Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(04): 191
DOI: 10.1055/s-0042-112390
DTG-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, 15.–18. Juni in Würzburg

KIT 2016
Carsten Köhler
1   Tübingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. August 2016 (online)

 

Vom 15.–18. Juni fand in diesem Jahr erneut der Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) statt. Zum größten deutschsprachigen Kongress dieser Art versammelten sich zum 13. Mal – erstmalig in Würzburg – zahlreiche Wissenschaftler, Kliniker und Kollegen aus dem niedergelassenen Bereich sowie eine große Zahl von jungen Studierenden um das Programm, das die Gesellschaften DGI, PEG, DAIG und unsere Fachgesellschaft DTG erarbeitet hatten.

Zentrale Kongressbotschaft war, dass Infektionskrankheiten weiterhin eine bedeutende und auch herausfordernde Perspektive für die klinische und wissenschaftliche Medizin der Zukunft auf der ganzen Welt darstellen und darstellen werden sowie auch Politik und Gesellschaft unsere Expertise dringend benötigen. Als Tropenmediziner veranstalteten wir in den 4 Tagen Symposien zu Infektionen bei Migranten und Flüchtlingen, tropischen Viren, vernachlässigten Tropenkrankheiten und Malaria.

Aktueller Stand der Malariaimpfung

Prof. Peter Kremsner, Tübingen, berichtete über den Stand der Malariaimpfung. Trotz vielfältiger Bemühungen Malaria auszurotten, bleibt die Krankheit in Afrika eine der Haupttodesursachen bei Kindern, die jünger sind als 5 Jahre. Bis vor Kurzem gab es jedoch noch keinen Impfstoff gegen Malaria auf dem Markt. Die European Medicines Agency hat am 24. Juli 2015 zum ersten Mal in der Geschichte einem Impfstoff gegen Malaria ein positives wissenschaftliches Gutachten zur Zulassung ausgestellt. Der Impfstoff Mosquirix (auch bekannt als RTS,S/AS01) ist für den Einsatz bei Kinder in endemischen Regionen vorgesehen. Allerdings ist der Impfstoff nicht in jeder Altersklasse ausreichend effektiv.


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Neuer Impfansatz: intravenöse Verabreichung von Sporozoiten

Am Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums Tübingen wird derzeit ein weiterer Impfansatz verfolgt. So wurde bereits gezeigt, dass die intravenöse Verabreichung von Plasmodium-falciparum-Sporozoiten unter Chloroquinechemoprophylaxe in einer anschließenden kontrollierten humanen Malariainfektion zu einer hochwirksamen Immunisierung führen kann. Dieser Ansatz kann durch die Verwendung von kryokonservierten, injizierbaren, pharmazeutischer Qualität entsprechenden Sporozoiten unter Chemoprophylaxe in ein Medizinprodukt übertragen werden. Nach einer Dosissteigerung, durch die ein hundertprozentiger Schutz erreicht wurde (9 von 9 geimpften Freiwilligen), soll nun das Dosierungsschema vereinfacht und die ersten Studien in Afrika initiiert werden. Parallel dazu sollen vereinfachte und verkürzte Impfschemen für eine Immunisierung mit radioaktiv-attenuierten Sporozoiten entwickelt werden.


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Studie: Schutz durch Sichelzellanämie

Dr. Jana Held, Tübingen, berichtete über eine Studie zum Schutz vor Malaria durch die Sichelzellanämie. Personen mit Sichelzellanlage (HbAS) sind oft geschützt vor schweren Komplikationen durch eine P.-falciparum-Malariainfektion. Um die Ursache dieses Schutzes zu identifizieren wurden in einer Studie am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné in Gabun die Unterschiede in der Erythrophagozytose und der Retikulozytenanzahl nach einer kontrollierten Malariainfektion zwischen 11 semiimmunen Erwachsenen ohne Sichelzellanlage (HbAA), 9 semiimmunen Erwachsenen mit Sichelzellanlage (HbAS) und 5 malarianaïven Erwachsenen untersucht. Die Erythrophagozytose und Retikulozytenanzahl waren dabei signifikant höher in Semiimmunen (HbAA und HbAS) im Vergleich zu Malarianaiven. Des Weiteren hatten die Erwachsenen mit Sichelzellanlage eine höhere Erythrophagozytoserate als semiimmune Erwachsene ohne Sichelzellanlage und malarianaïve Erwachsene.

Die erhöhte Erythrophagozytose in Personen mit Sichelzellanlage könnte zu erhöhtem Schutz gegen schwere P.-falciparum-Malaria beitragen, indem infizierte Erythrozyten entfernt werden und das hämopoetische System bereits im frühen klinischen Verlauf der Krankheit aktiviert wird.


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Umfangreiches Würzburger Angebot

Omnipräsent waren besonders unsere Kollegen von der missionsärztlichen Klinik in Würzburg unter der Leitung von Prof. August Stich: Ihr Angebot reichte von der hochinteressanten infektiologischen Visite in der tropenmedizinischen Ambulanz der missionsärztlichen Klinik über ein Symposium zur medizinische Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland, einem praktischen Mikroskopierkurs zu Parasiten, eine Übung zum Management hochkontagiöser Erkrankungen bis hin zu einer Liveschaltung mit dem Thema „Klinische Visite in Übersee“ zu Kollegen in Pakistan, Tansania, Südafrika und Argentinien und ihren Patienten.


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Weiterbildung: Reisevorbereitungen

DTG-Präsident Professor Gerd Burchard behandelte kompetent und kurzweilig das Thema Reisevorbereitungen als Teil eines erneut angebotenen Fort- und Weiterbildungsprogramms, das hauptsächlich am Mittwoch und Samstag um den Kongress herum stattfand.


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Karrierewege in der Infektiologie

Große Resonanz erfuhr auch das mit über 100 Teilnehmern besuchte Symposium zum Thema „Junge Infektiologen – mein Weg“, das von der „Jungen DGI“ und dem Ausschuss Nachwuchsförderung der DTG organisiert wurde und mögliche Karrierewege im Bereich der Infektiologie aufzeigen wollte. Carsten Köhler (DTG) und Clara Lehmann (DGI) hatten Kollegen eingeladen, um bei Longdrinks über ihre Erfahrung als Klinikärztin, niedergelassener Arzt, Forscher und Tropenmedizinerin anschaulich zu erzählen und sich den Fragen der Anwesenden zu stellen. Für die Tropenmedizin berichtete Loraine Stötter aus dem DTG-Ausschuss Nachwuchsförderung von ihrem bisherigen Weg und ihren dabei gemachten Erfahrungen.


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DTG-Jahrestagung in Bonn

Motiviert durch den KIT schauen wir bereits heute mit großer Vorfreude auf den nächsten Kongresshöhepunkt in diesem Jahr: die DTG-Jahrestagung am 7. und

8. Oktober in Bonn.


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