Der Klinikarzt 2016; 45(11): 569
DOI: 10.1055/s-0042-120074
Forum der Industrie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesie und Intensivmedizin

Der Acetylcholinspiegel als Marker und therapeutischer Ansatz?
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. November 2016 (online)

 

#

Bei Entzündungsreaktionen nach Operation und Trauma sowie bei der Entstehung des postoperativen Delirs spielt das cholinerge System eine wesentliche Rolle. Die Erfassung der Aktivität von Butyrylcholinesterase und Acetylcholinesterase als Indikator für pathologische Veränderungen wurde in diversen Studien geprüft. Auch dürfte die Gabe von Physostigmin (Anticholium®) die inflammatorische Reaktion günstig beeinflussen. Einschlägige Forschungsarbeiten standen im Fokus eines Symposiums, das anlässlich des Hauptstadtkongresses der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin (HAI) am 16. September 2016, unter anderem unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Wesley Ely, Nashville, Tennessee, USA, in Berlin stattfand.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein operativer Eingriff bewirkt über ein Absinken der zerebralen ACh-Konzentrationen eine Neuroinflammation und gleichzeitig die Eindämmung der Entzündung in der Peripherie. Die Gabe von Physostigmin führt zu einem Anstieg der zerebralen ACh-Spiegel und einer Herunterregulation entzündungsassoziierter Gene.

  • Bei Sepsis besteht eine Dysbalance zwischen Hyper- und Hypoinflammation, wobei beide Phasen vital bedrohlich sind. Eine frühe Diagnose der inflammatorischen Antwort könnte durch zeitgerechte Intervention die Überlebenschancen des Patienten verbessern.

  • Nach schwerem Verletzungstrauma zeigt die Änderung der Aktivität der BChE laut Point-of-Care-Messung innerhalb einer Stunde das Auftreten einer inflammatorischen Response an.

  • Kardiochirurgische Patienten, die ohne Herzlungenmaschine operiert wurden und danach ein Delir entwickeln, weisen am Operationstag sowie am ersten postoperativen Tag einen signifikanten Abfall der BChE-Aktivität auf. Der BChE-Messung im peri- und postoperativen Setting könnte künftig ein klinischer Stellenwert zukommen, weitere Untersuchungen sind jedoch erforderlich.

  • Einer Studie zufolge kann die Delirinzidenz bei kardiochirurgischen Patienten auf der Intensivstation mit zusätzlichen Maßnahmen zur Orientierung nicht reduziert werden. AChE und BChE zeigten bei Patienten mit und ohne Delir vergleichbare Verläufe.

  • Die App „DelirCheck“ erlaubt eine unkomplizierte klinische Einstufung von Patienten anhand von etablierten Delir-Scores.

Quelle: Dr. Franz Köhler Chemie GmbH, Bensheim, www.koehler-chemie.de


#
#