Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(02): 153-154
DOI: 10.1055/s-0042-121138
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Neues zum Typ-2-Diabetes

Contributor(s):
Hellmut Mehnert
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Publication Date:
08 May 2017 (online)

Darmflora

Was tut sich beim Typ-2-Diabetes heute noch Neues? Offenbar existieren enge Beziehungen zwischen Diabetes, Adipositas und Darmflora! Die Darmflora spielte vor ca. 50 Jahren noch eine Rolle, als man „schädliche“ Colibakterien von nützlichen Mikroorganismen dieser Art unterscheiden wollte. Dies erwies sich später als falsch: Man stellte fest, dass die Darmflora nicht von Coli-, sondern v. a. von Bifidusbakterien dominiert ist. Nachdem diese Bakterienflora jahrelang nicht beachtet wurde, gibt es nun zahlreiche Untersuchungen, die die Beziehungen zwischen Darmflora, Diabetes und Adipositas klären helfen.

Das Mikrobiom im Dickdarm besteht aus ca. 1014 Mikroben (Bakterien, Viren und Protozoen) − gewichtsmäßig immerhin fast 2 kg. Das Mikrobiom besitzt 10-mal mehr Gene als der menschliche Körper und ist zum großen Teil noch unerforscht. Es besteht eine Wechselwirkung der Mikroben mit den Grenzflächen im Darm, was zahlreiche Auswirkungen auf eine Krankheitsentstehung haben kann. Etwa die Hälfte der Darmbakterien findet sich bei allen Menschen, die andere Hälfte unterscheidet sich aber erheblich − Umwelteinflüsse (Ernährung!) spielen hier eine große Rolle. Assoziationsstudien haben demonstriert, dass Abweichungen im Mikrobiom mit Übergewicht, Arteriosklerose, Diabetes und anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Bakterien, bei denen vermehrt Butyrat im Stoffwechsel entsteht, sind offenbar günstig für den Glukosestoffwechsel und reduzieren das Diabetesrisiko. So haben diätetische Interventionen einen deutlichen Einfluss auf das Genmuster der Darmflora gezeigt. Auch mit der Verabreichung von „gesundem“ Stuhl in Kapselform will man eine bessere Stoffwechselsituation erreichen.