Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): 632-633
DOI: 10.1055/s-0042-1749037
Abstracts | BGGF
Senologie

Minimal Invasive Therapie eines Dysgerminoms in der Schwangerschaft – Fallbericht

2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu gGmbH, Kempten
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu gGmbH, Kempten
,
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu gGmbH, Kempten
,
W Janni
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu gGmbH, Kempten
,
A Brössner
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu gGmbH, Kempten
,
R Felberbaum
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu gGmbH, Kempten
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Einleitung Dysgerminome sind die häufigsten malignen Keimzelltumore des Ovars, machen aber insgesamt lediglich 2-5% aller malignen Ovarialtumoren aus. Sie treten häufig in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter auf [1] [2] [3] [5]. 90% der Patientinnen sind jünger als 30 Jahre. Dennoch sind Dysgerminome in der Schwangerschaft eine Rarität und finden sich bei etwa 0,0002 % bis 0.001 % der schwangeren Frauen. [4]. Aufgrund der sehr geringen Inzidenz existieren keine Leitlinien oder Empfehlungen für ein angemessenes Management in der Schwangerschaft, um das maternale und neonatale Outcome zu verbessern. Die Behandlung birgt einige Herausforderungen, weshalb wir unseren Fall vorstellen.

Material und Methodik Wir berichten über eine 29-jährige Patientin I Gravida / 0 Para in der 16+5 Schwangerschaftswoche (SSW), die mit in der Schwangerschaft größen-progredienten Ovarialzyste links in der Klinik vorstellig wurde. Bei der Patientin sei eine 4 cm große Ovarialzyste links seit einem Jahr bekannt gewesen, ohne dass zunächst eine Progredienz festgestellt werden konnte. Die junge Frau war aufgrund unerfüllten Kinderwunsches in einem Kinderwunschzentrum vorstellig geworden. Bei primärer Sterilität und V. a. eine Endometriosezyste (siehe [Abb. 1a]) wurde eine operative Abklärung geplant. Im weiteren Verlauf trat jedoch eine spontane Schwangerschaft ein. Wegen der Größenprogredienz des Befundes wurde die Vorstellung der Patientin in der 16+5 SSW in der Klinik veranlasst.

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Abb. 1a Transvaginale sonographische Darstellung der 4 cm großen, gut berandeten, echoinhomogenen, teilweise echodichten zystischen Raumforderung des linken Ovars vor der Schwangerschaft; b Transabdominale sonographische Darstellung der größenprogredienten 7x4,5 cm großen zystischen Raumforderung des linken Ovars in der 16+5 SSW.

Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich sonographisch intrauterin eine zeitgerecht entwickelte intakte Einlingsschwangerschaft; am linken Ovar eine etwa 7,0 x 4,5 cm große, glattberandete, inhomogene, teilweise echodichte zystische Raumforderung (siehe [Abb. 1b]) und ein unauffälliges rechtes Ovar. Aufgrund der deutlichen Größenprogredienz der Zyste und des dopplersonographisch intrazystischen Durchblutungsnachweises wurde die laparoskopische Abklärung indiziert.

Ergebnisse Die laparoskopische Adnexektomie mit Entnahme peritonealer Proben wurde in der 17+2 SSW mit Zugang über den Palmer´schen Punkt als offene Laparoskopie komplikationslos durchgeführt (siehe [Abb. 2]). Postoperativ wurde eine Tokolyse mit Indometacin durchgeführt. Die endgültige Histologie ergab ein malignes Dysgerminom FIGO IA. Aufgrund des Tumorstadiums als auch der Schwangerschaftswoche wurde nach einer ausführlichen Aufklärung und Beratung der Patientin ein abwartendes Vorgehen bis zur Entbindung mit anschließender Komplettierungsoperation vereinbart. Sowohl die postoperative als auch die weiteren Verlaufskontrollen während der Schwangerschaft verliefen unauffällig mit normalem zeitgerechtem Wachstum des Fetus.

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Abb. 2  Laparoskopischer intraoperativer Situs. a Schwangerer Uterus mit 17+2 SSW und das Dysgerminom am linken Ovar; b Abgesetztes Ovar im Bergebeutel.

Ein lebensfrischer zeitgerecht entwickelter Junge (Apgar: 10/10/10 Größe: 52cm KU: 35 Gewicht: 3.370g, PH:7,31, BE:+2,8 ) wurde in der 39. SSW auf Wunsch der Mutter durch primäre Sectio entbunden. Das Wochenbett gestaltete sich problemlos. Der laparoskopische Komplettierungseingriff (Spülzytologieentnahme, infrakolische Omentektomie, peritoneale Probenentnahme aus allen 4 Quadranten sowie Probenentnahme aus dem rechten Ovar) (siehe [Abb. 3]) wurde 3 Monate postpartal komplikationslos durchgeführt. Die Patientin verließ die Klinik bei Wohlbefinden am 3. postoperativen Tag. Die Histologie zeigte keinen Anhalt auf eine Malignität. Beim Follow-up nach 2,5 Jahren war die Patientin beschwerdefrei ohne Anhalt für ein Rezidiv bei regelmäßigem Menstruationsverhalten.

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Abb. 3  Intraoperativer Situs bei der Komplettierungsoperation. a Becken mit Beckenorganen; b Oberbauch mit Oberbauchorganen. Das Peritoneum ist glatt.

Zusammenfassung Dieser Bericht zeigt eine minimalinvasive zweizeitige Behandlung eines Dysgerminoms im Frühstadium (FIGO IA) in der Schwangerschaft ohne negativen Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf, das neonatale Outcome und das Follow-up.



Publication History

Article published online:
19 May 2022

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Abb. 1a Transvaginale sonographische Darstellung der 4 cm großen, gut berandeten, echoinhomogenen, teilweise echodichten zystischen Raumforderung des linken Ovars vor der Schwangerschaft; b Transabdominale sonographische Darstellung der größenprogredienten 7x4,5 cm großen zystischen Raumforderung des linken Ovars in der 16+5 SSW.
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Abb. 2  Laparoskopischer intraoperativer Situs. a Schwangerer Uterus mit 17+2 SSW und das Dysgerminom am linken Ovar; b Abgesetztes Ovar im Bergebeutel.
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Abb. 3  Intraoperativer Situs bei der Komplettierungsoperation. a Becken mit Beckenorganen; b Oberbauch mit Oberbauchorganen. Das Peritoneum ist glatt.