Einleitung
Brustsarkome sind selten, sie machen weniger als 1 % der maligen Brusttumoren aus
und sind histologisch heterogen. Sie entstehen entweder de novo, im Rahmen eines chronischen
Lymphstaus oder nach einer Radiotherapie, wobei es sich bei den letzten 2 Möglichkeiten
vor allem um Angiosarkome handelt. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 45 – 50
Jahren, wobei zu 99 % Frauen betroffen sind.
Es existiert angesichts der Seltenheit und der erst in den letzten Jahren verfügbaren
spezifischen immunhistochemischen Antikörper, durch die die Diagnose vereinfacht und
präzisiert wird, keine einheitliche histologische Unterteilung der Brustsarkome.
Die mammografische Diagnose eines Brustsarkoms ist schwierig, da es keine eindeutigen
pathognomonischen radiologischen Veränderungen gibt; so präsentiert es sich meist
als nichtkalzifizierender, hypervaskularisierter, ovaloider und nicht klar begrenzter
großer Tumor – die Biopsie zur genauen Diagnosestellung ist somit wie üblich unabdingbar.
Ergänzend ist eine MR-Mammografie zur exakteren Größenausdehnungsbestimmung hilfreich.
Da Brustsarkome vor allem in die Lungen metastasieren, sollte ein CT des Thorax zum
Staging durchgeführt werden. Ein Abdomen-Becken-CT und ein Wirbelsäulen-MRT sind aufgrund
der Metastasierungstendenz bei rundzelligen/myxoiden Liposarkomen zu ergänzen, ebenso
der Ausschluss von Knochen- und zentralnervösen Sekundärabsiedelungen bei Angiosarkomen.
Therapeutisch spielt bei Brustsarkomen die chirurgische R0-Resektion mit entsprechend
großem Sicherheitsabstand (1 – 2 cm) die prognostisch wichtigste Rolle. Die neoadjuvante
beziehungsweise adjuvante Strahlen- und Chemotherapie ist speziellen Situationen vorbehalten.
Anhand dieses Fallberichts wird vor allem das Therapiemanagement erläutert.
Kasuistik
Wir berichten über eine 57-jährige postmenopausale Patientin mit unauffälliger Familienanamnese
bezüglich Mamma- und Ovarialkarzinom, die aufgrund eines rasch wachsenden Tumors der
linken Brust unser Brustgesundheitszentrum aufsuchte ([Abb. 1]). Der Tumor präsentierte sich klinisch als kleinkindskopfgroß, mit livide verfärbter
gespannter Haut und lokal bei 3 Uhr exulzeriert ([Abb. 2]). Die Stanzbiopsie war nicht aussagekräftig; es bestand der Verdacht auf einen mesenchymalen
Tumor. Die Staging-Untersuchungen mit einer Sonografie der Axilla, einem CT des Thorax
und des Abdomens/Beckens sowie einer Ganzkörper-Skelettszintigrafie waren unauffällig,
die Tumormarker CEA und CA 15 – 3 im Normbereich. Nach Diskusssion im interdisziplinären
Tumorboard wurde die Patientin bei Möglichkeit zur R0-Resektion primär mit einer Mastektomie
unter Mitnahme der Pectoralisfascie und Sentinellymphknotenentfernung operativ versorgt.
Die endgültige Histologie ergab ein Sarkom vom myofibroblastären Typ G3 N0 (sn) mit
einem minimalen Resektionsabstand nach pektoral von 4 mm ([Abb. 3]). Adjuvant erhielt die Patientin sequenziell eine Chemotherapie mit 4 Zyklen (3-wöchentlich)
Epirubicin und Ifosfamid (Tag 1 und 2: jeweils 50 mg/m2 Epirubicin – entspricht 100 %-Dosis, über 30 min; Tag 1 bis 5: 1800 mg/m2 Ifosfamid – entspricht 100 %-Dosis, über 1 h) und anschließend eine Bestrahlung der
Thoraxwand mit einer Gesamtdosis von 50 Gy (Einzeldosis 2 Gy) sowie folgend einer
Aufsättigung der Ablationsnarbe mit insgesamt 10 Gy (Einzeldosis 2 Gy). Seit 20 Monaten
ist die Patientin nunmehr rezidivfrei bei uneingeschränkter körperlicher Belastbarkeit
(ECOG 0).
Abb. 1 Konventionelle Mammografie des Brusttumors: Das Brustdrüsengewebe wird beinahe gänzlich
von einer homogen hyperdensen Expansion eingenommen.
Abb. 2 Intraoperative Ansicht: kleinkindskopfgroßer, livide verfärbter, lokal exulzerierter
Tumor bei 3 Uhr.
Abb. 3 Histologie-Ausschnitt des myofibroblastären Mammasarkoms: uniforme, meist spindelige
Zellelemente, in kurzen, einander durchflechtenden Bündeln gelagert.
Diskussion
Das in diesem Fall vorgefundene myofibroblastäre Sarkom (syn. Myofibrosarkom, Sarkom
mit myofibroblastischer Differenzierung) ist eine Rarität; es existieren nur wenige
Fallberichte. Leitliniengerechte Behandlungsstrategien fehlen daher. Wir haben unsere
Therapie und Nachsorge an die anderer Brustsarkome angelehnt. Sie sollten primär wie
R0-resektable Tumoren operativ versorgt werden, wobei ein Sicherheitsabstand von 1 – 2 cm
anzustreben ist, woraus sich auch die Operationstechnik (Lumpektomie/Ablatio mammae)
ergibt. Die primäre generelle Mastektomie ist der Tumorektomie bezüglich der Lokalrezidivrate
nicht überlegen. Ob eine Sentinellymphknotenentfernung sinnvoll ist, kann nicht beantwortet
werden; wir haben sie nur deshalb durchgeführt, weil die primäre Stanzbiopsie des
Brusttumors keine definitive histologische Diagnose erbrachte und vor allem metaplastische
Karzinome und Karzinosarkome eine deutlich erhöhte Inzidenz an axillären Lymphknotenmetastasen
zeigen. Zur adjuvanten Maximaltherapie (Strahlen- und Chemotherapie) haben wir uns
aufgrund der schlechten Tumordifferenzierung (G3), der Tumorgröße (> 5 cm) und des
knappen pektoralen Resektionsabstands (4 mm) entschieden. Bei der Nachsorge orientieren
wir uns an den Richtlinien der Sarkomnachsorge der Rumpfsarkome.
Subsumierend ist die Therapie des myofibroblastären Sarkoms der Brust angesichts der
schlechten Datenlage auf jede/n Patienten/in individuell in Zusammenarbeit mit Radiologen,
Pathologen, Onkologen, Chirurgen und Strahlentherapeuten maßzuschneidern, das Anlehnen
der Behandlung an die der „allgemeinen“ Brustsarkome hat sich in unserem Fall bewährt.
Studien sind wegen der geringen Fallzahlen schwierig durchzuführen, lediglich anhand
von Fallberichten gelingt es, einen Einblick in die Thematik zu erhalten – was auch
der Anstoß war, diesen Artikel zu verfassen.
Literatur
Literatur beim Verfasser.