Dialyse aktuell 2016; 20(06): 276
DOI: 10.1055/s-0042-111666
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

ERA-EDTA Kongress 2016: Natriumkonsum bei CKD-Patienten

Mehr kardiovaskuläre Ereignisse durch zu viel Natrium
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Publication Date:
25 July 2016 (online)

 

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Eine bahnbrechende Studie von Mills et al. [1] wurde am 24.05.2016 auf dem ERA-EDTA-Kongress in Wien (Österreich) vorgestellt und simultan in der medizinischen Fachzeitschrift JAMA publiziert. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass ein ausgeprägter Natriumkonsum (gemessen über die Natriumausscheidung im Urin) signifikant und unabhängig mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen (CKD) einhergeht. Diese Studie deutet darauf hin, dass eine verringerte Natriumaufnahme über die Ernährung vorteilhaft im Sinne einer CVD-Prävention bei CKD-Patienten ist. Dies kann in zukünftigen randomisierten kontrollierten Studien überprüft werden.

Hintergrund

Menschen mit CKD haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von CVD im Vergleich zur nierengesunden Bevölkerung. Ein signifikant höheres kardiovaskuläres Risiko wurde sogar bei geringfügigen Nierenfunktionsstörungen identifiziert [2], und das Risiko für Dialysepatienten ist sehr hoch. Es ist bekannt, dass das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit terminaler Nierenerkrankung um das 20–30-Fache gegenüber dem von Nierengesunden erhöht ist [3]. Eine positive Assoziation zwischen Natriumaufnahme und Blutdruck ist zuverlässig nachgewiesen. Der Zusammenhang zwischen Natriumkonsum und klinisch relevanten CVD ist jedoch umstritten.


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Ergebnisse der Studie

In der prospektiven Kohortenstudie mit CKD-Patienten [1] wurde die kumulative durchschnittliche Natriumausscheidung aus 3 24-Stunden-Urin-Messung berechnet. Bei 3757 Teilnehmern (Durchschnittsalter 58 Jahre, 45 % Frauen) traten 804 gemischte CVD-Ereignisse (575 kongestive Herzinsuffizienz, 305 Myokardinfarkte, 148 Schlaganfälle) während eines Medians von 6,8 Jahren Follow-up auf.

Von der niedrigsten (≤ 2894 mg/24 h) bis zur höchsten (> 4548 mg/24 h) Quartile der kalibrierten Natriumexkretion traten 174, 159, 198 und 273 gemischte CVD-Ereignisse auf. Die kumulative Inzidenz lag bei 18,4 %, 16,5 %, 20,6 % und 29,8 % im Median des Follow-ups. Die kumulative Inzidenz war in der höchsten Quartile der kalibrierten Natriumausscheidung verglichen mit der niedrigsten bei 23,2 % vs. 13,3 % für Herzversagen, 10,9 % vs. 7,8 % für Myokardinfarkte und 6,4 % vs. 2,7 % für Schlaganfälle im Median-Follow-up. Nach dem Abgleich bzgl. multipler CVD-Risikofaktoren war die höchste Quartile der kalibrierten Natriumausscheidung im Vergleich zur niedrigsten mit einem um 36 % erhöhten CVD-Risiko assoziiert.

Quelle: Englische Pressemeldung des Press Office ERA-EDTA, 24.05.2016


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  • Literatur

  • 1 Mills KT et al. JAMA 2016; 315: 2200-2210
  • 2 Go AS et al. N Engl J Med 2004; 351: 1296-1305
  • 3 Foley RN et al. Am J Kidney Dis 1998; 32 (Suppl. 03) S112-S119

  • Literatur

  • 1 Mills KT et al. JAMA 2016; 315: 2200-2210
  • 2 Go AS et al. N Engl J Med 2004; 351: 1296-1305
  • 3 Foley RN et al. Am J Kidney Dis 1998; 32 (Suppl. 03) S112-S119