Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): e20-e21
DOI: 10.1055/s-0042-1749719
Abstracts | MGFG

Intrauteriner Fruchttod bei zweifacher Uterustorsion – nach dem Problem ist vor dem Problem

M Riemer
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
S Sultan Ahmed
2   Department of Obstetrics and Gynaecology, Hiwot Fana Specialized University Hospital, Harar
,
A Kiefer
3   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim
,
D Gubba Addissae
4   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinik Eilenburg
,
M Bergner
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
M Tchirikov
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
› Institutsangaben
 
 

    Uterustorsionen sind seltene Komplikationen in graviditate und können zu chronischer Minderperfusion und konsekutiver fetaler Hypoxie führen. Bei unauffälligem Schwangerschaftsverlauf lässt sich die Diagnose erst intraoperativ im Rahmen einer Sectio caesarea stellen, welche dann atypisch erfolgen muss. Wir berichten über eine 32jährige IV. Gravida, III. Para in 35. SSW, welche sich mit akutem Abdomen und letztmalig am Vortag verspürten Kindsbewegungen in der Notfallaufnahme des Hiwot Fana Specialized University Hospital in Harar/Äthiopien vorstellte. Im Aufnahme-Ultraschall zeigte sich ein intrauteriner Fruchttod sowie in der gynäkologischen Untersuchung ein longitudinales Vaginalseptum ohne Anhalt einer Blutung ex uteri. Bei gleichzeitigem V.a. vorzeitige Plazentalösung mit einem ca. 8cm großen retroplazentarem Hämatom und Schocksymptomatik erfolgte der Entschluss zur notfälligen Sectio caesarea. Nach Uterotomie und Entwicklung eines avitalen 2300g schweren weiblichen Neugeborenen zeigte sich eine doppelte Torsion des Uterus im Bereich der Cervix sowie ein rudimentäres Horn im Sinne eine Uterus didelphys. Nach Retorsion und Fixierung der Ligg. rotunda an der Uterushinterwand zeigt sich postoperativ anfänglich ein unauffälliger Verlauf. Am 48. Tag post sectionem stellt sich die Patientin mit Fieber, akutem Abdomen und Nahtinsuffizienz der Längslaparotomie vor. Bei der Re-Laparotomie zeigte sich eine Fasziendehiszenz sowie ein nekrotisierter und re-torquierter Uterus, sodass die totale Hysterektomie erfolgt. Nach vier Wochen stationärem Aufenthalt wegen schwerer Wundinfektion erfolgte die Entlassung in die Häuslichkeit.

    Die Uterustorsion, welche in der Veterinärmedizin bei Pferden und Rindern häufig beschrieben wird, stellt somit auch nach Fixierung des Uterus eine mögliche postoperative Komplikation dar und bedarf daher einer engmaschigen Kontrolle, um einen Verlust des Uterus zu vermeiden.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    10. Juni 2022

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