Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0042-1749716
Kardiochirurgischer Notfall in der 39.SSW mit glücklichem Ausgang
Authors
Einleitung Schwangerschaft ist ein bekannter Risikofaktor für die Manifestation kardiovaskulärer Erkrankungen mit bedeutender Mortalität und Morbidität.
Im Folgenden wird der seltene Fall einer peripartalen Aortendissektion bei familiärer Prädisposition und das klinische Management vorgestellt.
Fallvorstellung Vorstellung der 35-jährigen I./0. in der 39. SSW per RTW in der Notaufnahme. Initial thorakale Druckschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, sowie Parästhesien in den Extremitäten. Anamnestisch bekannte milde Aortenektasie (39mm) und väterliches Aortenaneurysma. Bisher unauffälliger Schwangerschaftsverlauf mit zeitgerecht entwickelter Einlingsgravidität. In der Geburtsplanung war nach ambulanter kardiologischer Beurteilung ein Spontanpartus angedacht.
Befunde in der Notaufnahme unauffälliges 12-Kanal-EKG und Herzenzyme, leicht aktivierte Gerinnung
Vorstellung im Kreißsaal zum Ausschluss eines geburtshilflichen Notfalls: Sonografisch kein Anhalt für Plazentalösung oder -hämatom, Fet in Schädellage. CTG: FIGO S ohne Kontraktionen (Tachykardie), Puls 54/min, normoton, SpO2 96 %. Zervix: Bishop Score 2 P.. Führend thorakaler Schmerz mit Engegefühl. Umgehend Hinzuziehung des kardiologischen Dienstes.
Notfall-Echokardiografie am Kreißbett Verdachtsdiagnose Aortendissektion Typ Stanford A. Daraufhin Koordinierung und eilige Verlegung in die Universitätsklinik für Herzchirurgie Leipzig mit Bereitstellung des geburtshilflichen Teams aus dem Klinikum St. Georg Leipzig.
Herzzentrum echokardiografische Bestätigung Aortendissektion Typ A mit Aortenklappeninsuffizienz. Verzicht auf CT bei Hochrisikosituation, Notfallindikation zum operativen Zweihöhleneingriff. Komplikationslose Sectio caesarea mit Entwicklung eines leicht deprimierten Neugeborenen und zügiger neonatologischer Versorgung. Teamwechsel und unter Abkühlung der Körperkerntemperatur auf 24°C, Sternotomie mit Aortenwurzelrekonstruktion, Ersatz der Aorta ascendens und des proximalen Aortenbogens bei insgesamt 18 Minuten Herzstillstand.
Postoperative Diagnostik Restdissektion ohne OP-Bedürftigkeit, gute ventrikuläre Pumpfunktion und Ausschluss von Organperfusionsstörungen. Bei rascher Rekonvaleszenz Entlassung am 8. postoperativen Tag nach erfolgter Stillunterstützung und geplanter Anschlussheilbehandlung.
Fazit Die Inzidenz der Aortendissektion in der Schwangerschaft liegt bei 5.5/100.000, mit mehrheitlichem Auftreten postpartal. Risikofaktoren: mütterliches Alter, familiäre Anamnese, Bindegewebserkrankungen, Aortenektasie, Hypertonus und bikuspide Aortenklappe.
Empfehlungen bei bekannter Risikoanamnese: rechtzeitige Geburtsplanung, kardiologische Anbindung und ggf. frühzeitige operative Versorgung vor Kinderwunsch. Je nach kardiologischer Beurteilung Spontanpartus unter liegender PDA mit VE oder Sectio mit 37.SSW zu planen.
Bei der Beurteilung starker Schmerzen schwangerer Patientinnen muss immer auch an nicht geburtshilfliche Notfälle gedacht werden.
Publication History
Article published online:
10 June 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany