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DOI: 10.1055/s-0042-117045
Influenza – Impfung der Mutter während der Schwangerschaft
Publication History
Publication Date:
20 October 2016 (online)

Hintergrund: Eine manifeste Influenzainfektion bei Säuglingen geht mit einer hohen Komplikationsrate und Sterblichkeit einher, besonders bei Auftreten vor dem 6. Lebensmonat. Die direkte Impfung in diesem Zeitraum ist wegen des unreifen Immunsystems nur mit einer geringen Schutzwirkung verbunden. Daher empfehlen die US-amerikanischen Fachgesellschaften und die „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) die Impfung der Mutter während der Schwangerschaft. Den Nutzen einer Impfung haben Mediziner aus den USA geprüft.
Methoden: Julie Shakib und ihre Kollegen, bezogen in ihre retrospektive Auswertung die Daten eines Krankenhausbetreibers in 2 US-amerikanischen Bundesstaaten (Utah und Idaho) ein.
Die Wissenschaftler zogen aus den elektronischen Krankenakten Zahlen für den Zeitraum Dezember 2005 – März 2014 heran, also von 9 Influenzasaisons. Für diese Periode beurteilten sie 3 kindliche Outcomes bis zum 6. Lebensmonat:
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Erkrankung mit influenzatypischer Symptomatik (influenza-like illness, ILI),
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im Labor mittels Viruskultur, Polymerase-Kettenreaktion oder direkter Immunfluoreszenz gesicherte Influenza und
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Klinikaufnahme wegen gesicherter Influenza.
Anschließend verglichen sie die Häufigkeiten dieser Outcomes zwischen Säuglingen, deren Mütter während der Schwangerschaft gegen Influenza geimpft worden waren, und Säuglingen nicht geimpfter Frauen.
Ergebnisse: Mehr als 245 000 Schwangere wurden in die Auswertung einbezogen, davon waren nach eigenen Angaben 23 383 geimpft (10 %). Eine ILI trat bei insgesamt 866 Säuglingen (1,34 / 1000 Lebendgeburten von geimpften Frauen vs. 3,70 / 1000 Lebendgeburten von nicht geimpften Frauen) und eine gesicherte Influenzainfektion bei 658 Säuglingen (0,84 vs. 2,83 / 1000 Lebendgeburten) auf. Eine Klinikaufnahme wegen der Influenza war bei 151 Säuglingen notwendig (0,13 vs. 0,66 / 1000 Lebendgeburten). Nach Adjustierung im Hinblick auf mütterliche Parameter (Alter, Versicherungsstatus, Wohnort, Ort der Behandlung) ergab sich für Säuglinge geimpfter Mütter ein relatives Risiko (RR) von 0,36 für ≥ 1 ILI, von 0,30 für eine labordiagnostisch gesicherte Influenza und ein RR von 0,13 für eine Klinikaufnahme wegen einer Influenza.
Die Mediziner untersuchten zusätzlich, ob sich die Häufigkeit von Infektionen mit dem Respiratory-Syncytial-Virus zwischen den Gruppen unterschied und fanden dafür keine Anhaltspunkte. Die Influenzaimpfung schützt die Säuglinge also spezifisch vor einer Influenzainfektion.
Wenn eine Schwangere sich gegen Influenza impfen lässt, schützt das höchstwahrscheinlich ihr Kind in den ersten 6 Lebensmonaten vor der Infektion. Einschränkend gilt zwar, dass der Zeitpunkt der Impfung (1., 2. oder 3. Trimester) nicht klar war und Informationen zum Impfstatus alleine auf den Angaben der Frauen beruhten. Dennoch scheint der Nutzen der Impfung eindeutig, meinen die Autoren, und Hausärzte und Geburtshelfer sollten ihre Patientinnen entsprechend aufklären. Ebenso sollten gesundheitspolitische Maßnahmen Priorität haben, die die Impfraten unter den Schwangeren verbessern.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim