Diabetes aktuell 2016; 14(08): 366
DOI: 10.1055/s-0042-123178
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Längeres (ereignisfreies) Überleben

Intensive multifaktorielle Therapie des Typ-2-Diabetes lohnt sich!
Stephanie Schikora
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Publication Date:
04 January 2017 (online)

 

Vielleicht erinnern Sie sich noch? 1993 startete die STENO-2-Studie mit dem Ziel, die Überlegenheit einer zielwertorientierten, intensivierten, multifaktoriellen Therapie von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und einer Mikroalbuminurie im Vergleich zu einer damals üblichen (konventionellen) Behandlung beim Hausarzt zu demonstrieren. Dies gelang tatsächlich – nach 8 Jahren waren Blutdruck, Blutfette und Blutzucker der intensiviert therapierten Patienten deutlich besser eingestellt – und das zahlt sich aus: Die 8 Jahre andauernde intensive Diabetestherapie verlängert das Leben der Patienten um (mindestens) 8 Jahre, wie eine aktuelle Analyse der STENO-2-Daten zeigt [1].

Acht Jahre intensive multifaktorielle Therapie = acht Jahre längeres Leben

Dr. Peter Gaede und seinen Kollegen ist es 2014, gut 20 Jahre nach dem Studienstart von STENO-2 gelungen, Daten von noch 66 lebenden Personen aus der ursprünglichen Studienkohorte (n = 160) zu erheben: Nach den 21 Jahren seit Studienbeginn waren 69 % Typ-2-Diabetiker (n = 55) aus der Gruppe der konventionell therapierten, aber nur 48 % (n = 38) der intensiviert behandelten Patienten verstorben. Im Median lebten die konventionell behandelten Patienten 13 Jahre. Noch wurde die mediane Überlebenszeit unter der intensiven Therapie nicht ganz erreicht – es sind aber schon jetzt knapp 8 Jahre mehr.

Zurückzuführen ist dies auf eine signifikant, nämlich um 62 % reduzierte kardiovaskuläre Mortalität bei den intensiviert und zielwertorientiert behandelten Studienteilnehmern. Insgesamt traten kardiovaskuläre Ereignisse in dieser Studiengruppe nur halb so oft (90 versus 195 Ereignisse) und deutlich später auf als unter der konventionellen Behandlung. Bis zum ersten kardiovaskulären Ereignis oder dem Tod vergingen in der konventionell behandelten Patientengruppe 8 Jahre, während die intensiviert behandelten Patienten im Schnitt 16 Jahre ohne Ereignis überlebten.

Auch mikrovaskuläre Komplikationen waren in der intensiviert behandelten Studienkohorte seltener: Die Progression der Retinopathie verringerte sich um 33 %, zudem erblindeten deutlich weniger Patienten auf mindestens einem Auge (Hazard Ratio 0,47). Außerdem entwickelten die Patienten weniger häufig eine diabetische Nephropathie (- 50 %), wenn sie intensiviert behandelt worden waren. Weniger oft traten auch autonome Neuropathien auf (- 41 %), kein Unterschied bestand jedoch bezüglich einer Progression einer peripheren Neuropathie.

Das Fazit der Studienautoren: Diese Untersuchung unterstreicht – nach der Auswertung der STENO-Daten nach einem insgesamt 13,3-jährigen Follow-up [2] – erneut eindrucksvoll den langfristigen Nutzen der heute in den Leitlinien implementierten intensiven kardiometabolischen Therapie bei Typ-2-Diabetikern mit fortgeschrittener Erkrankung.


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