Pneumologie 2017; 71(01): 7
DOI: 10.1055/s-0042-121963
Pneumo-Fokus
Spontaner Pneumothorax
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Niedrige Komplikationsrate nach thorakoskopischer Therapie

Cardillo G et al.
Primary spontaneous pneumothorax: a cohort study of VATS with talk poudrage .

Thorax 2016;
71: 847-853
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Publication History

Publication Date:
23 January 2017 (online)

 

    Video-assistierte thorakoskopische Eingriffe werden zunehmend in der Behandlung des rezidivierenden oder persistierenden primären spontanen Pneumothorax eingesetzt. Unklar ist bisher, wie das Verfahren bezüglich Rezidiv- und Komplikationsrate abschneidet, vor allem auch im Vergleich zur offenen Thorakotomie.

    Eine Arbeitsgruppe um G. Cardillo ging dieser Frage nun in der bisher größten prospektiven Studie nach. Eingeschlossen wurden Patienten, die sich zwischen 2000 und 2012 einem Video-assistierten thorakoskopischen Eingriff aufgrund eines Pneumothorax unterzogen. Bei allen Patienten kam auch Talkum-Puder zum Einsatz, das unter direkter visueller Kontrolle appliziert wurde. Ausgeschlossen waren Patienten mit einer bekannten Lungenerkrankung oder nach einem Trauma. Die klinische und radiologische Nachbeobachtung erstreckte sich im Median über 8,5 Jahre, mindestens jedoch über 2 Jahre.

    In die Analyse gingen insgesamt 1380 Patienten im medianen Alter von 25,3 Jahren mit einem primären spontanen Pneumothorax ein, davon 76,2 % Männer. Die häufigste Indikation für den Eingriff bestand in einem Rezidiv-Pneumothorax (92,2 %), gefolgt von einer persistierenden Leckage (6,5 %). Die Komplikationsrate nach Thorakoskopie lag bei 2,0 %, wovon 1,7 % in einer prolongierten Leckage bestanden, die gesamte Rezidivrate bei 1,9 % (n = 26). Die mediane Liegezeit betrug 5,4 Tage, kein Patient war in der Folge des Eingriffs verstorben. 592 Patienten (43 %) rauchten zum Zeitpunkt des Eingriffs, und bei ihnen lag die Rezidivrate signifikant höher: Rezidive traten bei 4,2 % von ihnen auf (n = 24), wohingegen dies nur bei 0,2 % der Nichtraucher (n = 2) der Fall war. Auch war die Rezidivrate bei Patienten höher, bei denen Bullae übernäht worden waren im Vergleich zu Patienten mit alleiniger Talkum-Applikation (3,8 % vs. 0,3 %).

    Fazit

    Laut Autoren belegt die Studie eine niedrige Komplikations- und Rezidivrate bei der Video-assistierten Thorakoskopie mit Talkum-Applikation für Patienten mit einem primären spontanen Pneumothorax. Der deutliche Unterschied bezüglich der Rezidivrate zwischen Rauchern und Nichtrauchern zeige, dass Rauchen für diesen Eingriff ein wichtiger Prognosefaktor ist.

    Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen


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