Der Klinikarzt 2016; 45(11): 572
DOI: 10.1055/s-0042-118678
Forum der Industrie
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Certoparin bei internistischen Akutpatienten

Thromboembolie-Risiko sicher minimieren
Alexander Kretzschmar
1   München
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Publication Date:
29 November 2016 (online)

 

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Internistische Akutpatienten haben ein ähnlich hohes Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) wie chirurgische Patienten. Im Krankenhaus besitzt jedoch die VTE-Prophylaxe in internistischen Fächern noch nicht die notwendige Beachtung, die sie angesichts der hohen Mortalität und der steigenden Zahl internistischer Risikopatienten verdient, meinte Prof. Hanno Riess, Berlin, auf dem Angiologenkongress 2016. Neben Fondaparinux (Arixtra®) sind niedermolekulare Heparine (NMH) Medikamente der ersten Wahl. Das NMH Certoparin (Mono-Embolex®) erleichtert hier mit seiner fixen Einmaldosis das Patientenmanagement.

VTE-Prophylaxe bei allen internistischen Akuterkrankungen indiziert

VTE besitzen eine hohe Mortalität, obwohl viele Risikofaktoren erkannt und wirksame Prophylaxe-Strategien verfügbar sind. Ein Risikofaktor ist auch das Krankenhaus. Hier sollten nicht nur postoperative Patienten, sondern auch nicht-chirurgisch, konservativ behandelte Patienten verstärkt im Fokus der Prophylaxe-Bemühungen stehen, so Riess. Dies ist umso wichtiger als der Anteil ernsthaft Erkrankter deutlich gestiegen und das Risiko komplizierender VTE deutlich erhöht ist.

VTE-Prophylaxe: cave Unterdosierung

Internistische Akutpatienten haben ein ähnlich hohes thromboembolisches Risiko wie chirurgische Patienten [1]. Dies spiegelt sich bei der VTE-Prophylaxe laut Riess noch nicht ausreichend wider. Certoparin ist das erste und bisher einzige NMH, das in der Prophylaxe und Therapie, außer bei Hämodialyse-Patienten, unabhängig vom Körpergewicht in fixer Dosierung eingesetzt wird [3]. Mit der Certoparin-Fixdosis werden alle Patienten abgedeckt. Damit wird eine gefährliche Unterdosierung bei Patienten mit unklarem VTE-Risiko vermieden. Die lange Halbwertszeit der Faktor-Xa-Hemmung ermöglicht eine einfache, patientenfreundliche Einmalgabe pro Tag [3].

Neben den expositionellen Risikofaktoren wie akute Erkrankungen, z. B. Infektionen oder COPD-Exazerbationen, und Bettlägerigkeit erhöhen auch Komorbiditäten und das meist höhere Lebensalter als dispositionelle Risikofaktoren das VTE-Risiko [1]. Die 2015 revidierten S3-Leitlinien zur VTE-Prophylaxe haben hier einen pragmatischen Ansatz gewählt und sehen bei allen internistischen Akuterkrankungen mit Bettlägerigkeit eine Indikation für eine medikamentöse VTE-Prophylaxe mit NMH und Fondaparinux (Arixtra®) [1].

Die größte prospektive Vergleichsstudie mit akut erkrankten internistischen, hospitalisierten Patienten ist die CERTIFY-Studie. 3244 Patienten (mittleres Alter: 78 Jahre) erhielten Certoparin oder UFH über im Mittel 9 Tage. Primärer kombinierter Endpunkt war eine proximale TVT, symptomatische nicht-tödliche Lungenembolie und Tod infolge VTE. Gegenüber dem UFH war Certoparin beim primären Endpunkt mindestens ebenbürtig (Certoparin: 3,94 %; UFH: 4,52 %; p = 0,0001 für Nicht-Unterlegenheit). Die Inzidenz von Blutungen war mit 3,2 % unter Certoparin versus 4,6 % unter UFH signifikant geringer (p < 0,05). Schwere Blutungen waren unter Certoparin mit 0,4 % versus 0,6 % unter UFH vergleichbar selten.


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Sichere Antikoagulation auch bei schwerer Niereninsuffizienz

Eingeschlossen wurden in CERTIFY auch Patienten, die in Studien meist ausgeschlossen werden, beispielsweise mit schwerer Niereninsuffizienz oder mit deutlich reduzierter Mobilität. Riess: „Diese Patientenpopulation spiegelt aber die klinische Realität wieder.“ Eine Subgruppenanalyse bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min; n = 189) zeigt, dass Certoparin bei diesen Patienten beim kombinierten Wirksamkeitsendpunkt ebenso wirksam war wie unfraktioniertes Heparin (UFH), aber mit insgesamt signifikant weniger Blutungen (Certoparin: 5/95; UFH: 13/92; p = 0,04), weniger schweren Blutungen (2/97 versus 4/97; p = n. s.) und weniger schweren unerwünschten Ereignissen (11/97 versus 17/97; p = n.s.). Bei Patienten mit distaler TVT gab es einen nicht signifikanten Trend zugunsten von Certoparin.


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S3-Leitlinie empfiehlt VTE-Prophylaxe bei konservativen Patienten für 6–14 Tage

Die S3-Leitlinie empfiehlt eine VTE-Prophylaxe bei konservativen Patienten für 6–14 Tage. Im klinischen Alltag besteht das VTE-Risiko über diese Zeit hinaus fort. Versorgungsstudien zeigen , dass nach der Entlassung aus dem Krankenhaus die meisten VTE in den ersten 4 Wochen auftreten [4]. Die Antikoagulation ist daher beim heutigen Entlassmanagement ein wichtiges Thema. Internistische Patienten werden heute mit der Empfehlung entlassen, gemäß den Leitlinien eine Thromboseprophylaxe mit NMH über 6–10 Tage fortzuführen [1]. Gibt es eine Indikation für eine längere Dauer, sollte dies der Arzt in seinem Entlassungsbrief deutlich machen. Besonders für früh entlassene Patienten sei es wichtig, dass die Krankenhäuser dem Arzt möglichst detaillierte Empfehlungen für die weitere Versorgung geben, empfahl Riess.

Quelle: Satellitensymposium „Antikoagulation: Breites Spektrum – individuelle Lösungen?“, 17. Dreiländertagung 2016 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Angiologie, am 9. September 2016 in Dresden. Veranstalter: Aspen Germany GmbH, München.

Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Aspen Germany GmbH.


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