Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(09): 606-617
DOI: 10.1055/s-0042-120231
Topthema
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Katastrophen- und Zivilschutz in Deutschland

Disaster Control and Civil Protection in Germany
Maximilian Kippnich
,
Barbara Kowalzik
,
Rudolf Cermak
,
Uwe Kippnich
,
Peter Kranke
,
Thomas Wurmb
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Publication History

Publication Date:
08 September 2017 (online)

Zusammenfassung

Das Zugunglück von Bad Aibling, Terroranschläge, aber auch die Hochwasserlagen der letzten Jahre haben gezeigt, mit welchen Schadensereignissen in Deutschland zu rechnen ist. Für solche zivilen Einsatzlagen gibt es in Deutschland im Rahmen der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr den Katastrophenschutz. Hinzu kommt der Zivilschutz, der dem Schutz der Bevölkerung bei militärischen Einsatzlagen dient. Dieser Beitrag stellt die beiden Systeme vor.

Abstract

The train crash of Bad Aibling/Germany in February 2016 and the terrorist attacks of the recent years in Europe have demonstrated the urgent need to be prepared for such disastrous events. Disaster preparedness and disaster control are very important governmental duties, as are civil protection and civil defense. In Germany the responsibility for those tasks are divided between the 16 “Länder” and the Federation. While the Federation takes care of the civil protection and disaster assistance, the Länder are responsible for disaster control. The presented article focuses on these issues and gives valuable insights into the German system of disaster control and civil protection with a focus on health protection.

Kernaussagen
  • Die Großschadensereignisse der letzten Jahre in Deutschland haben die Bedeutung des komplexen Hilfeleistungssystems hervorgehoben. Dieses besteht aus Einheiten des Rettungsdienstes, des Katastrophenschutzes, der länderübergreifenden Katastrophenhilfe und des Zivilschutzes.

  • Ein Massenanfall von Notfallpatienten und Betroffenen kann im Rahmen eines Großschadensereignisses, einer Katastrophe oder im Verteidigungsfall auftreten.

  • Der Katastrophenschutz verstärkt den Regelrettungsdienst durch Hinzuziehen ehrenamtlicher Kräfte.

  • Während der Rettungsdienst und der Katastrophenschutz in der Verantwortlichkeit der Bundesländer liegen, obliegt der Zivilschutz dem Bund.

  • Die Einheiten des Katastrophenschutzes sind in Schnelleinsatzgruppen (SEG) gegliedert. Für den medizinischen Bereich werden die SEG Behandlung und die SEG Transport vorgehalten.

  • Bei überregionalen Einsätzen werden verschiedene SEG zu Verbänden (in Bayern auch Kontingente genannt) zusammengefasst. Man unterscheidet zwischen einem Hilfeleistungskontingent Standard, Transport und Betreuung.

  • Der Katastrophenschutz kann überregional durch taktische Einheiten des Bundes unterstützt werden, z. B. durch eine Medizinische Task Force.

  • In der Initialphase eines Großschadensereignisses übernimmt der Notarzt zusammen mit dem ersteintreffenden Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter die vorläufige Einsatzführung. Im weiteren Einsatzverlauf kann der Notarzt sowohl medizinisch als auch taktisch eingesetzt werden.

  • Einsatzführung verläuft nach definierten Regeln. Neben dem Führungskreislauf können das sog. GAMS-Schema und das sog. AAAACEEEE-Schema zur strukturierten Einsatzabarbeitung dienen.