Der Klinikarzt 2016; 45(11): 574
DOI: 10.1055/s-0042-120403
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Fortgeschrittenes Lungenemphysem

RENEW-Studie zeigt verbesserte Lebensqualität nach Behandlung mit endobronchialen Coils
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Publication Date:
29 November 2016 (online)

 

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Mit der in weltweit 26 Zentren durchgeführten RENEW-Studie wurde kürzlich die dritte randomisierte kontrollierte klinische Studie zur Behandlung des fortgeschrittenen Lungenemphysems mit endobronchialen Coils in JAMA publiziert. Wie in den vorangegangenen Publikationen wurde der primäre Endpunkt (in der RENEW-Studie Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke im Vergleich zur Kontrollgruppe nach 12 Monaten) erreicht. Die Lebensqualität – gemessen anhand des St. George’s Respiratory Questionnaire (SGRQ) – verbesserte sich nach 12 Monaten im Vergleich zur Kontrollgruppe um 8,9 Punkte. Das dokumentierte Sicherheitsprofil entsprach den Erwartungen für eine Population von hauptsächlich GOLD IV-Patienten. Des Weiteren lieferte die Studie neue Erkenntnisse darüber, wie verschiedene Subgruppen auf die Behandlung mit endobronchialen Coils ansprechen [1].

Die Lebensqualität von Patienten mit einem fortgeschrittenen Lungenemphysem ist häufig stark eingeschränkt. Alltagstätigkeiten wie Einkaufen und Treppensteigen sind mit teils starker Atemnot verbunden. Seit einigen Jahren steht für diese Patienten die minimal-invasive Behandlung mit Coils zur Verfügung. Die Coils aus Nitinol werden in den subsegmentalen Atemwegen platziert und sollen benachbarte Lungenareale offen halten, um das Kollabieren der Atemwege und Lufteinschlüsse zu verringern. Die Coil erhöht die Spannkraft des umliegenden Gewebes, wodurch die Rückstellkraft gesteigert und die Luft in gesündere Lungenbereiche umgeleitet wird. Endobronchiale Coils können sowohl bei homogenem als auch heterogenem Lungenemphysem eingesetzt werden und sind unabhängig von kollateraler Ventilation [1] [4].

Verbesserte Lebensqualität nach 12 Monaten

In die RENEW-Studie wurden 315 Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem eingeschlossen [1]. Die Patienten spiegelten ein breites klinisches Kollektiv mit einem erheblichen Anteil an Komorbiditäten wider. Insgesamt wurden 46 % der tatsächlich gescreenten Patienten in die Studie eingeschlossen. Aus den Ergebnissen der neu publizierten Studie geht eine statistisch signifikante Verbesserung (p ≤ 0,001) der Lebensqualität zwischen den Gruppen, gemessen am SGRQ, hervor. Nach 12 Monaten wurde im Vergleich zur Kontrollgruppe ein im Durchschnitt um 8,9 Punkte besserer Wert gemessen, was der doppelten Minimal Clinically Important Difference (MCID) dieses Parameters entspricht [1], [5].

„Der SGRQ spiegelt die Verminderung der Atemnot im Alltag erfahrungsgemäß gut wider“, erklärt Prof. Dr. Dirk Skowasch, Bonn. Signifikante Verbesserungen (p = 0,02) bei jeweils 12 Monaten zeigten sich auch im primären Studienendpunkt, dem 6-Minuten-Gehtest (6MWT), mit einem Median von 14,6 m Unterschied zwischen den Gruppen sowie in der Lungenfunktion (medianer Unterschied im FEV1: 7 %; p < 0,001). Während des einjährigen Studienzeitraums zeigte sich in der Behandlungsgruppe kein Anstieg der Mortalitätsrate verglichen mit der Kontrollgruppe. Die am häufigsten beobachteten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse waren Entzündungen der unteren Atemwege und COPD-Exazerbationen. Sie traten vor allem in den ersten 9–12 Monaten nach dem Eingriff auf [1].


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Patientenselektion: Relevanz von Komorbiditäten

Neben der Verbesserung der Lebensqualität, der körperlichen Belastbarkeit und der Lungenfunktion konnte die RENEW-Studie die Relevanz von Komorbiditäten bei starker Atemnot aufzeigen. Dies ist für die Auswahl der geeigneten Patienten wichtig, da Patienten, deren Atemnot aus einem fortgeschrittenen Lungenemphysem resultiert, eher von der Therapie profitieren. „Die Daten bestätigen aus meiner Sicht die in Deutschland bereits gängige Behandlungspraxis, komorbide Patienten mit einem schlechten Gesamtzustand nicht mit endobronchialen Coils zu behandeln“, erklärt Prof. Dr. Dirk Skowasch, Bonn. So können der RENEW-Studie zufolge hingegen von einer Coil-Behandlung vor allem Patienten profitieren, deren Atemnot ausschließlich oder zum Großteil durch das Lungenemphysem hervorgerufen wird, und damit nicht etwa durch eine Herzerkrankung oder starkes Übergewicht bedingt ist. Der Unterschied der medianen Gehstrecke bei Patienten mit keinen bzw. wenigen Begleiterkrankungen (0–3) verglichen mit der Kontrollgruppe betrug im 6MWT 21,0 m, während bei mehr als 4 Komorbiditäten nach einer Behandlung mit Coils keine deutliche Verbesserung erzielt werden konnte.

„Die Ergebnisse aus RENEW lassen den Schluss zu, dass ein erfahrener interventioneller Pneumologe bei Patienten, deren Atemnot in erster Linie auf ein fortgeschrittenes Lungenemphysem – und nicht auf Komorbiditäten wie Herzerkrankungen oder Adipositas – zurückzuführen ist, bessere Ergebnisse erzielen könnte. Dies deckt sich mit unseren Erfahrungen aus der Klinik“, fasst Prof. Dr. Dirk Skowasch, Bonn, zusammen. Basierend auf den Studienergebnissen erscheint zudem eine Behandlung ab einem Residualvolumen ≥ 225 % empfehlenswert [1].

Quelle: Pressemitteilung von PneumRx GmbH, Düsseldorf.


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