: Tierarzt. Maximilian Reiser beschloss schon als Kind, den Weg in die Medizin
einzuschlagen. Er begleitet seinen Vater auf Patientenbesuchen, assistiert ihm bei
Operationen, schaut seinem Vater intensiv über die Schulter. Der Berufswunsch ist
gesetzt – aber nur so lange, bis er merkt, dass dieser Beruf durch die damals aufkommende
Massentierhaltung nachhaltig verändert wird. Reiser aber möchte direkt am Patienten
sein.
1967 entscheidet er sich deshalb für Humanmedizin, die er an der LMU studiert. Ab
1976 absolviert er seine radiologische Weiterbildung bei seinem geschätzten 1. radiologischen
Lehrer, Prof. Anacker an der TU München. Was hat ihn in die Radiologie getrieben?
„Dafür habe ich mich erst nach dem Studium entschieden. Ich wollte in ein operatives
Fach gehen, aber in der Chirurgie hatte ich ein richtig gehendes Pech mit den Stationsärzten
– das sollte also nicht sein. Dann sollte es die Innere Medizin sein. Ich begann mit
dem „Röntgenjahr“, das man damals als Internist brauchte. Daraus sind inzwischen über
40 Röntgenjahre geworden, in denen ich keine Minute meine Entscheidung bereut habe.“
Medizin, Radiologie. Die Entscheidungen fielen früh und konsequent. Ohne Druck? „Ganz
und gar“, sagt er überzeugt. „Ich habe zwar immer schon viel gearbeitet, aber ich
hatte immer Spaß an meiner Arbeit. 40 Jahre Radiologie – und es ist nie lästige Routine
geworden!“
Der Experte in Muskuloskelettaler Radiologie hat während seiner Zeit in der Radiologie
das Aufkommen neuer Verfahren miterleben und mitgestalten dürfen – CT, MRT, DSA und
Sonografie- und war von diesen dynamischen Entwicklungen begeistert.. Wer prägte ihn
am meisten? „Die Professoren Rupp, Anacker, Gerhardt, Lissner und Peters.“ Es war
Professor Peters, der Visionär, wie Reiser sagt, der ihn in seiner Bescheidenheit
immens beeindruckt hat. Bescheidenheit? „Ja, Professor Peters ist mein großes Vorbild,
ich habe versucht ihm nachzueifern, und regelmäßig bat ich ihn um Rat. Ich betrachte
es als großes Glück, dass ich 3 Jahre als Oberarzt bei ihm arbeiten durfte.“ Das ist
Größe. Nicht jeder beschreibt seinen Weg zum Lehrstuhl als einen des ewig Lernenden.
So viel Engagement, so wenig Freizeit. „Das schon, ja. Ich habe immer 12 bis 14 Stunden
am Tag gearbeitet, im Urlaub auch. Jetzt erst kehre ich so langsam ins normale Leben
zurück. Ich bin halt ein preußischer Bayer.“ Aha, das ist es! Und er ergänzt: „Ich
neige zu Überengagement, das wird auch immer so bleiben.“ Als überehrgeizig möchte
er sich aber nicht bezeichnen. Es ist nur so: „Wenn jemand mit einer Bitte oder Frage
an mich herantritt, kann ich schlecht „Nein“ sagen.“
So entsteht natürlich Extra-Arbeit, aber Maximilian Reiser ist ihr sein ganzes Leben
lang schon gewachsen – seit über 2 Jahren ist Reiser Editor in Chief von „European
Radiology“, was er als eine Aufgabe beschreibt, „die eigentlich ein Vollzeit-Job ist.“
Wichtig ist ihm der Patient, das hat er nie vergessen. Eines der prägendsten Ereignisse
begegnete ihm vor 35 Jahren, als er bei einer zerebralen Angiografie eine Kontrastmittelinjektion
vornahm und die Patientin ihm mitteilte, sie könne nicht mehr sehen. „Ich war geschockt,
musste aber meine Arbeit machen. Nach ein paar Stunden kam endlich die erlösende Nachricht:
Das Augenlicht der Patientin war zurückgekehrt. „Ich musste wirklich vor Glück weinen.“
Die Nähe zum Patienten und das Wohl derselben – das hat Priorität. „Der Nachwuchs,
den wir in München haben, ist superb. Und ich empfinde es als Privileg, mit diesen
jungen, engagierten Medizinern zusammenzuarbeiten!“ Was gibt er ihnen mit auf den
Weg? „Im Beruf sollen sie niemals den Eid des Hippokrates und die Motive, die sie
zum Medizinstudium bewegt haben, vergessen. Und nicht nur das, sie sollen auch daran
glauben, an diesen Eid, den wir geschworen haben.“