Einleitung Bei Kindern und Jugendlichen ruft eine SARS-CoV-2-Infektion oft nicht die klassischen
COVID-19-Symptome hervor, Krankheitsverläufe mit unspezifischen Symptomen und klinisch
unauffällige Infektionen sind nicht selten. Somit ist von einer hohen Dunkelziffer
hinsichtlich der Infektionszahlen auszugehen. Um das tatsächliche Vorkommen von SARS-CoV-2-Infektionen
unter Minderjährigen in der Stadt Bremen einschätzen zu können und um Einblicke in
das Infektionsgeschehen in dieser Altersgruppe zu gewinnen, organisierte das Bremer
Gesundheitsamt eine Sentinelerhebung in ausgewählten Bremer Kinderarztpraxen.
Methodik An der Studie beteiligten sich zehn Kinderarztpraxen aus verschiedenen Stadtteilen.
Die Erhebung fand von September 2020 bis Mai 2021 statt. Die Probandenauswahl erfolgte
quasi-randomisiert, 746 Kinder und Jugendliche ließen sich testen (PCR-Tests). Zur
Ermittlung des Anteils asymptomatisch verlaufender SARS-CoV-2-Infektionen wurde eine
begleitende Erhebung von Februar 2021 bis Mai 2021 mit 498 Kindern und Jugendlichen
durchgeführt.
Ergebnisse 5,5% (n=41) der Probandinnen und Probanden wurden positiv getestet, Mädchen häufiger
als Jungen (7,1% vs. 4,2%). Es zeigen sich saisonale Unterschiede in der Infektionshäufigkeit
mit Höchstwert in den Wintermonaten. Infizierte Kinder und Jugendliche sind im Durchschnitt
mehr als zwei Jahre älter als nichtinfizierte (8,7 Jahre vs. 6,4 Jahre). In Kinderarztpraxen,
die in Stadtteilen mit niedrigem sozioökonomischen Status liegen, ist der Anteil nachgewiesener
Infektionen mit 7,7% deutlich höher als in Praxen in besser situierten Stadtteilen
(2,8%). Ein beachtlicher Teil (43,8%) der positiv getesteten Kinder und Jugendlichen
zeigt sich asymptomatisch.
Diskussion Die Besonderheit dieser Studie besteht darin, dass keine anlassbezogenen Testungen
durchgeführt und ausschließlich Minderjährige untersucht wurden. In Anbetracht der
Ergebnisse kann von einer verdeckten Prävalenz ausgegangen werden. Die ermittelte
Periodenprävalenz beträgt nahezu das Doppelte der offiziell registrierten Fallzahlen
bei Kindern und Jugendlichen im entsprechenden Zeitraum in der Stadt Bremen. Übereinstimmungen
mit anderen Studien zeigen sich auch hinsichtlich der Abhängigkeit des Infektionsrisikos
vom Alter und vom sozialen Status.
Interessenskonflikte Die AutorInnen sind im Gesundheitsamt Bremen, Referat 33 „Kommunale Gesundheitsberichterstattung“,
angestellt.
Fachausschuss Gesundheitsberichterstattung und Prävention