ergopraxis 2016; 9(11/12): 16-18
DOI: 10.1055/s-0042-116760
Wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


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Publikationsdatum:
11. November 2016 (online)

 

Ergo- und Physiotherapie reduzieren Schmerzen – Rheumatoide Arthritis

Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis haben häufig Gelenkschmerzen, die sie im Alltag erheblich beeinträchtigen. Hier sind Ergo- und Physiotherapeuten gefragt. Durch gezielte Interventionen können sie Klienten darin unterstützen, ihre Schmerzen zu reduzieren. Zu diesem Ergebnis kamen die beiden Ergotherapeuten Youngju Park und Moonyoung Chang an der Inje University in der Republik Korea.

In ihrer systematischen Übersichtsarbeit werteten sie neun randomisierte kontrollierte Studien aus. Darin kamen vielfältige physio- und ergotherapeutische Interventionen für Menschen mit rheumatoider Arthritis zum Einsatz. Das Spektrum reichte von funktionellen Übungen über kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze und Gelenkschutztraining bis hin zur Schienenbehandlung. Die Teilnehmer der Kontrollgruppen erhielten entweder keine Intervention oder eine herkömmliche Behandlung.

Wie die Auswertung zeigt, kommen sieben der neun Studien zu signifikanten Ergebnissen. Demnach reduzieren sich die Schmerzen bei den Teilnehmern der Ergo- und Physiotherapie deutlich stärker als bei Klienten, die eine herkömmliche oder keine Behandlung erhalten. Zudem erzielen die beiden Therapieformen häufig positive Effekte auf den funktionellen Gesundheitszustand der Betroffenen. Bei den ergotherapeutischen Behandlungen erweisen sich die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätze, Unterweisungen, Selbstmanagementprogramme und Schienenversorgung als effektiv. Bei der Physiotherapie lassen sich positive Effekte für funktionelle Übungen, Unterweisungen und Hilfsmittelversorgung nachweisen.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass eine ergo- und physiotherapeutische Behandlung die Schmerzen von Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis lindern kann. Sie empfehlen Therapeuten, gleichermaßen präventive und kompensatorische Strategien zu nutzen, um die Klienten in ihrer Alltagsbewältigung zu unterstützen.

fk

J Phys Ther Sci 2016; 28: 304–308


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Durch therapeutisches Spiel zum sozialen Spiel – ADHS

Kinder mit ADHS verfügen häufig nicht über die notwendigen sozialen Kompetenzen, um erfolgreich mit Gleichaltrigen zu spielen. Eine spielbasierte Intervention kann ihnen helfen, ihre sozialen Spielfertigkeiten zu verbessern. Zu diesem Schluss kam ein Team um den Ergotherapeuten Dr. Yu-Wei Chen von der Curtin University in Perth, Australien.

Die Forscher teilten 29 Kinder zwischen fünf und elf Jahren nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Die erste Gruppe durchlief eine zehnwöchige spielbasierte Therapie sofort, die zweite Gruppe im Anschluss daran. Die Intervention bestand aus sechs Spieleinheiten im Kliniksetting, vier Modulen zu Hause und einer Auffrischungseinheit nach vier Wochen. In den Therapieeinheiten spielte das Kind mit einem altersgemäß entwickelten Spielkameraden und erhielt dabei gezielte Unterstützung durch seine Therapeutin. Zudem regten Video-Feedbacks das Kind dazu an, seine sozialen Schlüsselkompetenzen zu entwickeln, etwa zu teilen oder die Perspektive zu wechseln. Außerdem bezogen die Therapeuten Mutter und/oder Vater des Kindes ein, die an einer einstündigen Schulung, den klinischen Therapieeinheiten und Videobesprechungen teilnahmen.

Um die erzielten Veränderungen zu untersuchen, setzten die Forscher den Test of Playfulness (TOP) vor der Intervention, nach der ersten und zweiten Phase sowie in der Follow-up-Messung nach vier Wochen ein. Dadurch konnten sie die Effekte in der ersten mit der zweiten Gruppe vergleichen und nach deren Interventionsphase die Veränderungen in beiden Gruppen zusammenführen.

Laut Ergebnissen verbessern Kinder mit ADHS durch eine spielbasierte Intervention ihre Spielfertigkeiten signifikant stärker als diejenigen, die keine spielbezogene Therapie erhalten. Dabei erzielt die Intervention einen starken Effekt, der auch noch in der Follow-up-Messung besteht. Betrachtet man die Veränderung auf den sozialen Items des TOP, lassen sich für alle neun Items signifikante Effekte nachweisen.

Die Forscher sehen in der spielbasierten Intervention eine hilfreiche Therapie, um die sozialen Spielfertigkeiten von Kindern mit ADHS zu verbessern. Dabei erscheint ihnen die therapeutische Nutzung des Spiels besonders erfolgversprechend, wenn Eltern und Gleichaltrige einbezogen werden.

fk

PLoS one 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0160558


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Zugehörigkeit beeinflusst Lebensgefühl – Psychische Störungen und Sucht

Menschen mit einer Kombination aus psychischer Erkrankung und Suchterkrankung fühlen sich häufig von der Gesellschaft ausgeschlossen. Vermissen sie ein Gefühl von Zugehörigkeit, kann sich das negativ auf ihr Lebensgefühl auswirken. Sie verbinden Zugehörigkeit mit Familie, einem Platz in der Welt, mit körperlichem Erleben und möglichen Barrieren. Zu diesem Schluss kam ein Forschungsteam um die Ergotherapeutin Dr. Alison Blank von der University of Worcester in England.

Die Forscher führten vier semistrukturierte Interviews mit Betroffenen durch. Nach Analyse der Daten identifizierten sie vier übergeordnete Kategorien zum Erleben von Zugehörigkeit. Demnach spielt erstens für alle Befragten die Familie eine hervorgehobene Rolle, wenn sie über Zugehörigkeit nachdenken. Denn hier haben sie ein Gefühl von Verbundenheit schmerzlich vermisst. Sei es durch Ablehnung, Misshandlungs- oder Missbrauchserfahrungen; sie fühl(t)en sich von ihrer Familie nicht angenommen, erleb(t)en sich als fremd oder andersartig. Als zweites großes Thema beschreiben die Teilnehmer das Bedürfnis, sich einem Ort zugehörig zu fühlen und dadurch einen Platz in der Welt zu haben. Dabei identifizieren sie Orte, an denen sie sich wohl und aufgehoben fühlen, wie eine Synagoge oder die Treffpunkte der Anonymen Alkoholiker. Gleichzeitig nennen sie Orte, die ihnen immer fremd geblieben sind – etwa die Schule. Drittens verbinden die Teilnehmer den Begriff mit körperlichem Erleben. Fühlen sie sich zugehörig, kann sich ein Zustand der Ruhe und Entspannung in ihrem Körper ausbreiten. Als letztes Thema setzen sich die Klienten mit Barrieren auseinander, die dem Erleben von Zugehörigkeit entgegenstehen. Demnach hinterlässt die Erfahrung, nicht dazuzugehören, Gefühle von Scham und Versagen. Sie erleben sich als fremd und andersartig. Gleichzeitig fühlen sie sich aufgrund ihrer Erkrankungen stigmatisiert, was sie weiter in die Rolle des Außenseiters treibt.

Die Forscher schlussfolgern, dass die Erfahrung von Zugehörigkeit das Lebensgefühl von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen entscheidend prägt. Ergotherapeuten sollten sich in der Arbeit mit ihnen daher nicht nur auf Betätigungsebene bewegen. Vielmehr gilt es, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ebenso zu berücksichtigen und in den therapeutischen Prozess einzubeziehen.

fk

Br J Occup Ther 2016; doi: 10.1177/0308022615627175


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Wertgeschätzt und respektiert – Dazugehören

Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz und Kultur. Es wird erfüllt, wenn sich ein Mensch im Kontext seiner Beziehungen wertgeschätzt und respektiert fühlt und gemeinsam mit anderen Erfahrungen, Glaubensmuster und Eigenschaften teilen kann. Neben Menschen und Gemeinschaften kann sich diese Form der Verbundenheit auch auf Orte oder Zeiten beziehen und einen Rahmen bieten, in dem Betätigungen sichtbar werden.

fk

Br J Occup Ther 2016; doi: 10.1177/0308022615627175


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