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DOI: 10.1055/s-0042-1754015
Terminologische Probleme mit Sedierung in der Palliativmedizin. Ergebnisse einer vignetten-basierten Onlineumfrage unter Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)
Hintergrund In der Literatur werden terminologische Schwierigkeiten im Umgang mit Sedierung in der Palliativmedizin berichtet. In internationalen Leitlinien finden sich verschiedene Definitionen, die sich in Form und Inhalt unterscheiden. Es gibt Hinweise, dass terminologische Unsicherheit bzw. definitorische Heterogenität die Kommunikation in Klinik und Forschung sowie die Interpretierbarkeit von Studienergebnissen zur Sedierung behindert. Die Anwendung von Definitionen zur Sedierung auf klinische Fälle wurde bisher nicht systematisch untersucht.
Methode Es wurde eine vignettenbasierte Onlineumfrage unter DGP-Mitgliedern via Gelegenheitsstichprobe durchgeführt. Der Fragebogen bestand aus 4 Definitionen (aus Japan, Norwegen, die der EAPC und eine im Forschungsprojekt SedPall entwickelte Definition), die auf 4 Fallvignetten angewendet werden sollten, also bzgl. der Fragestellung, ob in dem jeweiligen Fall eine Sedierung gemäß Definition vorlag. Ein Expertenpanel erstellte im Sinne der Definitionen entscheidbare Vignetten und legte jeweils die korrekte Antwort fest, so dass jede Definition 4 mal korrekt angewandt werden konnte. Die Auswertung erfolgte mit Methoden der deskriptiven Statistik.
Ergebnisse 360 Teilnehmende haben die Befragung vollständig beendet. Die Definition aus Japan wurde im Mittelwert auf 1,68 (SD:1,12) der 4 Fälle richtig angewandt, die EAPC-Definition auf 1,97 (SD:0,90), die Definition aus Norwegen auf 2,01 (SD:0,99) und die SedPall-Definition auf 2,32 (SD:1,08). Die Ergebnisse unterscheiden sich bezüglich verschiedener soziodemografischer Daten nur geringfügig. Der größte Unterschied besteht bei Personen mit Forschungserfahrung. Hier ist die Zahl korrekter Antworten im Mittelwert um 0,56 von 16 Punkten (4 Fälle á 4 Definitionen) niedriger als bei Menschen ohne Forschungserfahrung. Einzelne Fall-Definition-Kombinationen zeigen höhere Anteile korrekter Antworten (bis zu 77%), andere niedrigere (bis zu 24%).
Schlussfolgerung Die Teilnehmenden haben Schwierigkeiten, Definitionen zur Sedierung in der Palliativmedizin auf Fälle anzuwenden, auch wenn die Fälle Informationen beinhalten, die korrekte Anwendung erlauben. Unterschiede zwischen Fällen lassen sich durch einzelne Definitionselemente erklären. Um Missverständnisse in Klinik und Forschung zu vermeiden, sollte für begriffliche Schwierigkeiten sensibilisiert werden. Ergänzend zu klaren Definitionen sollten weitere Maßnahmen (z.B. Schulungen) erwogen werden, um Fälle von Sedierung in der medizinischen Praxis korrekt einzuordnen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
31. August 2022
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