Pneumologie 2016; 70(03): 141
DOI: 10.1055/s-0042-1103339
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ambulant erworbene Pneumonie – Schnelldiagnose über Biomarker im Blut?

Contributor(s):
Friederike Klein
Scicluna BP et al.
Am J Respir Crit Care Med 2015;
192: 826-835
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 March 2016 (online)

 

    Die Diagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) bei Intensivpflichtigkeit kann komplex sein. Um Komplikationen durch eine verzögerte Diagnose zu minimieren, hat das Forscherteam um B. P. Scicluna untersucht, ob bei Verdacht auf CAP genomische Biomarker im Blut identifiziert werden können, die eine Diagnose vereinfachen und beschleunigen.
    Am J Respir Crit Care Med 2015; 192: 826–835

    Basis der Untersuchung waren 2 Kohorten konsekutiver Patienten, die wegen eines CAP-Verdachts auf eine Intensivstation aufgenommen worden waren. Sie wurden in Fälle mit bestätigter und Kontrollen ohne CAP-Diagnose eingeteilt. Bei letzteren lag häufig eine Aspiration, Exazerbation von COPD oder Asthma oder eine Herzinsuffizienz vor. Die erste Kohorte umfasste 101 Patienten mit und 33 Patienten ohne CAP, die zwischen Januar 2011 und Juli 2012 erfasst wurden. Die Validierungskohorte bestand aus 70 Patienten mit und 30 ohne CAP, die zwischen Juli 2012 und Juni 2013 in die Studie aufgenommen worden waren. Die Blutproben für die genetischen Biomarkeranalysen entnahmen die Untersucher innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivstation.

    Die Microarray-Analysen der Genexpression aus den Blutproben von CAP- und Nicht-CAP-Patienten zeigten Genmuster, die sich deutlich überlappten, z. T. aber auch spezifisch waren. Gefunden wurden sowohl pro- als auch antiinflammatorische Überexpressionsmuster. Die Forscher definierten zunächst eine für CAP spezifische 78-Gen-Signatur. Letztlich am besten zur CAP-Prädiktion geeignet schien das Verhältnis der Expression der Gene FAIM3 zu PLAC8. Diese regulieren die Apoptose herunter. Die Fläche unter der Kurve (AUC) betrug hier 0,845 (95 %-Konfidenzintervall 0,764–0,917), der positive prädiktive Wert für dieses Expressionsverhältnis lag bei 83 %, der negative prädiktive Wert bei 81 %. Dass dieses Genexpressionsverhältnis eine CAP-Diagnose unterstützt, belegten die Autoren durch eine quantitative Polymerasekettenreaktion (qPCR) in der Validierungskohorte. Dabei unterschied das FAIM3 : PLAC8-Verhältnis besser zwischen CAP- und Nicht-CAP-Patienten als der Wert von Plasma-Procalcitonin, IL-8 und IL-6. Als alleiniger Biomarker eignet sich das Genexpressionsverhältnis aufgrund des zu schwachen negativen prädiktiven Vorhersagewerts aber nicht, betonen die Autoren in der Diskussion.

    Fazit

    Blutanalysen von Patienten mit CAP und nicht bestätigtem Verdacht auf CAP zeigen ein sich teilweise überlappendes Genexpressionsmuster. Die Autoren identifizierten das Verhältnis der Genexpression von FAIM3 zu PLAC8 als Biomarkerkandidat, um die rasche Sicherung der Diagnose bei Einweisung auf die Intensivstation zu unterstützen.


    #