Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(05): e18-e19
DOI: 10.1055/s-0042-1754054
Abstracts | DGP
Innovationen in der Palliativversorgung

Angehörige:r sein – Ressourcen stärken. Quantitative Evaluation eines Schulungsprogramms für Angehörige schwerkranker Menschen als Pilotprojekt

Authors

  • T Theißen

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2. Medizinische Klinik, Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland
  • A Ullrich

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2. Medizinische Klinik, Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland
  • J Wikert

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2. Medizinische Klinik, Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland
    2   LMU Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • A Schieferdecker

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2. Medizinische Klinik, Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland
  • C Bokemeyer

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2. Medizinische Klinik, Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland
  • K Oechsle

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2. Medizinische Klinik, Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland
 

Hintergrund Angehörige von Menschen mit fortschreitenden, unheilbaren Erkrankungen sind oft stark belastet. Zur Unterstützung von Angehörigen wurde ein manualisiertes Schulungsprogramm entwickelt, in dem palliativmedizinische Expert:innen in 6 Modulen zu pflegerischen, medizinischen, psychosozialen und spirituellen Themen informieren und Kompetenzen vermitteln (Empowerment).

Ziel: Quantitative Evaluation des Programms unter Berücksichtigung proximaler sowie distaler Zielparameter auf Modul- und Programmebene.

Methode Interventionsstudie (Pilot) mit Fragebogenerhebung bei Studieneinschluss (t0, 31 Angehörige), 3 Monate später (t1, 25 Angehörige) sowie nach jedem Modul (M1-M6, 17-21 Angehörige). Erfasst wurden: Bewertung des Programms (heiQ-program); proximale Ziele wie Wissenszuwachs und Selbstwirksamkeit in Bezug auf geschulte Inhalte (studienspezifische Items); Pflegebelastung als distales Ziel (HPS-k); Prozessdaten (Teilnehmende/Module).

Ergebnisse Von 31 Angehörigen (M=51,4 Jahre, 90% weiblich) nahmen 12 (39%) in Präsenz und 18 (58%) online teil (pandemiebedingter Formatwechsel), 14 (45%) komplettierten das Programm mit ≥ 5 Modulen. Im Mittel wurden M=3,6 (SD=2,0) Module besucht. Alle 9 Kriterien zur Bewertung des Programms wurden zu t1 überwiegend sehr gut (64-100% der Angehörigen) bewertet, insbesondere die Informationsvermittlung und das Vertrauen in den Informationsgehalt. Insgesamt gaben 24 (96%) Angehörige an, dass sie anderen Betroffenen das Programm empfehlen würden, dies zeigt sich auch für die einzelnen Module (M1-M6: 86-100%). Die meisten Angehörige berichteten zu t1 einen subjektiven Nutzen im Hinblick auf ihren Wissenszuwachs (71-75%) und erlebten, trotz sensibler Themen, keine zusätzliche emotionale Belastung durch das Programm (83%). Den geringsten subjektiven Nutzen spürten Angehörige in Bezug auf ihre Selbstwirksamkeit (38%) und die Sicherheit im Umgang mit der erkrankten Person (48%). Die 3 häufigsten Teilnahmehürden waren: Zeit, Krankenbetreuung und technische Probleme (online). Die Pflegebelastung (HPS-k, Score 0-30, Cut-off 6: mittlere, 15: starke Belastung) verringerte sich im Zeitverlauf nicht signifikant (t0: M=16,4, SD=6,8; t1: M=14,1, SD=7,4; p=.115).

Schlussfolgerung Die Evaluation weist auf eine gute Bewertung sowie positive Auswirkungen des Programms auf proximale Ziele hin, in diesem Pilotprojekt nicht aber auf eine Verbesserung in Bezug auf distale Ziele. Diese ersten Daten zeigen Ansatzpunkte, das Programm zu optimieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
31. August 2022

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