Z Gastroenterol 2017; 55(01): 98
DOI: 10.1055/s-0042-123440
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Arztzahlentwicklung in der gastroenterologischen Niederlassung – Konsequenzen für die Praxisabgabe

Sven Rothfuß
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Publication Date:
18 January 2017 (online)

Die Praxisabgabe ist nach wie vor eine Säule der Altersversorgung. Zur Analyse des potentiellen Käufermarktes lohnt daher ein Blick in die aktuellen Entwicklungen der Arztzahlen in der gastroenterologischen Niederlassung. Basis für die nachfolgend zusammengefassten Zahlen sind Veröffentlichungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Seit dem Jahr 2006 ist die Anzahl der Fachärzte für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie konstant gestiegen. Im Jahr 2006 verfügten knapp über 1.500 Internisten über den Schwerpunkt Gastroenterologie, im Jahr 2015 waren dies rund 2.200 Internisten. Zugleich ist festzustellen, dass es bundesweit keine freien Niederlassungsmöglichkeiten für fachärztlich tätige Internisten gibt. Alle Planungsbereiche der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen sind mit Zulassungssperren belegt.

Die Versorgungsgrade in den einzelnen Planungsbereichen liegen dabei durchgängig über 140 Prozent. Gleichzeitig ist auch eine Tendenz weg von fachärztlichen Einzelpraxen hin zu Kooperationen in der Niederlassung auszumachen. Gleichwohl sind Fachärzte (alle Fachgebiete) immer noch mit über 32.000 Einzelpraxen in der Niederlassung vertreten. Demgegenüber ist die Anzahl der in Berufsausübungsgemeinschaften organisierten fachärztlich tätigen Internisten kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2015 waren knapp 5.100 fachärztliche Internisten in Berufsausübungsgemeinschaften tätig. Der Organisationsgrad in Berufsausübungsgemeinschaften beträgt bei fachärztlich tätigen Internisten aktuell ca. 55 Prozent.

Im Weiteren ist festzustellen, dass auch die Anzahl Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) stetig angestiegen ist. Während es im Jahr 2007 noch unter 1.000 MVZs bundesweit gab, liegt deren Anzahl im Jahr 2015 bereits bei knapp über 2.000. Dabei steht der überwiegende Teil der MVZ in der Trägerschaft von Krankenhäusern (ca. 900) und zu einem deutlich geringeren Anteil in der Trägerschaft von Vertragsärzten (rund 450); die übrigen MVZ stehen in der Trägerschaft sonstiger Träger.

Die Altersstruktur in der Niederlassung weist indes eine besorgniserregende Tendenz auf. Mehr als 50 Prozent der fachärztlich-internistischen Vertragsärzte sind 50 Jahre alt oder älter, knapp 25 Prozent der fachärztlich-internistischen Vertragsärzte haben das 60. Lebensjahr bereits überschritten. Aufgrund dieser Altersstruktur werden zukünftig vermehrt Praxen zum Verkauf stehen. Gleichzeitig ist jedoch fraglich, ob sich in demselben Maße der „Käufermarkt“ entwickeln wird. Dies ist von unterschiedlichen, kaum messbaren Entwicklungen abhängig.

Allein die dargestellten Zahlen zeigen, dass sich jeder niedergelassene Gastroenterologe frühzeitig auf seinen Ruhestand vorbereiten sollte, wenn er seine Praxis für diesen Käufermarkt attraktiv machen möchte. Eine Entwicklung lässt sich heute bereits ausmachen: Für Praxisnachfolger ist es deutlich attraktiver in bestehende Kooperationsstrukturen einzusteigen, als eine fachärztliche Einzelpraxis zu übernehmen.