Pneumologie 2016; 70(08): 504
DOI: 10.1055/s-0042-112759
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stationäre Aufenthalte – Ein Viertel aller Wiedereinweisungen ist vermeidbar

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Publication Date:
11 August 2016 (online)

 

    Spezielle Programme sollen helfen, die Rate an Wiedereinweisungen nach einem Krankenhausaufenthalt zu senken. Jedoch gibt es nur wenige repräsentative Daten zum Anteil der potenziell vermeidbaren Wiedereinweisungen. In einer aktuellen Studie wurde diese Rate nun bestimmt und die Sichtweise von Patienten und Ärzten mit einbezogen.
    JAMA Intern Med 2016; 176: 484–493

    In der multizentrischen Beobachtungsstudie wurden die Daten von 1000 allgemeinmedizinischen Patienten analysiert, die innerhalb von 30 Tagen nach Entlassung wieder aufgenommen wurden. Die Wissenschaftler befragten die Patienten und ihre Ärzte, werteten Krankenakten aus und besprachen die Fälle mit 2 Kollegen, um die Rate an vermeidbaren Wiedereinweisungen sowie die Gründe dafür zu bestimmen.

    Das Ergebnis: 26,9 % der Wiederaufnahmen waren vermeidbar. Die größten Prävalenzunterschiede zwischen vermeidbaren und unumgänglichen Wiederaufnahmen gab es bei folgenden Faktoren:

    • inadäquate Behandlung von Symptomen (20,8 vs. 6,4 %),

    • zu frühe Entlassung nach dem ersten Krankenhausaufenthalt (19,3 vs. 4,0 %),

    • zu späte Nachuntersuchungstermine (16 vs. 5,7 %),

    • unzureichende Überwachung von Nebenwirkungen oder mangelnde Medikamenten-Adhärenz (14,9 vs. 4,4 %),

    • Unkenntnis der Patienten, an wen sie sich nach der Entlassung wenden sollen (18,6 vs. 5,7 %),

    • Bedarf nach anderer oder zusätzlicher Unterstützung zu Hause (17,8 vs. 7,8 %),

    • Entscheidungen in der Notaufnahme im Zusammenhang mit der Aufnahme von Patienten (12,6 vs. 2,6 %).

    Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sehen die Autoren v. a. in folgenden Bereichen Handlungsbedarf:

    • bessere Kommunikation zwischen den an der Behandlung beteiligten Personen sowie mit dem Patienten,

    • größere Aufmerksamkeit darauf, ob der Patient tatsächlich entlassen werden kann,

    • verstärkte Überwachung des Therapieverlaufs,

    • bessere Unterstützung für das Patienten-Selbstmanagement.

    Mirka Homrich, Bonn


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