Klinische Neurophysiologie 2016; 47(03): 113
DOI: 10.1055/s-0042-110649
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen und Leser

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Publication Date:
19 September 2016 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

der Schlaf und die Schlafstörungen sind aus der modernen Neurologie nicht wegzudenken. Dabei ist die klinische Elektrophysiologie mit dem EEG und der Polysomnografie integraler Bestandteil zur Klärung schlafphysiologischer und schlafmedizinischer Fragestellungen. Dieses Heft soll die Dimensionen der Schlafmedizin in der heutigen Neurologie verdeutlichen. Die Bereiche der Epileptologie, der Neuromuskulären Erkrankungen, der Neurodegeneration, der Multiplen Sklerose und der Neuropsychologie werden in den Beiträgen beleuchtet und lassen erkennen, welchen wichtigen klinischen Stellenwert die Betrachtung des Schlafes in der modernen Neurologie für die Diagnostik und die Therapie hat. Darüber hinaus wird anhand der Narkolepsie sehr eindrücklich die Relevanz neuer Therapien vorgestellt und verdeutlicht, dass auf diesem Gebiet der Schlafstörungen viel Dynamik herrscht und sicherlich in den nächsten Jahren weiterhin mit therapeutisch relevanten Optionen zu rechnen ist.

Nach einer Umfrage aus der Kommission Polysomnografie der DGKN und der Kommission Schlafstörungen der DGN wird in ca. 20 % der deutschen neurologischen Kliniken polysomnografische Diagnostik, zum Teil interdisziplinär mit Pneumologen, betrieben. Leider sind unter derzeitigen Vergütungsaspekten im DRG-System die Schlafstörungen unattraktiv und ein gutes Beispiel in welchem Ausmaß neurologische Bereiche es „schwer haben können“ in heutigen Zeiten. Die Polysomnografie als das wichtigste neurophysiologische Verfahren zur Diagnostik von Schlafstörungen ist aufwendig und benötigt hohe Fachkompetenz. Es wird in Zukunft entscheidend sein, die Notwendigkeit der Polysomnografie in der Diagnostik von Schlafstörungen immer wieder hervorzuheben und auch am Qualitätsstandard festzuhalten. Die vermeintliche Vereinfachung durch moderne und unausgereifte automatische Analysesysteme, wie sie von verschiedenen Fachrichtungen propagiert werden ist nicht in Einklang zu bringen mit den Ansprüchen an Diagnostik in der modernen Neurologie. Im Namen aller Autoren hoffe ich mit dieser Ausgabe der Klinischen Neurophysiologie das Interesse für die Schlafmedizin und deren Methoden weiter zu fördern. Der Schlaf und die Schlafstörungen sind Paradebeispiele für die diagnostische Relevanz neurophysiologischer Methoden in der modernen Neurologie.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine lehrreiche und kurzweilige Zeit mit dem Heft „Schlafmedizin in der modernen Neurologie“.

Ihr P. Young