Einleitung Etwa ein Drittel aller Morbus Crohn (MC) Patienten müssen sich im Krankheitsverlauf
einer Operation unterziehen. Im Vergleich zu anderen gutartigen Erkrankungen ist die
perioperative Morbidität bei MC hoch. Spezifische Polymorphismen des Nucleotide Oligomerization Domain2 (NOD2) – Gens wurden mit einem jüngeren Beginn der MC Erkrankung und dem Auftreten
von Fisteln in Verbindung gebracht. Ob NOD2 Polymorphismen nützliche Prädiktoren für
die postoperative Morbidität nach Ileozökalresektion (IZR) bei MC-Patienten sind,
ist noch nicht abschließend geklärt.
Ziele Diese Arbeit untersucht die Rolle des Mutationsstatus von NOD2 und andere Risikofaktoren
für das Auftreten postoperativer Komplikationen nach IZR bei MC spielen.
Methoden Die Daten von 138 Patienten, die sich einer IZR aufgrund ihres MC an einem akademischen
Referenzzentrum unterzogen, wurden retrospektiv analysiert, einschließlich der Daten
zu Single Nucleotide Polymorphisms (SNP) des NOD2-Gens. Es wurde eine uni- und multivariate Regressionsanalyse durchgeführt,
um Faktoren zu identifizieren, die mit einem erhöhten Risiko für schwere postoperative
Komplikationen verbunden sind.
Ergebnisse Von 114 Patienten (83%) war der NOD2-Mutationsstatus verfügbar. Von diesen hatten
60 (53%) einen NOD2-Wildtyp, während elf (10%) homozygot für die Hochrisiko-Variante
p.Leu1007fsX1008 (rs2066847) waren. Schwere postoperative Komplikationen traten bei
28 Patienten (20%) auf. Bei 27 von ihnen (96%) handelte es sich um intraabdominale
septische Komplikationen wie Anastomoseninsuffizienzen oder Abszesse. Männliches Geschlecht
(p=0,035; OR 2,99), die Dauer der MC (Zeit von der Erstdiagnose der MC bis zur Operation;
p=0,001; OR 1,009), frühere abdominale Operationen wegen MC (p=0,019; OR 3,14) und
das Vorhandensein von Darmfisteln (p=0,035; OR 3,44) wurden als unabhängige Risikofaktoren
für größere postoperative Komplikationen identifiziert. In n= 89/138 Fällen (64,5%)
war ein Follow-Up von im Median 123 (12-864) Monaten möglich. Die Homozygotie für
die NOD2-Hochrisikovariante p.Leu1007fsX1008 war nicht mit einer erhöhten postoperativen
Morbidität assoziiert, weder perioperativ noch im langfristigen Krankheitsverlauf.
Schlussfolgerung Wir konnten unabhängige Risikofaktoren für größere postoperative Komplikationen nach
IZR bei MC feststellen. Patienten mit der Hochrisikovariante p.Leu1007fsX1008 des
NOD2-Gens wiesen jedoch keine erhöhte postoperative Morbidität im kurz- und langfristigen
Verlauf auf.