Pneumologie 2016; 70(08): 521
DOI: 10.1055/s-0042-109316
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Internistische Therapie 2016/2017

Contributor(s):
S. Ewig
Wolff H-P, Weihrauch TR.
Internistische Therapie 2016/2017.

21. Aufl.
München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag; 2016. 1228 S., 84,99 €
ISBN: 978-3-437-41653-8
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Publication History

Publication Date:
11 August 2016 (online)

 
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    Der „Wolff-Weihrauch“ ist eine Institution. Mittlerweile liegt die 21. Auflage vor. Wie andere Werke mit großer Reichweite des Inhalts auch wird es jedes Jahr dicker; diese Auflage zählt 1228 Seiten; allein der Index umfasst 70 Seiten. Natürlich beinhaltet es auch einen Online-Zugang mit zusätzlichem Material.

    Der Aufwand der Autoren ist enorm, die Gliederung in „Allgemeine Behandlungsverfahren“, „Pharmakotherapie“ und „Spezielle Therapieverfahren bei Erkrankungen von Organen und Organsystemen“ einfach.

    Dennoch hinterlässt die Durchsicht des Buchs einen zwiespältigen Eindruck. Sind solche Werke noch zeitgemäß, die beanspruchen, Jahr für Jahr die aktuellen Therapien aller Disziplinen der Inneren Medizin zu umfassen?

    Wer sehr spezialisiert unterwegs ist, findet möglicherweise zu wenig in diesem Buch. Wer Anfänger ist, findet vielleicht zu viel. Das Buch ist jedenfalls sehr textlastig, trotz einer Fülle von Tabellen. Es ist zum Lesen gedacht, dafür aber durch den sehr kleinen Druck nicht besonders lesefreundlich. Schlägt man nur nach, findet man rasch die richtigen Abschnitte und gute Information. Andererseits ist zu bezweifeln, dass ein Leser in die Lage versetzt wird, komplexe Erkrankungen mit diesen Informationen angemessen zu therapieren.

    Dies ist wohl des Pudels Kern: Das Buch differenziert nicht nach „Basis-Therapie“ (Was sollte jeder Internist wissen bzw. rasch finden?) und „Spezieller Therapie“ (Was braucht ohnehin nur der Spezialist zu wissen?). Was nutzt es etwa, ein ausführliches Tuberkulose-Kapitel vorzufinden? Möchte der Allgemein-Internist wirklich Tuberkulosen behandeln? Da wäre dann doch der Spezialist gefragt, und der fände eindeutig zu wenig. Auf der anderen Seite fehlt die Darstellung eines leicht übersichtlichen Therapiegerüsts für so häufige Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, COPD, Diabetes mellitus, sodass klar ersichtlich wird, was der Generalist gut machen kann und wo er den Spezialisten zu Rate ziehen sollte.

    Letztlich reflektieren diese potenziellen Limitationen des Buchs die schwierige Situation, in der sich das Fach „Innere Medizin“ befindet. Als dieses Werk erstmals erschien, gab es noch eine selbstbewusste „Innere Medizin“. Heute scheint es, neben all den Spezialitäten seinen „inneren Kompass“ verloren zu haben. Es wäre nicht zuerst die Aufgabe eines renommierten Werks, sondern des Faches „Innere Medizin“ selbst, zu sagen, was es heute umfasst und wo es die Zuständigkeiten der Spezialitäten sieht.

    Mit Sicherheit hat der „Wolff-Weihrauch“ aber seine Fans. Die hat er auch verdient. Ob er aber neue gewinnen kann, muss man in dieser Form bezweifeln.

    Prof. Santiago Ewig, Bochum


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