Was ist neu?
Therapie im Stufenschema Die interdisziplinäre „S2k-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie,
Diagnostik und Therapie“ fasst die aktuelle wissenschaftliche Evidenz zusammen. Chronische
Obstipationsbeschwerden bedürfen eines gewissen Maßes an Diagnostik. Insbesondere
sollten ggf. auslösende Ursachen rasch identifiziert werden, um zwischen Stuhlentleerungsstörungen
und Transitstörungen zu differenzieren. Zur Therapie der chronischen Obstipation empfiehlt
sich die Anwendung eines Stufenschemas, das Allgemeinmaßnahmen, konventionelle Laxanzien,
moderne medikamentöse Ansätze sowie ggf. chirurgische Interventionen umfasst.
Prucaloprid Mit Prucaloprid, einem 5-HT4-Rezeptor-Agonisten, steht ein wirksames Prokinetikum
für konventionell therapierefraktäre Obstipationspatienten zur Verfügung.
Linaclotid Linaclotid, ein in Deutschland für das obstipationsprädominante Reizdarmsyndrom zugelassener
Guanylatcyclase-C-Rezeptoragonist, kann bei chronischer Obstipation ohne weitere Reizdarmbeschwerden
bei ansonsten ausgeschöpfter medikamentöser Therapie eine Behandlungsoption als Off-label-Use
darstellen.
µ-Opioid-Rezeptor-Antagonisten (PAMORA) Durch selektive Blockade der Opioidwirkung am Darm konnte das Behandlungsspektrum
der opioidinduzierten Obstipation (OIC) erweitert und wesentlich verbessert werden.
Neben Naloxon (das in der oral retardierten Form nahezu nicht systemisch wirkt) stehen
heute mit dem subkutan zu applizierenden Methylnaltrexon und dem neuen, oral verfügbaren Naloxegol auch „echte“, rein peripher wirksame µ-Opioid-Rezeptorantagonisten
zur Verfügung.
Sakralnervenstimulation Die Wirksamkeit der Sakralnervenstimulation bei der chronischen Obstipation konnte
bisher nicht hinreichend nachgewiesen werden. Dennoch kann sie bei ausgesuchten therapierefraktären
Patienten, besonders vor einer subtotalen Kolektomie, versucht werden.