Einleitung Einstellungen und Annahmen zu den Notaufnahmen in
Krankenhäusern sind einer der Gründe, warum Patient:innen trotz
niedriger Dringlichkeit diese zur Behandlung ihrer Beschwerden aufsuchen und dadurch
Überlastungen der Einrichtungen begünstigen
(„overcrowding“). Bisherige Studien, in denen Patient:innen in
Notaufnahmen nach ihren Beweggründen der Inanspruchnahme befragt wurden,
weisen darauf hin, dass Zugänglichkeit und die erwartete
Versorgungsqualität eine wichtige Rolle spielen. Befragungen der
Allgemeinbevölkerung zu diesem Thema gibt es bisher kaum. In einem in
Hamburg durchgeführten Survey wurde der Frage nachgegangen, inwieweit
ausgewählten Aussagen zur besseren Zugänglichkeit und
Versorgungsqualität von Notaufnahmen zugestimmt wurde und welche
Prädiktoren damit assoziiert waren.
Methoden In einer repräsentativen Zufallsstichprobe
(N=2404) wurden im Winter 2021/2022 mittels telefonischer Befragung
(CATI) der erwachsenen Hamburger Bevölkerung acht verschiedene Aussagen zu
Notaufnahmen präsentiert (z. B. „Wenn man kurzfristig keinen Termin
bei einem Haus- oder Facharzt bekommt, kann man immer in die Notaufnahme
gehen“, „Ärzte in einer Notaufnahme sind kompetenter als
Ärzte in Hausarztpraxen“) und auf einer vierstufigen Likert-Skala
die Zustimmung abgefragt. In der folgenden Faktorenanalyse ergaben sich zwei Skalen
(Zugang/Convenience: Cronbach’s α=0,76;
Qualität: Cronbach’s α=0.75). In linearen
Regressionen wurde überprüft, inwiefern eine erhöhte
Zustimmung mit Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss, Migrationshintergrund,
Gesundheitsangst (Whiteley-Index), subjektiver Gesundheitskompetenz (HLS-EU-Q6) und
Kenntnis von Notfalleinrichtungen assoziiert ist.
Ergebnisse In beiden Skalen hingen erhöhte Zustimmungen
hochsignifikant mit männlichem Geschlecht, höherem Alter,
niedrigerer Bildung, Migrationshintergrund (1. Generation) und geringerer Kenntnis
von Notfalleinrichtungen zusammen (jeweils p<0,001). Die Skalenwerte
für Zugang/Convenience waren nicht mit Gesundheitsangst und
subjektiver Gesundheitskompetenz assoziiert, während die Skala zur
Versorgungsqualität Zusammenhänge mit diesen beiden
Prädiktoren zeigte (p=0,011; p=0.012).
Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen Zusammenhänge
zwischen positiven Einstellungen zu Notaufnahmen, sozialstrukturellen Merkmalen
sowie Aspekten der Gesundheitskompetenz und geben Aufschluss über die
Verbreitung zum Teil fälschlicher Annahmen. Die Erkenntnisse sind relevant
für Informations- und Aufklärungskampagnen zur (angemessenen)
Inanspruchnahme von Notaufnahmen.
Thema: Versorgungsforschung