Die meisten Patienten mit Bronchialkarzinom befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnose
bereits in einem fortgeschrittenen Tumorstadium. Low-Dose-CTs sind für das Screening
zwar effektiv, dafür aber kostenintensiv. S. Spiro und A. Hackshaw stellten nun eine
neue Screening Strategie vor.
Thorax 2016; 71: 91–93
Eine US-amerikanische Studie konnte in der Vergangenheit zwar zeigen, dass sich mit
regelmäßigen CT-Untersuchungen in einer unselektierten Population von Rauchern Bronchialkarzinome
in einem früheren Stadium identifizieren ließen und so auch die Mortalität gesenkt
werden konnte, allerdings erwies sich dies nicht als kosteneffektiv. Ähnliche Ergebnisse
werden von einer holländisch-belgischen Studie erwartet. Daher wird es zukünftig wichtig
sein, das CT effizienter einzusetzen oder Biomarker zu verwenden.
In der LungSEARCH-Studie wird dies versucht. Die Rationale dahinter ist, dass in einer
Zielgruppe von Hochrisikopatienten die Detektionsrate von Karzinomen wahrscheinlich
höher sein wird und die Strategie somit kosteneffektiver werden dürfte. Ein solcher
Risikofaktor ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Aufnahme in die
Studie finden daher Pa-tienten mit gering bis mäßig ausgeprägter COPD, die entweder
aktuell rauchten (mindestens 20 Packyears und / oder 20 Jahre Raucheranamnese) oder
ehemalige Raucher waren, die innerhalb der letzten 8 Jahre aufgehört hatten (ebenfalls
mindestens 20 Packyears und / oder 20 Jahre Raucheranamnese). Die Teilnehmer werden
randomisiert 2 Gruppen zugeordnet und unterziehen sich entweder 5 Jahre lang einem
jährlichen Screening oder bilden Kontrollen ohne Intervention. Patienten der Interventionsgruppe
geben eingangs Sputum ab. Bei auffälligem Befund bekommen sie die Möglichkeit zu jährlichen
CT-Untersuchungen und Autofluoreszenz-Bronchographien für einen Zeitraum von maximal
5 Jahren. Bei normalem Sputum erfolgen jährliche Sputumkontrollen bis zu einem auffälligen
Befund. Die Kontrollen werden in der Folge nicht mehr kontaktiert, sollten aber nach
5 Jahren eine Röntgenaufnahme des Thorax erhalten.
Zwischen August 2007 und März 2011 wurden insgesamt 1568 Teilnehmer rekrutiert, davon
785 in der Interventions- und 783 in der Kontrollgruppe. Bis April 2015 waren 65 Bronchialkarzinome
registriert worden. Die initialen Ergebnisse zeigen eine Inzidenz von abnormen Sputumbefunden
bei 23 % der untersuchten Teilnehmer im ersten und bei 15 % im zweiten Jahr. Sollte
sich eine Veränderung des Tumorstadiums bei Diagnose zugunsten der Interventionsgruppe
ergeben, wollen die Autoren ihre Ergebnisse möglicherweise in einer größeren Studie
bestätigen.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen