Ein 80-jähriger Patient wurde uns mit einer seit drei Wochen bestehenden Facialisparese
rechts und Verdacht auf einen intrakraniellen Tumor DD Cholesteatom durch die neurochirurgische
Klinik vorgestellt. Eine beidseitige Schwerhörigkeit sei seit Jahren bekannt. Auf
der linken Seite erfolgte zwei Jahre zuvor alio loco die Sanierung eines Rezidivcholesteatoms.
Auf der rechten Seite seien keine Voroperationen erfolgt. Weitere Beschwerden wurden
vom Patienten nicht angegeben.
Bei der HNO-ärztlichen Untersuchung zeigte sich eine kleine, trockene epitympanale
Retraktion rechts. Tonaudiometrisch war eine funktionelle Surditas links und eine
hochgradige kombinierte Schwerhörigkeit rechts feststellbar. In der Bildgebung fand
sich eine 4 x 3 x 3 cm große, zystisch imponierende intrakranielle Formation, die
das Felsenbein partiell destruierte und den Temporallappen verdrängte.
Intraoperativ zeigte sich ein ausgedehntes Cholesteatom, welches die Begrenzung zur
hinteren und mittleren Schädelgrube vollständig aufgebraucht hatte. Die Bogengänge
waren skelettiert, aber intakt. In der Pauke fand sich eine destruierte Ossikelkette.
Es erfolgte die vollständige rein transmastoidale Entfernung des Cholesteatoms. Die
Rekonstruktion der Ossikelkette erfolgte mit einer TORP, die Gehörgangshinterwand
wurde mit Knorpelchips wiederaufgebaut.
Vier Wochen postoperativ zeigte sich bei zeitgerechtem Ohrbefund eine persistierende
Facialisparese rechts sowie eine kombinierte Schwerhörigkeit rechts. Wir empfahlen
eine MRT-Kontrolle nach drei Monaten.
Auch ausgedehnte intrakraniell vorgewachsene Cholesteatome lassen sich im Einzelfall
und nach entsprechender Planung zuverlässig transmastoidal entfernen.