Das Screening von Rauchern mittels Low-Dose-Computertomografie (LDCT) ist in seinem
positiven Effekt auf die Mortalität mit dem einer langjährigen Nikotinabstinenz vergleichbar,
wie eine retrospektive Analyse von Nichole T. Tanner et al. nun gezeigt hat.
Am J Respir Crit Care Med 2016; 5: 534–541
(© Photo Disc)
Trotz der massiven gesundheitlichen Probleme, die mit dem weltweiten Nikotinabusus
assoziiert sind, fehlen immer noch valide epidemiologische Daten zur Effektivität
präventiver Maßnahmen. Dies betrifft sowohl Interventionsprogramme (Abstinenz), als
auch diagnostische Methoden zur frühen Detektion eines Lungentumors. Hier ist besonders
das LDCT von Relevanz, da dieses Screeninginstrument zunehmend verfügbar wird. Unklar
ist auch, welche Synergieeffekte durch die Kombination von Intervention und radiologischem
Screening erzielt werden.
Zur Analyse standen den Autoren die Registerdaten des National Lung Screening Trials
(NLST) zur Verfügung. Sie umfassen die klinischen Verläufe von 50 263 Probanden. Davon
hatten 26 073 den Nikotinkonsum im Mittel seit 7 Jahren beendet. Bei allen anderen
bestand weiterhin ein Abusus. Unabhängig vom Nikotinstatus fand bei einer Hälfte ein
jährliches radiologisches Screening mittels LDCT statt. Bei allen anderen wurde unregelmäßig
ein Röntgenthorax angefertigt. Um die statistische Adjustierung zu gewährleisten,
wurden auch wichtige Komorbiditäten und sozio-ökonomische Daten mit berücksichtigt.
Zielkriterium der Studie war die lungenkarzinomspezifische Mortalität in Abhängigkeit
von der eingesetzten präventiven Strategie.
Ein gegenwärtiger Nikotinabusus verdoppelte das Risiko, an einem Lungenkarzinom zu
versterben (HR 2,2). Ferner zeigte sich, dass 7 Jahre Nikotinabstinenz (mindestens
30 Packungsjahre) diese Mortalität um 20 % verminderte. Das LDCT-Screening bei Rauchern
hatte einen ähnlich günstigen Effekt auf die Tumormortalität (15 %). Die Kombination
(Abstinenz und LDCT) dagegen reduzierte das spezifische Mortalitätsrisiko um bis zu
38 %. Im Zeitverlauf erniedrigte die Nikotinabstinenz das Mortalitätsrisiko jährlich
um 6 %. Ein zusätzliches radiologisches Screening verminderte dieses Risiko um weitere
3 %. Der zusätzliche, präventive Effekt des LDCT-Screenings war auch noch 15 Jahre
nach Abstinenzbeginn nachweisbar.
Die Autoren verweisen in diesem Zusammenhang allerdings auf die hohen Kosten, die
sich durch das CT-Screening ergeben. So verursacht ein durch Interventionsprogramme
gewonnenes Lebensjahr in guter Qualität (QALY) durchschnittliche Kosten von etwa 1000
bis 4500 US $. Das durch LDCT-Screening gewonnene QALY dagegen muss mit 81 000 US $
angesetzt werden.
Bei Rauchern sollte ein regelmäßiges radiologisches Screening mittels LDCT erwogen
werden. Dessen positiver Effekt auf die Mortalität entspricht dem einer jahrelangen
Abstinenz. Optimal ist nach Angaben der Autoren allerdings die Kombination von Abstinenz
und anschließenden, langjährigen LDCT-Kontrollen. Hierdurch würde sich bei Exrauchern
der Mortalitätsgewinn verdoppeln.
Dr. Horst Gross, Berlin