Hintergrund Die Existenz von SARS-CoV-2 und jegliche Maßnahmen und Konsequenzen, die mit dem
Auftreten des neuartigen Virus einhergehen, hat weitreichende Folgen und Veränderungen
in der Gesellschaft genommen. Der Einfluss der Pandemie auf das Leben von Wohnungslosen
in Köln soll in dieser Arbeit qualitativ bewertet werden.
Methoden Als Grundlage für die Studie dienten Interviews aus dem Zeitraum November und Oktober
2020 mit Wohnungslosen in Köln. Es wurden acht wohnungslose Personen in 20 bis 90
minütigen Interviews mithilfe eines offenen Leitfadens zum Thema befragt. Danach fand
eine Transkription und qualitative Auswertung der Interviews statt. Bei der Auswertung
wurden deduktive und induktive Kategorien gebildet und dann mithilfe eines computergestützten
Programms eine zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse vorgenommen.
Ergebnisse Zu den größten Veränderungen im Leben der befragten Wohnungslosen während der Pandemie
gehörten die Folgen des Lockdowns im öffentlichen Bereich. Durch das Fehlen von Großveranstaltungen
und Menschenmengen sind die Einkünfte der Wohnungslosen durch weniger Möglichkeiten
für Leergutsammeln, Spenden oder Zeitungsverkauf zurückgegangen. Auch das zunächst
eingeschränkte Angebot der Wohnungslosenhilfe mit Aufenthaltsmöglichkeiten, Versorgung
mit warmen und preiswerten Mahlzeiten und die Möglichkeit soziale Kontakte zu pflegen,
war für einige der Befragten belastend. Ausgangssperren sowie häusliche Isolation
waren für die Wohnungslosen schwierig umzusetzen. Vereinzelt hatten die Befragten
selbst große Sorge sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und mieden entsprechende Gemeinschaftseinrichtungen.
Die meisten Befragten wiesen zudem mehrere Risikofaktoren auf, die bei einer Infektion
mit SARS-CoV-2 eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schwerwiegenden Verlauf haben.
Fazit Wohnungslose in Köln sind besonders betroffen von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
Durch das Fehlen von einem Wohnsitz sind Wohnungslose in ihrem Alltag auf Versorgungsstrukturen
und Gemeinschaftseinrichtungen der Wohnungslosenhilfe sowie das Nutzen von öffentlichen
Räumen angewiesen. Diese existentiellen Strukturen gilt es besonders in Krisenzeiten
aufrecht zu erhalten. Die Veränderung der finanziellen Situation während der Pandemie
sollte durch niedrigschwellige Unterstützungsmaßnahmen ausgeglichen werden. Die vulnerable
Gruppe der Wohnungslosen sollte zudem in besonderem Maße vor einer Infektion mit SARS-CoV-2
geschützt werden.
Interessenskonflikte Die Autor*innen bestätigen, dass keine materiellen oder immateriellen Interessenkonflikte bestehen,
die geeignet sind, den Inhalt des Abstracts zu beeinflussen.
Fachausschuss Umweltmedizin
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