Diabetes aktuell 2016; 14(04): 158
DOI: 10.1055/s-0042-110374
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientinnen mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen – Migräne als Risikomarker für Schlaganfall und Herzinfarkt

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Publication Date:
29 June 2016 (online)

 

    Migräne ist eine verbreitete Kopfschmerzerkrankung, laut Berufsverband Deutscher Neurologen sind in Deutschland schätzungsweise ein Fünftel aller Frauen betroffen. Migräneerkrankungen werden bereits jetzt mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht. Dennoch existieren nur wenige Studien, die die Zusammenhänge zwischen Migräne, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhter Sterblichkeit aufzeigen. Nun haben amerikanische und deutsche Wissenschaftler unter der Federführung von Prof. Kurth, Berlin, die Daten von mehr als 115 500 Teilnehmerinnen der großangelegten Nurses’ Health Study II ausgewertet (http://dx.doi.org/10.1136/bmj.i2610).

    Die Teilnehmerinnen waren zu Studienbeginn zwischen 25 und 42 Jahre alt und hatten keine diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt 17 531 von ihnen, etwas mehr als 15 %, litten unter einer ärztlich festgestellten Migräne. Im Untersuchungszeitraum von 1989 bis 2011 ist bei 1329 dieser Frauen ein kardiovaskuläres Ereignis beobachtet worden. 223 der Frauen starben in der Folge. „Unsere Auswertung legt nahe, dass Migräne als ein wichtiger Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet werden muss, insbesondere bei Frauen“, folgert Kurth. „Es hat sich gezeigt, dass Migränepatientinnen ein um 50 % höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hatten als Nichtbetroffene. Das Risiko für einen Herzinfarkt war bei ihnen um 39 %, für Schlaganfall um 62 % und für eine Angina pectoris um 73 % erhöht“, so der Wissenschaftler.

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    (Bild: Fotolia; Dirima)

    Die aktuelle Studie hat eine ganze Reihe von Faktoren einbezogen, die die Wahrscheinlichkeit von Gefäßerkrankungen erhöhen. Keine Informationen waren dagegen über einzelne Biomarker und migränespezifische Charakteristika, wie die Wahrnehmung einer Aura, enthalten. Ob bei Männern mit Migräne ebenfalls ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht, ist noch zu klären.

    Pressemeldung Charitè – Universitätsmedizin Berlin, 13.6.2016


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    (Bild: Fotolia; Dirima)