Pneumologie 2016; 70(09): 560
DOI: 10.1055/s-0042-113979
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD-Exazerbation – Mortalitätsrisiko-Score bestätigt

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Publication Date:
07 September 2016 (online)

 

Der DECAF-Score (Dyspnoea, Eosinopenia, Consolidation, Acidaemia and atrial Fibrillation) zeigte sich anderen Parametern überlegen, die zur Prädiktion des Mortalitätsrisikos nach stationärer Aufnahme wegen akuter Exazerbation einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) dienen. Das führte im Jahr 2014 in Großbritannien zur Empfehlung, diesen Wert routinemäßig bei Aufnahme wegen einer COPD-Exazerbation zu erheben – mit der Auflage, den Score extern zu validieren. Diese Ergebnisse stellten C. Echevarria et al. jetzt vor.
Thorax 2016; 71: 133–140

Der DECAF-Score berücksichtigt die 5 stärksten Mortalitätsprädiktoren bei COPD-Exazerbationen: den extended MRC-Dyspnoea (eMRCD)-Score, der die Atemnot am besten Tag der letzten 3 Monate erfragt, Eosinopenie, Konsolidierung in der Bildgebung, Azidämia und Vorhofflimmern. Ein Wert von 0 bis 1 geht mit einem niedrigen Mortalitätsrisiko einher, die Patienten können häufig frühzeitig entlassen werden. Ein Wert von 3 bis 6 bedeutet dagegen ein hohes Mortalitätsrisiko.

Für die interne Validierung des Scores wurden Daten von 880 konsekutiven Patienten aus 2 Kliniken, die an der Entwicklungsstudie für den DECAF mitgewirkt hatten, ausgewertet. Die externe Validierung fand mit 845 konsekutiven Patienten von 4 anderen Krankenhäusern statt, die wegen einer COPD-Exazerbation eingeliefert wurden. Klinische Daten bei Aufnahme inklusive der DECAF-Werte und die Mortalität in der Folgezeit wurden dokumentiert und der prognostische Wert des DECAF-Scores, auch im Vergleich mit anderen Instrumenten, untersucht.

Anderen Risikoauswertungen überlegen

Die Patienten beider Kohorten waren im Mittel 73,1 Jahre alt, 54,3 % waren Frauen: Im Mittel lag die Einsekundenkapazität (FEV1) bei 45,4 % vom Sollwert. Die Mortalität im Krankenhaus lag bei 7,7 % und stieg mit zunehmendem DECAF-Score an, von 0 % bei einem Wert von 0 bis 50 % bei einem Wert von 6.

Die ROC-Kurve (Receiver-Operating-Characteristics) zeigte sowohl hinsichtlich der Krankenhaus- als auch der 30-Tage-Mortalität gegenüber allen anderen geprüften Instrumenten (APACHE II, BAP-65, CAPS und CURB-65) einen Vorteil, der meist auch statistisch signifikant war. Die Fläche unter der ROC-Kurve lag in der internen Validierung bei 0,83 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,78–0,87), in der externen Validierung bei 0,82 (95%-KI 0,77–0,87). Ein steigender DECAF-Wert war neben dem höheren Mortalitätsrisiko bei allen Überlebenden auch mit einer längeren Verweildauer im Krankenhaus assoziiert.

Fazit

Der DECAF-Wert ist ein robuster Prädiktor für die Mortalität bei einer stationären Aufnahme wegen einer akuten Exazerbation. Die Validierung bestätigt, dass der Score verallgemeinerbar ist und helfen kann, die Patienten zu identifizieren, die potenziell rasch wieder ambulant versorgt werden können (DECAF 0-1) und diejenigen, die aufgrund eines erhöhten Mortalitätsrisikos möglicherweise einer Eskalation der Therapie bedürfen oder frühzeitig palliativ versorgt werden müssen (DECAF 3-6).

Friederike Klein, München


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