Diabetes aktuell 2016; 14(04): 158
DOI: 10.1055/s-0042-110368
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herz und Niere – Wer schwächelt, zieht den anderen mit ins Verderben

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Publication Date:
29 June 2016 (online)

 

    Nierenleiden sind in der klinischen Versorgung mittlerweile zum Alltag geworden. Seit Jahren steigt die Patientenanzahl, die aufgrund von akuter oder chronischer Niereninsuffizienz in Behandlung muss, an. Viele von ihnen werden mit Dialyseverfahren behandelt. „Der Rückgang der Nierenfunktion hat weitreichende gesundheitliche Folgen.

    So altern Herz und Gefäßsystem beispielsweise rapide“, erklärt Prof. Christoph Wanner, Nierenspezialist des Universitätsklinikums Würzburg, unter dessen Dach das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) forscht und behandelt. „Vor allem auch bei jungen niereninsuffizienten Dialysepatienten kommen Gefäßverkalkungen oder Herzwandverdickungen vor, was typisch für ältere Patienten ist.“ Grund hierfür: bei der Blutwäsche wird nur eine bestimmte Fraktion von Giften entfernt. Die restlichen Toxine führen zu Überwässerung, wodurch sich dann Bluthochdruck und andere kardiologische Erkrankungen letztendlich manifestieren.

    Die Therapie der Betroffenen gestaltet sich schwierig, denn die Belastung durch Mehrfacherkrankung macht die Auswahl geeigneter Medikamente oder anderer Interventionen hochkomplex. So beschränkt sich der Einfluss der Niereninsuffizienz nicht allein auf das Herzkreislaufsystem, sondern wirkt auch auf die Physiologie von Muskeln und Skelett ein, was die Arzneimittelauswahl und Dialysestrategie beeinflusst. „Kardioprotektive Dialysestrategien sind bislang noch nicht umfassend erforscht“, erläutert der Nephrologe. Bislang gäbe es auch keine pharmakologischen Wirkstoffe, die für beide Erkrankungen gleichermaßen Linderung oder zumindest keine Verschlechterung des einen oder anderen Zustandes herbeiführen. Viel Forschungsarbeit sei also noch zu leisten, so der Universitätskliniker. „Für Forschung und Behandlung von Herz und Niere bei Dialysepatienten kommt nun erschwerend hinzu, dass die kardiologischen Erkrankungen der Dialysepatienten symptomatische Unterschiede aufweisen können zu nicht-dialysepflichtigen Herz- und Gefäßpatienten. Wir benötigen also neue klinische Studien mit dieser speziellen Patientengruppe.“

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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe)

    Bis diese Studien erste Ergebnisse zeigen, wird noch viel Zeit vergehen. Der Herz- und Nierenarzt empfiehlt daher für jetzige Dialysepatienten eine konkrete Vorgehensweise, die Herzen und Blutgefäße schont. „Die Literatur zeigt, dass entweder länger andauernde Dialysesitzungen oder aber kürzere und häufigere Sitzungen herzgesünder sind. Hier sollten die Versorgerteams im Klinikalltag umdenken. Die Dialysesitzungen werden häufig noch nach anderen Kriterien durchgeführt.“

    Pressemeldung Universitätsklinikum Würzburg, 8.6.2016


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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe)