Pneumologie 2022; 76(S 01): S61
DOI: 10.1055/s-0042-1747827
Abstracts

Akute MTX-Pneumonitis als seltene Ursache von Dyspnoe

Autoren

  • M Bork

    1   Uniklinik Freiburg; Med V – Pneumologie
  • W Meschede

    2   Uniklinik Freiburg, Pneumologie; Uniklinik Freiburg; Med V – Pneumologie
  • J Müller-Quernheim

    3   Universitätsklinikum Freiburg; Pneumologie; Klinik für Pneumologie
  • R Dersch

    4   Uniklinik Freiburg; Neurologie; Neurologie
  • D Stolz

    5   Universitätsklinikum Freiburg; Clinic of Respiratory Medicine and Pulmonary Cell Research
  • B C Frye

    6   Universitätsklinikum Freiburg; Uniklinik Freiburg; Klinik für Pneumologie
 
 

Medikamenten-assoziierte Nebenwirkungen sind ein häufiges Problem in der klinischen Praxis und diverse Medikamente können unterschiedliche Nebenwirkungen an der Lunge verursachen.

Hier berichten wir von einer 82-jährigen Nie-Raucherin, welche wegen einer Arteriitis temporalis mit Glukokortikoiden behandelt wurde. Hierunter entwickelte sie eine Steroidmyopathie, sodass neben der Steroidreduktion eine MTX-Therapie begonnen wurde. Kurz nach Erstgabe von MTX beklagte sie akute Dyspnoe. Die Anamnese ergab keine Hinweise auf pulmonal relevante Vorerkrankungen/Risikofaktoren, die Auskultation ergab basal betonte Rasselgeräusche. Die Sauerstoffsättigung unter Raumluft lag bei 85%, der Sauerstoffpartialdruck bei 51mmHg. In der Bodyplethysmographie zeigte sich eine restriktive Ventilationsstörung (TLC 45% v. Soll). Der CO-Transferkoeffizient war reduziert (DLCOc/VA 33,8%). In einer CT konnte eine Lungenembolie ausgeschlossen werden, jedoch zeigte sich ubiquitäres Milchglas (ground glass opacities) mit wandständigen retikulären Konsolidierungen in den basalen Abschnitten. Eine Bronchoskopie schloss ein infektiologisches Geschehen aus. Die bronchoalveoläre Lavage ergab eine lymphozytäre Alveolitis (LA) (Lymphozyten 61%, Granulozyten 8%, CD4/CD8-Quotient 2,3, HLA-DR 49%), mit erhöhtem Anteil von schaumigen Makrophagen (SM).

Wir interpretierten die respiratorische Verschlechterung als akute MTX-Pneumonitis, wobei der zeitliche Zusammenhang, die Radiomorphologie, die LA, sowie der erhöhte Anteil an SM die Diagnose unterstützten. Nach Absetzen des MTX, passagerer Erhöhung der Steroiddosis sowie Beginn einer Steroid-sparenden Therapie mit Leflunomid kam es zur raschen Besserung der respiratorischen Beschwerden.

MTX als Immunsuppresivum wird bei einer Vielzahl von inflammatorischen Erkrankungen eingesetzt und insbesondere Registerdaten legen eine gute Langzeitverträglichkeit ohne erhöhte Rate an pulmonalen Nebenwirkungen nahe. Auf der anderen Seite kann MTX zu einer Hypersensitivitätsreaktion der Lunge führen, welche mit akuten interstitiellen Veränderungen einhergeht. Diese tritt meist innerhalb des ersten Therapiejahres auf. In diesem Fall trat die toxische Reaktion bereits nach der Erstgabe auf, was in seltenen Fällen beschrieben ist.


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Mai 2022

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