Pneumologie 2016; 70(10): 677
DOI: 10.1055/s-0042-116951
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

In memoriam Prof. Dr. Robert W. Carton

N. Konietzko
,
R. Loddenkemper
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Nikolaus Konietzko
Spiullheide 78
45239 Essen

Publication History

Publication Date:
10 October 2016 (online)

 

    Am 15. August 2016 starb im 96. Lebensjahr Professor Dr. Robert W. Carton. Er war seit 1994 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.

    Geboren 1920 in Chicago, studierte Robert Carton an der Princeton University, an der Harvard Medical School und an der Medical School der Northwestern University in Chicago. Nach Abschluss des Medizinstudiums leistete er zunächst den – damals noch obligaten – Militärdienst ab, ehe er seine internistische Ausbildung am Cook County Hospital in Chicago, einer der größten Kliniken und renommiertesten Ausbildungsstätten der USA, und im benachbarten Presbyterian St. Lukes Hospital absolvierte. Von 1960 bis 1970 wirkte er als Professor of Medicine an der Medical School der Universität von Illinois.

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    Prof. Dr. Robert W. Carton.

    Dank seiner Initiative wurde 1970 das drei Jahrzehnte zuvor geschlossene, alt-ehrwürdige Rush Medical College reaktiviert. Diesem diente er in den ersten fünf Jahren des Neubeginns als Studiendekan und von 1982 bis 1984 als Chairman des Dept. of Internal Medicine. Von 1975 bis zu seiner Emeritierung 1985 leitete er die Pneumologische Abteilung des Presbyterian St. Lukes Hospital in Chicago. Nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn begann er ein zweites Studium an der Theologischen Fakultät der Universität von Chicago und schloss es 1990 mit einer Masterarbeit über „Theological and Ethical Considerations in Respirator Management“ erfolgreich ab. Seine Kenntnisse und Erfahrungen auf diesem Gebiet brachte er bis 1994 in die Ethikkommission des Presbyterian St. Lukes Hospital und in die Lehre ein.

    Über die Thematik seiner Masterarbeit hielt Robert Carton während der 36. Tagung der DGP 1994 in Berlin ein Referat. Er war von unserer Gesellschaft zum korrespondierenden Mitglied ernannt worden. Den Vortrag hielt er in lupenreinem Deutsch. Sein Interesse an deutscher Literatur war während des Studiums in Princeton geweckt worden, wo Thomas Mann im Exil weilte, Vorlesungen über Goethes Faust hielt und eine Einführung in den Zauberberg gab. Die Begegnung mit dem Dichter – einmal war er sogar bei den Manns zum Tee eingeladen – war für Robert Carton prägend. 1982 wurde er Mitglied im Chicago Literary Club und 1994/1995 deren Präsident.

    Dabei war Robert Carton kein weltfremder Schöngeist, er war auch aktiver Forscher (sein wissenschaftliches Interesse galt dem Fasergerüst der Lunge und der Bronchiektasenkrankheit), effizienter Organisator, engagierter Administrator, großherziger Familienvater und – last, but not least – begnadeter Lehrer. Das können die beiden Autoren dieses Nachrufs mit Fug und Recht bezeugen. Sie hatten in den Jahren von 1967 bis 1969 das Glück, bei ihm am Research and Educational Hospital der Universität von Illinois als Fellows arbeiten zu dürfen. Mit Robert Carton verlieren wir unseren prägenden Lehrer und väterlichen Freund.

    Essen und Berlin im September 2016


    Nikolaus Konietzko und Robert Loddenkemper


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    Prof. Dr. med. Nikolaus Konietzko
    Spiullheide 78
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    Prof. Dr. Robert W. Carton.