Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(11/12): 654
DOI: 10.1055/s-0042-115507
Forschung - Nachrichten aus der internationalen Fachliteratur
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MikroRNA im septischen Schock verändert

Susanne Krome
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Publication Date:
24 November 2016 (online)

Goodwin und Mitarbeiter vermuteten, dass eine gesteigerte Expression von MikroRNA (miRNA) bei der Sepsis die endotheliale Integrität reduziert und einen Schock provoziert. miRNA sind kurze, nicht kodierende Nukleotidketten mit genregulatorischer Wirkung. Sie modulieren u. a. die Endothelfunktion und inflammatorische Signalwege. Die Expression der miRNA könnte bei der schweren Sepsis entscheidende prognostische Bedeutung haben.

Die Wissenschaftler verglichen die miRNA-Expression von

  • 29 Patienten mit Sepsis / Schock,

  • 33 Patienten mit Sepsis / kein Schock und

  • 32 gesunden Kontrollpersonen.

Sie analysierten 13 miRNA-Typen mithilfe von real-time-PCR (RT-PCR). Patienten mit einem Schock waren häufiger männlich. Das Alter, die Ethnie, das Infektionsspektrum sowie die Häufigkeiten einer maschinellen Beatmung von ARDS und Nierenversagen unterschieden sich in den beiden Patientengruppen nicht. Verglichen mit den Kontrollprobanden wiesen die Patienten mit einer Sepsis eine signifikant höhere miRNA-Expression auf (p < 0,05). Ausnahmen waren miR-150 und miR-486. Doch auch zwischen den septischen Patienten bestanden Unterschiede. Ein septischer Schock war mit signifikanten miRNA-Alterationen assoziiert:

  • miR-15a unterexprimiert (p = 0,0062)

  • miR-27a unterexprimiert (p = 0,03)

  • miR-34a überexprimiert (p = 0,03)

miR-15a eignete sich am besten für die Differenzierung von septischen Patienten mit und ohne Schock (area under the curve 0,70; 95 %,CI 0,57–0,84). Die Ärzte überprüften in weiteren Analysen Zusammenhänge zwischen miRNA und spezifischem Organversagen. Ähnlich wie bei den Schockpatienten wiesen Patienten mit einem akuten Nierenversagen vermindert miR-15a im Plasma auf (p < 0,0001). Eine signifikante Assoziation zwischen miRNA und ARDS sowie der APACHE-II-Einstufung bestand nicht.

Ein spezielles Computerprogramm ermöglichte in einer Simulation die Identifizierung von Signalwegen mit miRNA-Zielgenen, die bei der Sepsis pathophysiologisch relevant sind. miR15a, miR-27a und miR-34a modulieren demnach die Endothelfunktion über die Zellzyklus-Regulation, Apoptose, Integrität der Zellgrenze, Lipopolysaccharid-vermittelte Kaskaden und den Transkriptionsfaktor NFκB.

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Die Expression verschiedener MicroRNAs ist nach einem septischen Schock verändert. Diese Erkenntnis könnte die Prognose der Sepsis beeinflussen.
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Fazit Die Plasmaspiegel der MikroRNA sind bei Patienten mit einem septischen Schock verändert. Die Autoren sind der Ansicht, dies könnte nicht nur das pathophysiologische Verständnis erweitern, sondern darüber hinaus für die Vorhersage eines ungünstigen Sepsisverlaufs bedeutsam sein.

 
  • 1 Goodwin AJ, Guo C, Fan H et al. Plasma levels of microRNA are altered with the development of shock in human sepsis: an observational study. Crit Care 2015; 19: 440