Lernziel
Bildgebende Verfahren zur Visualisierung und Quantifizierung von V entilation, I nflammation, P erfusion und S trukturveränderungen (VIPS) der Lunge werden vorgestellt. Die verschiedenen Modalitäten
werden im Kontext aktueller Studien anhand verschiedener pulmonaler Erkrankungen,
wie COPD, pulmonale Hypertonie, Asthma oder zystische Fibrose dargestellt. Der Leser
soll nach der Lektüre mit den in aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten verwendeten
Methoden quantitativer pulmonaler Bildgebung vertraut sein sowie die Anwendungsmöglichkeiten
der bereits etablierten Verfahren kennen.
Einleitung
Bildgebung ist schon früh ein wichtiger Pfeiler der Diagnostik pulmonaler Erkrankungen
gewesen. Konventionelle Röntgenaufnahmen sind bis heute bedeutend in der Verlaufsbeurteilung,
aber auch in der frühen Differenzialdiagnose von Pneumonien, kardiopulmonalen Erkrankungen
oder auch maligner pulmonaler Läsionen [1 ]. Der geringe Aufwand sowie die flächendeckende Verfügbarkeit dieser Technik bedingen
den unveränderten Stellenwert in der täglichen Praxis. Zusätzlich hat sich in den
letzten Jahren die Computertomografie als zweites wichtiges Verfahren sowohl in akuten
Situationen wie auch in der Identifikation, Charakterisierung und Beurteilung chronischer
Lungenkrankheiten etabliert [2 ]. Die Diagnostik basiert sowohl bei den konventionellen Röntgenaufnahmen wie auch
der Computertomografie vorrangig auf der Erkennung und Beschreibung spezifischer Muster
und deren Interpretation in Abhängigkeit von der Verteilung [3 ]
[4 ].
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass bei einer Reihe pulmonaler Erkrankungen
(z. B. der COPD, [5 ]) eine reine Beschreibung pathologischer Muster nicht ausreicht, um klinisch offensichtlich
vorhandene Phänotypen sowie unterschiedliche Stadien der Lungenerkrankungen zu erfassen.
Durch die Entwicklung differenzierter Therapiestrategien, wie z. B. im Falle der pulmonalen
Hypertonie werden Methoden zur Quantifizierung pathologischer Lungenveränderungen
sowohl im Hinblick auf die Identifizierung erkrankungsspezifischer Subtypen wie auch
auf ein suffizientes Monitoring der mit hohen Kosten bzw. zum Teil auch Nebenwirkungen
verbundenen Therapien notwendig. Neben der rein morphologisch-pathologischen Veränderung
ist hierbei auch die Funktion bzw. der jeweilige regionale Funktionsverlust ein vielversprechender
Parameter. Hierzu wurden eine Reihe neuer bildgebender Verfahren entwickelt und zum
Teil bereits im klinischen Alltag etabliert.
Diese Methoden werden in diesem Artikel dargestellt und in den Kontext vorhandener
und zukünftiger Anwendungsmöglichkeiten gesetzt. Um eine umfassende Diagnostik zu
erreichen, die einen unmittelbaren Wert in der Behandlung der Patienten darstellt,
sollte Bildgebung im besten Fall eine Quantifizierung von Veränderungen in folgenden
vier Qualitäten ermöglichen: V entilation, I nflammation, P erfusion und S truktur (VIPS). Im Folgenden werden die unterschiedlichen Methoden für die Erfassung
von VIPS mittels Computertomografie und Magnetresonanztomografie anhand aktueller
Entwicklungen in der Diagnostik und Charakterisierung pulmonaler Erkrankungen erläutert
([Abb. 1 ]).
Abb. 1 Übersicht über die vorgestellten bildgebenden Verfahren zur Analyse der Lungenfunktion
und deren aktueller Entwicklungsstand.
Ventilation und Gasaustausch
Ventilation und Gasaustausch
Etabliertes Verfahren für die Ventilationsanalyse der Lunge sind die nuklearmedizinischen
Untersuchungen Szintigrafie bzw. SPECT/SPECT-CT [6 ]. Klinische Indikationen für eine ausschließliche Ventilationsanalyse mittels SPECT
sind selten, z. B. für die Bestimmung des funktionellen Lungenvolumens vor einer Lungenteilresektion
[6 ]. Ventilationsanalyse mittels SPECT wird meistens in Kombination mit einem Perfusions-SPECT
durchgeführt, z. B. zur Detektion von Ventilations-/Perfusions-Mismatch Arealen bei
Verdacht auf chronisch thrombembolische pulmonale Hypertonie [7 ].
Für die strahlungsfreie Magnetresonanztomografie wurden in den letzten Jahren eine
Reihe gasförmiger Kontrastmittel etabliert: molekularer Sauerstoff, hyperpolarisierte
Gase (Xenon-129 (129 Xe) bzw. Helium-3 (3 He)) und inerte Fluorverbindungen (z. B. Perfluorpropan). Diese Kontrastmittel liefern
ebenfalls regionale Informationen über die Ventilation der Lungen, ermöglichen darüber
hinaus zum Teil aber auch dynamische Aufnahmen, die Verzögerungen im Fluss (sowohl
Inspiration als auch Exspiration) und somit Verengungen der Luftwege erfassen und
quantifizieren können [8 ].
Die Ventilations-/Perfusionsszintigrafie ist klinischer Goldstandard zur Erfassung
von Perfusionsdefiziten im Rahmen der Diagnostik der pulmonalen Hypertonie.
Hyperpolarisierte Gase
Das Problem, welches lange eine sinnvolle Anwendung der MRT zur Diagnostik von Lungenerkrankungen
verhindert hat, ist die im Vergleich zu anderen Organen sehr geringe Dichte an Wassermolekülen
in der Lunge, welche zu einem sehr geringen Signal führt. Darüber hinaus werden durch
den unmittelbaren Übergang von Luft zu Gewebe in der Lunge Artefakte verursacht, welche
zu einer weiteren Reduktion der Bildqualität führen. Eine Lösung dieses Problems besteht
in der Verwendung von hyperpolarisierten Gasen wie 3 He oder 129 Xe, da diese durch die Hyperpolarisation (ein physikalischer Prozess, welcher zu einer
„gleichsinnigen Orientierung der Spins“ führt) ein deutlich höheres Signal erzeugen.
Es wurden zunächst für 3 He und wegen hoher Kosten und Knappheit von 3 He in den letzten Jahren zunehmend auch für 129 Xe Sequenzen entwickelt, die eine hohe Bildqualität erreichen und direkt das Gas in
der Lunge visualisieren [9 ] ([Abb. 2 ]).
Abb. 2 a Ventilationskarten mit direkter Visualisierung hyperpolarisierten 129 Xenons bei einer gesunden Probandin (65 Jahre, immer Nichtraucherin) mit guter Lungenfunktion
(FEV1 %pred 120 %, FVC%pred 122 %). Es lassen sich trotz des guten Gesundheitszustands einzelne Areale mit verminderter
Ventilation (einzelne Areale mit Pfeilen markiert) abgrenzen, was bereits als mögliche
physiologische Veränderungen im Alter beschrieben wurde [46 ]. Die Besonderheit der 129 Xenon Bildgebung ist die zusätzliche Information über im Gewebe sowie in Erythrozyten
gelöstem 129 Xenon. Hieraus lassen sich Verhältniskarten von b Parenchym zu Gasphase und c Erythrozyten zu Gasphase erstellen und daraus die Diffusionskapazität quantifizieren.
Die Erythrozytenphase zeigt hier ebenfalls ein sehr heterogenes Signal. Aktuell besitzt
129 Xenon MRT noch keine klinische Zulassung in Deutschland.
Die regionale Ventilationsinformation dieser Technik wurde in einer Reihe von Studien
eingesetzt, u. a. in der regionalen Erfassung der unmittelbaren Veränderungen nach
Gabe von Bronchodilatatoren bei Asthma [10 ].
Eine weitere Besonderheit des 129 Xenon ist, dass es bei Übertritt in das Lungenparenchym sowie noch einmal bei Übertritt
in die roten Blutkörperchen zu einer jeweils geringen Verschiebung der Resonanzfrequenz
kommt. Somit kann das Xenon in den drei Kompartimenten Gas – Lungenparenchym – rote
Blutkörperchen unabhängig voneinander gemessen werden und auf diese Weise die Diffusionskapazität
lokal quantifiziert werden [11 ] ([Abb. 2 ]).
Mittels diffusionsgewichteter Aufnahmen lassen sich darüber hinaus strukturelle Veränderungen
detektieren (siehe unter „Struktur“).
Für beide Gase liegen mittlerweile umfangreiche Erfahrungen in der Anwendung am Menschen
vor, und erste Anwendungen in der klinischen Routine von 129 Xe MRT der Lunge wurden in Großbritannien beschrieben. In Deutschland jedoch sind
Xenon, Helium und auch Fluorgase (s. u.) nicht für die klinische Routine als Test
für regionale Lungenfunktionsmessungen zugelassen und dürfen nur in Studien angewandt
werden [12 ]
[13 ].
Probleme dieser Technik sind die hohen Kosten für das Gas, wie auch für die benötigte
zusätzliche Hardware (Empfangseinheiten im Scanner sowie dem Gerät zur Hyperpolarisation)
und ein vergleichsweise hoher personeller Aufwand.
Es wurden auch Versuche unternommen, Xenon als Kontrastmittel in der Computertomografie
einzusetzen [14 ]. Aufgrund der vergleichbar hohen Strahlenexposition, insbesondere bei dynamischen
Aufnahmen, wird diese Technik jedoch auf experimentelle Anwendungen beschränkt bleiben.
Hyperpolarisierte Gase ermöglichen eine direkte Visualisierung und Quantifizierung
der Ventilation im MRT. 129-Xenon liefert darüber hinaus Informationen über die Membrandiffusionskapazität.
Die Gase sind sicher in der Anwendung am Menschen, erfordern aber einen hohen finanziellen
und technischen Aufwand und haben noch keine Zulassung für die klinische Routine in
Deutschland.
Sauerstoffverstärkte Magnetresonanztomografie
Die sauerstoffgestützte MRT der Lunge basiert auf der paramagnetischen Eigenschaft
des Sauerstoffs, die T1-Relaxationszeit von Lungengewebe bzw. des Blutes zu verringern.
Es lassen sich im Gegensatz zur MRT mit hyperpolarisierten Gasen Aufnahmen mit vorhandener
Hardware eines klinischen 1,5 Tesla MRTs erfassen. Die Sequenzen werden hierbei unter
Raumluftatmung sowie unter 100 % Sauerstoff aufgenommen und daraus Differenzkarten
berechnet, welche Informationen vorrangig über die Ventilation der Lungenareale enthalten
[15 ]. Gebräuchliche Größen zur Quantifizierung dieser Effekte sind die „oxygen transfer
function“ (OTF) [16 ] sowie Verhältniskarten von Sauerstoff- zu Raumluftakquisitionen [17 ]. Darüber hinaus lässt sich die Anflutungszeit sowie die Auswaschzeit des Sauerstoffs
mittels dynamischer Akquisition erfassen. Es konnte gezeigt werden, dass mittels dieser
Technik der Therapieeffekt von Bronchodilatatoren bei schwerem Asthma visualisiert
und quantifiziert werden kann [17 ]. Darüber hinaus konnte in einer Pilotstudie ein signifikanter Unterschied der OTF
zwischen Patienten mit fortgeschrittener chronischer Lungenabstoßung (Bronchiolitis
Obliterans Syndrom) und Patienten mit guter Organfunktion nach der Transplantation
gezeigt werden ([Abb. 3 ]). Somit könnte die OTF möglicherweise ein Parameter neben der Lungenfunktionsanalyse
zur Verlaufsbeurteilung von Lungentransplantaten sein [18 ]. Die Vorteile dieser Methode liegen in der guten Verfügbarkeit sowie der raschen
Aufnahme der gewünschten Sequenzen (je ca. 2 Minuten für Raumluft- und Sauerstoffkarten
mit einzelnem Atemanhalt von je ca. 6 Sekunden). Aufgrund der notwendigen Nachverarbeitung
ist diese Technik jedoch noch nicht im klinischen Alltag verfügbar.
Abb. 3 T1 mapping MRT der Lunge eines gesunden Probanden unter Atmung von a Raumluft und unter Atmung von b 100 % Sauerstoff. Der Sauerstoff wird in dieser Technik als Kontrastmittel verwendet,
und es können Informationen hauptsächlich zur Ventilation entnommen werden. In Studien
konnte gezeigt werden, dass c Patienten mit fortgeschrittener chronischer Abstoßung nach Lungentransplantation
eine deutlich erhöhte Heterogenität des Lungenparenchyms im T1 mapping zeigen. Dies
könnte eine frühere Erkennung der chronischen Abstoßung ermöglichen.
Die sauerstoffgestützte MRT liefert Informationen über die lokale Sauerstoffverteilung.
Fluorgasverbindungen und Magnetresonanztomografie
Im Vergleich zu hyperpolarisierten Gasen geben nicht hyperpolarisierte Fluorgasverbindungen
ein etwas geringeres MRT-Signal. Sie wurden bereits zu Beginn der 1990er Jahre in
tierexperimentellen Ansätzen verwendet. Sie sind danach mit kontinuierlichen MRT-Hardware-Verbesserungen
auch in verschiedenen Studien erfolgreich und bisher ohne nennenswerte Nebenwirkungen
zur Darstellung der regionalen Ventilation an Gesunden und lungenkranken Patienten
etabliert worden [19 ]
[20 ]. Entgegen der Eigenschaft von 129 Xenon treten die inerten Fluorgasverbindungen nicht in das Gewebe oder das Blut über
([Abb. 4 ]). Ein weiterer Vorteil dieser Gase liegt darin, dass auch kontinuierliche Atemmanöver
mit einem Gemisch mit Sauerstoff durchgeführt werden können, und somit dynamische
Serien sowohl der Anflutung wie auch des Auswaschens in der gesamten Lunge visualisiert
und auch quantifiziert werden können. Dies ist möglich zum einen, da das 19 F/O2 Gasgemisch erheblich preiswerter als hyperpolarisiertes 3 He oder 129 Xe ist und somit auch größere Mengen für dynamische Messungen gegeben werden können,
zum anderen dadurch, dass es nicht depolarisiert und dadurch mit der Zeit kein Signal
verliert [8 ]. Trotzdem sind die initialen Kosten auch für diese Technik durch die benötigten
zusätzlichen Empfangsspulen und MRT-Multikerntechnik im Moment noch sehr hoch. Auch
fehlt eine Zulassung für ein 19 F Gasgemisch für MRT-gestützte Lungenventilation in der klinischen Routine.
Abb. 4 Ventilationsaufnahmen aus dem Signal von inerten Fluorgasverbindungen. a Homogenes Signal bei einem gesunden Probanden über die gesamte Lunge. b Ventilationsausfälle (exemplarisch mit Pfeilen markiert) bei einem COPD-Patienten
in fortgeschrittenem Erkrankungsstadium.
Fluorgasverbindungen können für statische und dynamische MRT-Studien der regionalen
Lungenventilation eingesetzt werden und benötigen keine Hyperpolarisation, erfordern
jedoch ebenfalls spezielle Hardware.
Ventilation und Perfusion mittels MRT-Fourier Dekomposition (FD)
Die Methode der Fourier Dekomposition (also die mathematische Auftrennung eines Signals
in seine einzelnen Frequenzbestandteile) zur Lungenfunktionsanalyse wurde 2008 [21 ] beschrieben und in den nächsten Jahren weiterentwickelt [22 ]
[23 ]. Es konnte eine gute Übereinstimmung dieser Technik mit der konventionellen SPECT-CT
gezeigt werden [24 ]. Vorteile dieser Technik sind zum einen die Akquisition in freier Atmung, sodass
auch pulmonal eingeschränkte Patienten komfortabel untersucht werden können. Zum anderen
wird für diese Technik kein Kontrastmittel benötigt. Über ca. 8 Minuten werden hier
von der gesamten Lunge kontinuierlich Bilder mit kommerziell verfügbaren MRT-Sequenzen
aufgenommen und anschließend mittels einer Fourier-Analyse Karten generiert, welche
regionale Ventilation und Perfusion auch quantitativ erfassen ([Abb. 5 ]). In der MRT-Datenakquise ist diese Methode technisch sehr einfach und patientenfreundlich,
jedoch ist von den MRT-Geräteherstellern der FD-Nachbearbeitungsalgorithmus zur Erstellung
der Ventilations- und Perfusionskarten zurzeit noch nicht kommerziell verfügbar.
Abb. 5 Die MRT-Fourier Dekompositions-Methode liefert b Perfusionskarten und c Ventilationskarten ohne den Einsatz von gasförmigen oder intravenösen Kontrastmitteln
in freier Atmung und stellt damit zukünftig eine Alternative z. B. für Patienten mit
eingeschränkter Nierenfunktion dar. Bei diesem Patienten mit CTEPH lassen sich deutlich
die Perfusionsausfälle (Pfeile, a ) bei gleichzeitig erhaltener Ventilation erkennen. Dynamische kontrastmittelverstärkte
MR-Angiografie zum Vergleich ist in a dargestellt.
Fourier Dekompositions-MRT ermöglicht eine Quantifizierung von Ventilation und Perfusion
ohne Einsatz von Kontrastmitteln oder spezieller Hardware in freier Atmung.
Inflammation
Die Identifikation entzündlicher Läsionen in der Lunge, vorrangig pneumonischer Infiltrate,
war und ist Gegenstand der Diagnostik sowohl mittels konventioneller Röntgenaufnahmen
wie auch mittels Computertomografie. Anhand spezifischer Muster lassen sich Einschätzungen
zur Art des Erregers vornehmen und insbesondere mit der Computertomografie auch in
frühen Stadien Pneumonien gegen Differenzialdiagnosen abgrenzen [25 ]. Die konventionelle Röntgenaufnahme ist hier aufgrund der hohen Verfügbarkeit die
entscheidende bildgebende Modalität in der Verlaufsbeurteilung [1 ]. Die Computertomografie liefert aufgrund der sehr umfassenden Erfahrung mit diesem
Verfahren gerade in immunkompromittierten Patienten wichtige differenzialdiagnostische
Informationen [26 ].
Mit beiden Modalitäten ist jedoch die weitergehende Charakterisierung und insbesondere
auch Quantifizierung nicht infektiöser inflammatorischer Reaktionen nur sehr eingeschränkt
möglich.
Neuere Studien zeigen die Möglichkeit, PET-CT-Untersuchungen mit markierter Glukose
zur Quantifizierung entzündlicher Reaktionen auf. Eingesetzt wurde dies in kleinen
Studien u. a. in der Bestimmung der Aktivität der Sarkoidose.
Die relativ hohe Strahlenbelastung dieser Untersuchung verhindert zumindest aktuell
jedoch eine Anwendung des PET-CT für diese Fragestellung in der Routine, insbesondere
auch in longitudinalen Verlaufsbeobachtungen.
T2-gewichtete MRT sowie sauerstoffgestütztes T1-mapping
Eine mögliche Alternative ist auch hier die Magnetresonanztomografie. In kleineren
Pilotstudien wurde gezeigt, dass eine Quantifizierung einer unter Versuchsbedingungen
gesetzten bronchialen Entzündungsreaktion mittels eines Scoringsystems auf gängigen
Sequenzen der 1 H-MRT – und somit auf Standardgeräten – möglich ist [27 ]. Darüber hinaus gelang eine absolute Quantifizierung dieser Entzündungsreaktion,
korrelierend mit der Anzahl eosinophiler Zellen, in einer bronchoalveolären Lavage
mittels (sauerstoffgestützter) T1-mapping MRT (siehe unter „Ventilation“, [28 ]). Beide Methoden stellen vielversprechende Ansätze in der Inflammationsquantifizierung
dar, müssen aber in größeren Studien weiter evaluiert werden. Wichtige Anwendungsmöglichkeiten
in diesem Zusammenhang sind vor allem die frühe Entdeckung respiratorischer akut entzündlicher
Exazerbationen chronischer Lungenerkrankungen, z. B. auch bei der zystischen Fibrose.
Gerade in diesem Zusammenhang könnte eine lokale Therapiekontrolle eine deutliche
Verbesserung in der Therapiegestaltung und individuellen Anpassung bedeuten und somit
zu einem besseren Krankheitsverlauf für den Patienten beitragen [29 ].
Mittels T2-gewichteter Sequenzen sowie sauerstoffgestützter T1-mapping MRT konnte
in experimentellen Ansätzen eine Quantifizierung akuter entzündlicher Läsionen in
der Lunge erreicht werden.
Perfusion
Auch in der Analyse der Lungenparenchymperfusion war und ist der klinische Standard
die Szintigrafie bzw. die SPECT [6 ]. Insbesondere in der Diagnostik einer chronisch thrombembolischen pulmonalen Hypertonie
ist die Ventilations-/Perfusions-Szintigrafie die leitliniengerechte Diagnostik [7 ].
Kontrastgestützte Computertomografie
In der akuten Diagnostik von Lungenembolien hingegen wurde die Szintigrafie nahezu
vollständig durch die Angiografie mittels Computertomografie mit ihrer schnellen Durchführung
und hohen flächendeckenden Verfügbarkeit ersetzt. Lediglich in Ausnahmen für schwangere
Patientinnen bzw. bei stark eingeschränkter Nierenfunktion oder anderen Kontraindikationen
für jodhaltige Kontrastmittel ist weiterhin die Durchführung einer Szintigrafie oder
je nach Verfügbarkeit auch MRT angezeigt.
Eine Quantifizierung der Lungenparenchymperfusion ist mit der Standard-CT-Angiografie
nicht möglich. Es können jedoch verschiedene Perfusionsmuster wie z. B. Mosaikperfusion
bei chronischer Lungenembolie dargestellt werden. Eine Alternative stellt die Berechnung
von Jodkarten mittels Dual-Energy-CT-Geräten dar, welche das Kontrastmittel mittels
einer Aufnahme während der Parenchymphase separat visualisieren und somit eine Abschätzung
der Lungenparenchymperfusion ermöglichen ([Abb. 6 ]).
Abb. 6a a In der Diagnostik akuter Lungenembolien ist die CT-Angiografie der aktuelle Goldstandard
mit schneller und sicherer Erkennung der Thrombusformationen (weißer Pfeil). b – d Mittels Dual-Energy Computertomografie lassen sich nach Gabe von jodhaltigem Kontrastmittel
Jodkarten des Lungenparenchyms erstellen und somit die Parenchymperfusion evaluieren.
Damit können z. B. bei Patienten mit chronisch thrombembolischer pulmonaler Hypertonie
Areale mit Perfusionsausfällen/-minderungen (rote Pfeile) erkannt werden.
In der Akutdiagnostik von Lungenembolien ist die CT-Angiografie der Pulmonalgefäße
das diagnostische Verfahren erster Wahl.
Kontrastmittelgestützte MRT
Die kontrastmittelgestützte Angiografie stand bereits vor den ersten CT-Angiografien
zur Verfügung und wird heute hauptsächlich in der Diagnostik von Arterienstenosen,
aber auch bei Vaskulitiden eingesetzt. Grundsätzlich ist hiermit eine Detektion einer
akuten Lungenembolie wie mit der CT – wenn auch mit geringerer Auflösung – möglich.
Aufgrund der etwas geringeren Test-Performance spielt dies im klinischen Alltag jedoch
nur in Ausnahmen eine Rolle [30 ].
Eine Weiterentwicklung dieser Technik stellen dynamische Angiografie-Sequenzen mit
zeitlich sehr hoher Auflösung (ca. 1 Sekunde pro 3D-Datensatz) dar ([Abb. 7 ]). Mit diesen wird die serielle Aufnahme eines Kontrastmittelbolus möglich und mittels
Nachbearbeitung lässt sich hieraus eine Quantifizierung der Lungenperfusion in ml
pro Minute und 100 ml Gewebe errechnen [31 ]
[32 ].
Abb. 7 Zeitlich hochaufgelöste MR-Angiografie (ca. 1 s pro 3D-Volumen): Der Kontrastmittelbolus
lässt sich genau erfassen und somit nach der a Rechtsherzphase genau die b Parenchymphase des Kontrastmittels auf Perfusionsausfälle (exemplarisch: rote Pfeile)
bei diesem Patienten mit CTEPH untersuchen. c In der aortalen Phase dann zusätzliche Kontrastierung über Bronchialarterien bzw.
verzögerte Perfusion durch die Pulmonalarterien. d Aus der dynamischen Angiografie berechnete Perfusionskarte zur Quantifizierung des
Blutflusses im Lungenparenchym (ml/100 ml/min) mit deutlichen Perfusionsminderungen
(exemplarisch: weiße Pfeile).
Mit dieser Technik lassen sich Perfusionskarten erstellen, welche insbesondere bei
chronischen Embolien einen Perfusionsausfall darstellen können, und somit u. a. in
der Beurteilung des Therapieerfolgs nach pulmonaler Thrombendarterektomie eingesetzt
werden können [33 ]. In weiteren Studien wird derzeit evaluiert, ob die kontrastmittelgestützte MRT
die Szintigrafie im Rahmen der Diagnostik der pulmonalen Hypertonie ersetzen kann.
Auch konnte mit dieser Technik gezeigt werden, dass im Vergleich zu Rauchern ohne
COPD der pulmonale parenchymale Blutfluss bei Patienten mit leichter COPD deutlich
erniedrigt ist [32 ].
Zeitlich hochaufgelöste kontrastmittelgestützte MRT-Angiografien sind allgemein verfügbar
auf aktuellen MRT-Geräten und liefern eine dynamische Darstellung der regionalen Lungenparenchymperfusion.
Fourier Dekomposition
Wie bereits unter Ventilation beschrieben, ist diese Technik auch zur Quantifizierung
der Lungenperfusion ohne Gabe eines Kontrastmittels geeignet. Im Rahmen der Diagnose
der chronisch thrombembolischen pulmonalen Hypertonie konnte hier eine sehr hohe Übereinstimmung
mit der kontrastmittelgestützten MRT nachgewiesen werden [34 ], sodass diese Technik zukünftig als Alternative z. B. für Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion zur Verfügung steht [35 ] ([Abb. 5 ]).
Struktur
Der aktuelle Standard für die Erfassung der Struktur der Lunge ist im klinischen Alltag
die Computertomografie. War es zu Beginn noch eine separate Anforderung, ist das „high
resolution CT“ (HRCT) mit der aktuellen Gerätegeneration mit Akquisition einer hoch
aufgelösten Spirale über den gesamten Thorax de facto der Standard geworden. Lediglich
in der Wahl des Rekonstruktionskernels werden ggf. noch Unterschiede zwischen den
verschiedenen Protokollen gemacht, sodass eine gezielte Anforderung eines HRCT noch
sinnvoll ist und mit dem Radiologen besprochen werden sollte. Die CT lässt eine morphologische
Charakterisierung der pathologischen Veränderungen einer Lungenerkrankung zu [2 ]
[3 ]
[4 ].
Über die rein deskriptive Analyse der Veränderungen und deren Lokalisation in verschiedenen
Lungenabschnitten hinaus wurden in den letzten Jahren eine Reihe von Parametern entwickelt,
die eine teils automatisierte Quantifizierung pathologischer Veränderungen erlauben.
Diese Techniken sind mittlerweile gut verfügbar, haben aber noch einen relativ geringen
Stellenwert in der alltäglichen Diagnostik. Basierend auf mehreren großen Multicenterstudien
wird sich dies aber in absehbarer Zukunft ändern.
Quantitative Computertomografie
Insbesondere bei der COPD wurden mehrere Parameter evaluiert, welche eine Quantifizierung
unterschiedlicher Aspekte der Lungenstruktur und damit eine Differenzierung unterschiedlicher
COPD-Phänotypen ermöglichen [36 ]
[37 ]. Die meisten Erfahrungen liegen hierbei in der Quantifizierung des Emphysems vor
[5 ]. Die Emphysemausdehnung wird hier mittels eines vorgegebenen Grenzwertes für die
Dichte (alle Voxel unterhalb einer Dichte von − 950 HU werden als Emphysem klassifiziert)
quantifiziert (low attenuation area < − 950, LAA < −950
). Neben dem Emphysem ist eine weitere wichtige pathophysiologische Komponente der
COPD das „airway-remodeling“. Da die Auflösung der Computertomografie nicht ausreicht,
eine direkte Visualisierung der kleinsten Luftwege vorzunehmen, wurden verschiedene
Parameter zur Messung der mittleren bis großen Luftwege etabliert, die weiterhin nebeneinander
existieren. Die am häufigsten verwandten Parameter sind das Verhältnis der Wanddicke
zur Gesamtquerschnittsfläche der Luftwege (percentage wall area, %WA ) sowie der Pi10
(Wurzel des Anteils der Wanddicke am Gesamtdurchmesser eines aus dem gesamten Bronchialsystem
ermittelten theoretischen Bronchus mit einer Dicke von 10 mm). Der letztgenannte Parameter
wurde entwickelt, um eine höhere Vergleichbarkeit der gemessenen Werte zwischen verschiedenen
Patienten zu gewährleisten. In der norwegischen GenKOLS-Studie konnte gezeigt werden,
dass ein erhöhter Emphysemanteil bei COPD-Patienten mit einer erhöhten Mortalität
korreliert und der Pi10 bei Patienten mit höheren Emphysemanteilen zusätzlich mit einer erhöhten Sterblichkeit
einhergeht [38 ].
Eine weitere Möglichkeit zur Erfassung des „small airway disease“ ist die Quantifizierung
von „gas trapping“ auf Exspirationsaufnahmen, also der Areale mit herabgesetzter Dichte
bei möglichst vollständiger Exspiration (Areale mit Dichte < − 856HU auf Exspirationsaufnahmen,
LAA < −856
). Ein Fehler, der bei dieser Messung entsteht, sind emphysematöse Areale, welche
zu einer falsch hohen Einschätzung des air trapping mittels des LAA < −856 führen.
Zur Verbesserung dieser Methode wurde daher das parametric response mapping eingeführt, welches eine Aufnahme in Exspiration und Inspiration mittels Bildregistrierung
ineinander überführt ([Abb. 8 ]). Anschließend werden dann das Emphysem sowie air trapping unabhängig vom Emphysem
als fSAD (functional Small Airway Disease) berechnet [39 ]. In einer kürzlich veröffentlichten Analyse der COPDgene-Studie konnte gezeigt werden,
dass insbesondere das fSAD mit einer progredienten Verschlechterung der FEV1 in den folgenden fünf Jahren korreliert [40 ]. Weitere Studien müssen nun zeigen, ob aus diesen Informationen Subgruppen generiert
werden können, für die dann individuelle Therapieansätze eingesetzt werden können.
Abb. 8 Parametric response mapping. Mittels automatischer Nachverarbeitung lässt sich aus
einem Scan in Inspiration a und Exspiration eine Parameterkarte b berechnen, welche das normale Lungengewebe c , den Emphysemanteil d sowie den Anteil der Erkrankung der kleinen Luftwege (functional small airway disease)
visualisieren und quantifizieren. In diesem COPD-Patienten im Stadium GOLD IV ist
das ausgeprägte Emphysem neben dem ebenfalls ausgeprägten Areal mit small airways
disease zu erkennen.
Auch das Ausmaß einer Lungenfibrose lässt sich mittels Nachverarbeitung der Computertomografiedaten
quantifizieren. Die hierbei erhobenen Parameter wurden an Patienten mit idiopathischer
pulmonaler Fibrose untersucht, und es wurde eine Korrelation mit dem Überleben der
Patienten gezeigt [41 ].
Mittels automatisierter Verfahren zur Auswertung computertomografischer Aufnahmen
lassen sich relevante Parameter zur Typisierung von COPD-Patienten generieren. Insbesondere
die Quantifizierung des „small airway disease“ und des Emphysems mittels parametric
response mapping liefert hierbei prognostische Informationen.
MRT mittels hochauflösender Sequenzen
Die MRT lieferte im Bereich der Lunge bislang nur eine sehr geringe Auflösung und
aufgrund der geringen Protonendichte im Lungenparenchym nur ein unzureichendes Signal,
sodass eine dem CT vergleichbare Analyse der Lungenstruktur bislang nicht möglich
war. Neue Sequenzen mit sehr kurzen Echozeiten (sogenannte UTE-Sequenzen: ultrashort
time to echo) von < 100 Mikrosekunden füllen jetzt diese Lücke und erlauben Auflösungen
von 1 mm isovolumetrisch [42 ]. Es wurde gezeigt, dass hiermit Scoringverfahren in der Quantifizierung der zystischen
Fibrose (CF) gleiche Ergebnisse liefern wie auf CT-Aufnahmen [43 ]. Darüber hinaus konnten bereits frühe Veränderungen erkannt werden [44 ], sodass die MRT als Bildgebung ohne ionisierende Strahlung in Zukunft bei jungen
CF-Patienten zur longitudinalen Beobachtung eingesetzt werden könnte.
Über die Berechnung von diffusionsgewichteten Aufnahmen hyperpolarisierter Gase in
der Lunge ist eine Bestimmung relativer Alveolargrößen möglich, sodass hiermit Mikrostrukturveränderungen
der Lunge erkannt werden können [45 ]. Aufgrund der o. g. Einschränkungen in der Verfügbarkeit dieser Technik spielt dies
aktuell aber in der Klinik noch keine Rolle.
Neue hochauflösende UTE-Sequenzen in der Magnetresonanztomografie liefern mit dem
CT nahezu vergleichbare Bildqualität und ermöglichen somit eine kombinierte funktionelle
und morphologische Untersuchung mit einer Modalität.
Die zunehmende Spezialisierung von Therapien sowie die Identifikation einzelner Pathomechanismen
pulmonaler Erkrankungen wie der COPD, dem Asthma oder auch der pulmonalen Hypertonie
sowie der zystischen Fibrose werden in der Zukunft die Identifikation relevanter Subgruppen
von Erkrankten erforderlich machen. Neben den lange etablierten klinischen Verfahren,
wie der Lungenfunktionsanalyse mittels Bodyplethysmografie oder standardisierten Tests
wie dem 6-Minuten-Gehtest, stellen die hier vorgestellten bildgestützten Verfahren
mit ihrer zusätzlichen örtlichen Information vielversprechende Ansätze dar. Aus der
vorangegangenen Darstellung wird deutlich, dass mit der Computertomografie bereits
heute klinisch relevante Subgruppen mittels quantitativer Parameter identifiziert
werden können. Die Magnetresonanztomografie hat sich in den letzten Jahren sehr stark
auf dem Gebiet der funktionellen Lungenbildgebung weiterentwickelt. Ein erneuter Blick
auf [Abb. 1 ] lässt erahnen, dass zukünftig eine umfassende Analyse sämtlicher relevanter Parameter
als Ventilations-, Inflammations-, Perfusions- und Strukturanalyse in einer Untersuchung
möglich sein kann. Unabdingbar hierbei ist die enge Zusammenarbeit zwischen Pneumologie
und Radiologie, um gemeinsam eine Diagnostik zu entwickeln, die relevante Informationen
möglichst rasch und für den Patienten schonend generiert und dabei eine verbesserte
Therapie ermöglicht.