Aktuelle Kardiologie 2016; 5(06): 435-436
DOI: 10.1055/s-0042-114333
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ALKK intern – Neue Regelungen zu Notfallstrukturen in Krankenhäusern – Minister Gröhe gibt dem GBA 1 Jahr mehr Zeit zur Entwicklung

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Publication Date:
20 December 2016 (online)

Der Aufschrei war wohl angesichts der sich nähernden Wahlen zu groß. Nach den ersten Beratungen im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) schrieb Herr Baum (DKG) nach Kenntnisnahme der Vorschläge des GKV-Spitzenverbands (GKV-SV) „Alarm im Schockraum“ und sprach von einem drohenden Kahlschlag in der Notfallversorgung durch die Krankenhäuser.

Was war passiert? Der Gesetzgeber hat im Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) dem GBA den Auftrag erteilt, Regelungen für ein gestuftes System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern zu entwickeln. Die gute und primär zu unterstützende Absicht die Notfallstrukturen zu verbessern, entpuppt sich aber erneut als ein Instrument, mit dem das Bundesminister für Gesundheit (BMG), der GKV-SV und auch der GBA die Versorgung steuern wollen. Weg von den kleineren Kliniken hin zu großen Zentren.

Der GBA soll Regelungen für die Notfallversorgung in 3 Stufen Basis-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung festlegen und eine 4. Stufe für die Nichtteilnahme. Da bereits für die Basisversorgung Intensivbetten, CT-Bereitschaft rund um die Uhr gefordert werden, würden dadurch ca. ¼ der bisher ca. 1800 Kliniken, die an der Notfallversorgung teilnehmen, vom Netz gehen.

Die Forderungen sind im Sinne der Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen Notfalluntersuchung ja vernünftig und zu begrüßen, dass man gleichzeitig aber unter dem Einfluss der DGiNA (Deutsche Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin) überall eine zentrale Notaufnahme (ZNA) mit zusätzlichem eigenen ärztlichen Personal und Leitung fordert, lässt schon aufhorchen. Die ZNA mag in der einen oder anderen Klinik sinnvoll sein, ist aber keine Grundvoraussetzung für eine gute Notfallversorgung.

Im Falle der Schlaganfälle und Herzinfarkte verzögerte sie eher die rasche definitive Versorgung, weshalb dort das Konzept der Stroke Units und Chest Pain Units (CPU) entwickelt wurde, das zu deutlich besseren Ergebnissen geführt hat. Natürlich müssen diese Patienten – und das geschieht ja auch zunehmend – primär in Zentren gebracht werden, die über eine Stroke Unit und 24 h-Herzkatheter-Bereitschaft verfügen. Dann erledigt sich auch ein Teil der Diskussion über eine angeblich zu hohe Herzinfarktsterblichkeit in Deutschland. Da die ganzen neuen Regelungen wie immer selbstverständlich kostenneutral ablaufen sollen, versteht man die Aufregung schon mehr. Das wird schlicht nicht möglich sein.