Zeitschrift für Phytotherapie 2022; 43(S 01): S13-S14
DOI: 10.1055/s-0042-1749471
Referate | Phytotherapie 2022 – innovativ

(Arznei-) Pflanzen und Metabolisches Syndrom – ein Update therapeutischer Möglichkeiten

Martina Melcher
1   Zürich, Schweiz
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Das Metabolische Syndrom zeigt ein Set aus kardiovaskulären Risikofaktoren, welche das Risiko für Diabetes Typ II sowie renale und kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen und mit subklinischen Entzündungen einhergehen. Eine adäquate Ernährung zeigt durch gewisse Pflanzensubstanzen wirkungsvolle Effekte, das Lipidbild zu verbessern, den Blutzucker und das Körpergewicht, bzw. den Bauchumfang zu senken, die Insulinsensitivität zu verbessern und die Entzündungsmediatoren zu senken [1].

Spezifische Ernährungsempfehlungen, wie der Verzehr von Vollkornprodukten, haben sich etabliert. Sie zeigen durch fermentierte Faserstoffe und Lignane eine Verbesserung der Glukosehomoeostase, eine Senkung des LDLs und positive Effekte auf das Mikrobiom [2]. Erfolgreich aufgrund ihres hohen alpha-Linolensäure-Gehalts sind Leinsamen (Linum usitatissimum L.) und Weizenkeimöl (Tritici oleum), da sie das HDL erhöhen und das LDL senken. Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) reduzieren die Triglyzeridsynthese [3] [4].

Eine niedrige Prävalenz des Metabolischen Syndroms zeigt im speziellen die mediterrane Ernährungsform auf. Sie ist reich an Früchten, Gemüsen, Nüssen, Leguminosen, Olivenöl, Fisch, moderatem Alkoholkonsum, jedoch arm an rotem und verarbeitetem Fleisch, raffinierten Kohlenhydraten und Vollfett-Milchprodukten. Der positive Effekt der Nüsse, Früchte und der Gemüse ist zum einen den sekundären Pflanzeninhaltstoffen wie Flavonoiden, anderen Phenolen und des Vitamins E zuzuschreiben, welche antioxidativ wirken. Die löslichen Faserstoffe wirken zudem positiv auf den KH-Stoffwechsel und erhöhen die Insulinsensitivität [5]. Als wichtiger Bestandteil weist Olivenöl (Olivae oleum) durch seine Polyphenolzusammensetzung und einfach ungesättigter Fettsäuren eine Erhöhung des HDL-Cholesterols auf, senkt den entzündlichen Status und beeinflusst den Glukose-, Triglyzerid- und LDL-Cholesterinspiegel positiv.

Der Extrakt aus den Blättern der Artischocke (Cynara scolymus) zeigt spezifische antioxidative (durch Cynarin), leberprotektive, cholagoge und lipidsenkende Wirkungen. Die Wirkungen des Knoblauchs (Allium sativum) ist auf Schwefelverbindungen zurückzuführen, den Hauptbestandteilen des Knoblauchs. Studien zeigen eine Erhöhung des HDLs und eine Hemmung der Cholesterolsynthese [3]. Das Rhizom des Ingwers (Zingiber officinale) enthält Gingerole und Shogaole sowie Terpene und Oleoresin. Eine Senkung der Triglyzeride wurde berichtet [3]. Catechine des Grüntees (Camellia sinensis) sowie Koffein reduzieren den Body Mass Index und den Hüftumfang durch eine Stimulation des adrenergen Systems. Kakao (Theobroma cacao) bewirkt durch seine Catechine, Anthocyane und Proanthocyanidine eine Senkung des Blutdrucks sowie des Blutzuckers. Die Frucht des Granatapfels (Punica granatum) enthält unter anderem Polyphenole (Ellagitannine, Anthocyanine), Phenol- und Fettsäuren. In-vivo-Studien zeigen eine Erhöhung der Insulinsensitivität, die Inhibition der Alpha-Glukosidase und Einfluss auf den Glukose-Transporter Typ 4, eine Reduktion des Gesamtcholesterols und Verbesserung des Blutlipidprofiles sowie antientzündliche Effekte durch Modulation des Peroxisom-Proliferator-Aktivierungs Pfades. Curcumin aus Curcuma longa zeigte in Studien eine Erhöhung des HDL- sowie eine Senkung des LDL-Spiegels und der Triglyzeride. Des weiteren scheint Curcumin eine leberschützende Wirkung zu haben [1].

Weitere potentielle (Arznei-) Pflanzen bzw. -teile in diesem Zusammenhang sind Haferkleie, Aloe vera, Indischer Flohsamen, Grapefruitextrakt, Bockshornklee, Hibiskus, Schwarzkümmelsamen, Bittermelone, Zimt, Weissdorn.

Fazit

Neben Lifestyle-Anpassungen wie Bewegung, Entspannung (Stressmanagement), Fasten, Mindset (Psychoneuroimmunology) spielt die Ernährung eine zentrale Rolle bei der Therapie des Metabolischen Syndroms. Viele Pflanzen versprechen und zeigen wirkungsvolle Effekte bei sehr guter Verträglichkeit im Gegensatz zu Synthetika. Für ein besseres Verständnis von bioaktiven Substanzen zur Prävention und Therapie des Metabolischen Syndroms benötigt es weitere klinische Studien.




Publication History

Article published online:
13 June 2022

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