Pneumologie 2017; 71(01): 7
DOI: 10.1055/s-0042-121980
Pneumo-Fokus
Idiopathische Lungenfibrose
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nintedanib nutzt auch bei erhaltenem Lungenvolumen

Kolb M et al.
Nintedanib in patients with idiopathic pulmonary fibrosis and preserved lung volume.

Thorax 2016;
DOI: 10.1136/thoraxjnl-2016-208710.
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Publication History

Publication Date:
23 January 2017 (online)

 

    Der klinische Verlauf einer idiopathischen Lungenfibrose lässt sich schwer voraussagen: Einige Patienten zeigen einen raschen Progress, andere dagegen einen langsamen. Auf alle Fälle aber spiegelt eine Reduktion des Lungenvolumens ein Fortschreiten der Erkrankung wider und ist prädiktiv für die Mortalität. Uneinigkeit herrscht deshalb darüber, wann eine Behandlung begonnen werden soll.

    M. Kolb und Kollegen untersuchten nun in einer post hoc Analyse zweier Phase-III-Studien (INPULSIS), ob Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose und erhaltenem Lungenvolumen den gleichen Nutzen aus einer Behandlung mit Nintedanib ziehen wie Patienten mit reduziertem Lungenvolumen. Hierzu werteten sie die gepoolten Daten aus und unterteilten dabei die Patienten in Subgruppen mit einer vorhergesagten forcierten Vitalkapazität von > 90 % oder ≤ 90 %. Im Rahmen der Studie erhielten die Teilnehmer zweimal täglich randomisiert entweder 150 mg Nintedanib oder Placebo. Primärer Endpunkt der post hoc Analyse war die jährliche Reduktion der forcierten Vitalkapazität.

    Zu Beginn der Studie wiesen 274 Patienten eine vorhergesagte forcierte Vitalkapazität > 90 % auf, 787 eine ≤ 90 %. Bei den Patienten der Placebo-Gruppe war die angepasste jährliche Reduktionsrate der forcierten Vitalkapazität vergleichbar zwischen Patienten mit forcierter Vitalkapazität von > 90 % und ≤ 90 % (−224,6 ml vs. 223,6 ml pro Jahr). Auch bei den mit Nintedanib behandelten Patienten zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen diesen beiden Subgruppen: Die abgepasste jährliche Reduktionsrate der forcierten Vitalkapazität lag bei −91,5 ml vs. −121,5 ml pro Jahr (p = 0,53; Unterschied zu Placebo 133,1 ml vs. 102,5 ml pro Jahr). Bezüglich der Veränderung im St. George’s Respiratory Questionnaire Gesamtscore gegenüber dem Ausgangswert oder der Zeit bis zur ersten akuten Exazerbation ergab sich ebenfalls kein Unterschied zwischen den beiden Subgruppen bei mit Verum behandelten Patienten. Die Nebenwirkungen durch das Medikament waren in beiden Subgruppen vergleichbar.

    Fazit

    Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose und einer forcierten Vitalkapazität über 90 % profitieren nach Ansicht der Autoren von einer Therapie mit Nintedanib in gleichem Maße und weisen die gleiche Reduktionsrate der forcierten Vitalkapazität auf wie Patienten mit einem geringeren Lungenvolumen. Nintedanib konnte somit in beiden Subgruppen die Reduktion der Lungenfunktion in vergleichbarem Ausmaß senken und sollte daher laut Autoren auch Patienten mit erhaltener Lungenfunktion bei der Diagnose angeboten werden.

    Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen


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