Z Gastroenterol 2022; 60(08): e521
DOI: 10.1055/s-0042-1754819
Abstracts | DGVS/DGAV
Neurogastroenterologie und Motilität
Medikamentöse Therapie funktioneller Magen-Darm-Erkrankungen
Freitag, 16. September 2022, 10:45 – 12:05, Saal 7

Das chronische, erworbene Megakolon im Langzeit-Follow-up: Vergleich von konservativer versus chirurgischer Therapie

E Meier
1   Theresienkrankenhaus and St. Hedwig-Klinik, Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, Abteilung für Gastroenterologie, Onkologie und Diabetologie, Mannheim, Deutschland
,
G Vassilev
2   Universitätsmedizin Mannheim, Abteilung für Chirurgie, Mannheim, Deutschland
,
G Arlt
3   Theresienkrankenhaus and St. Hedwig-Klinik, Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, Abteilung für allgemeine und abdominale Chirurgie, Mannheim, Deutschland
,
U Lihs
3   Theresienkrankenhaus and St. Hedwig-Klinik, Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, Abteilung für allgemeine und abdominale Chirurgie, Mannheim, Deutschland
,
P Kienle
3   Theresienkrankenhaus and St. Hedwig-Klinik, Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, Abteilung für allgemeine und abdominale Chirurgie, Mannheim, Deutschland
,
S Axt
4   Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für allgemeine, abdominale und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
A Königsrainer
4   Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für allgemeine, abdominale und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
O Mohammad
5   Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein GmbH, Abteilung für Gastroenterologie, Ludwigshafen am Rhein, Deutschland
,
R Jakobs
5   Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein GmbH, Abteilung für Gastroenterologie, Ludwigshafen am Rhein, Deutschland
,
Z Hirche
6   Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein GmbH, Abteilung für allgemeine, abdominale und thorakale Chirurgie, Ludwigshafen am Rhein, Deutschland
,
S Willis
6   Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein GmbH, Abteilung für allgemeine, abdominale und thorakale Chirurgie, Ludwigshafen am Rhein, Deutschland
,
E Demir
7   Technische Universität München (Klinikum rechts der Isar), Abteilung für Chirurgie, München, Deutschland
,
HM Friess
7   Technische Universität München (Klinikum rechts der Isar), Abteilung für Chirurgie, München, Deutschland
,
S Hetjens
8   Universitätsmedizin Mannheim, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Deutschland
,
M Ebert
9   Universitätsmedizin Mannheim, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Mannheim, Deutschland
,
C Reißfelder
2   Universitätsmedizin Mannheim, Abteilung für Chirurgie, Mannheim, Deutschland
,
J Rudi
1   Theresienkrankenhaus and St. Hedwig-Klinik, Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, Abteilung für Gastroenterologie, Onkologie und Diabetologie, Mannheim, Deutschland
,
D Schmitz
10   Helios Kliniken Schwerin, Universitätscampus der Medizinischen Fakultät Hamburg, Abteilung für Gastroenterologie, Schwerin, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund und Ziele Das erworbene chronische Megakolon (AMC) bei Erwachsenen ist mit einer anhaltenden Dilatation des Dickdarms und einer eingeschränkten Darmmotilität verbunden. Über die optimale nicht-chirurgische oder chirurgische Behandlung dieser seltenen Erkrankung ist wenig bekannt. Daher haben wir die retrospektiven Daten von Patienten mit AMC in fünf Referenzkrankenhäusern analysiert.

    Methoden Die Patientenakten wurden von 7/2004 bis 9/2020 auf das AMC untersucht. Primäre Endpunkte waren die Rate der Wiedereinweisungen ins Krankenhaus und die Abhängigkeit von der Therapie mit Abführmitteln. Zu den sekundären Ergebnissen gehörten die Dauer des Krankenhausaufenthalts, unerwünschte Ereignisse der (nicht-)chirurgischen Therapie, das Gesamtüberleben sowie diagnostische Fragen.

    Ergebnisse Siebenundsechzig Patienten von 213 Patienten mit Megakolon wurden als AMC identifiziert (idiopathisch: n=10; sekundär: n=57). Das mittlere Alter betrug 69 Jahre (Bereich 20-93), f=33. Die erste klinische Diagnose war nur bei 20/67 (29,85%) Patienten korrekt. Zweiunddreißig Patienten wurden mit Abführmitteln behandelt, 35 wurden operiert (Kolostomie: n=12, segmentale Resektion oder Hemikolektomie: n=10, (sub-)totale Kolektomie: n= 13). Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 4,3 Jahre (Spanne 25-9130 Tage). Wiederaufnahmen wegen Megakolon-assoziierter Symptome waren nach 12 (0,84 vs. 0,36 pro Patient, p=0,0358), 24 (1,00 vs. 0,52, p=0,0477) und 36 (1,13 vs. 0,58, p=0,0467) Monaten signifikant häufiger nach nicht-chirurgischer als nach chirurgischer Therapie, ebenso wie die Wiederaufnahme der Therapie mit Abführmitteln (28/32 (87,5%) vs. 19/35 (57,6%); p= 0,007). Operationsbedingte unerwünschte Ereignisse (Clavien-Dindo-Klassifikation Grad 2-5) wurden bei 11/35 (31,4%) der Patienten dokumentiert.

    Schlussfolgerung Die chirurgische Therapie des AMCs war retrospektiv erfolgreicher als die nicht-chirurgische Therapie mit Abführmitteln, was die Zahl der erneuten Krankenhauseinweisungen und die Abhängigkeit von der Erhaltungstherapie mit Abführmitteln betrifft, könnte aber in einem Drittel der Fälle mit operationsbedingten unerwünschten Ereignissen verbunden sein.


    Publication History

    Article published online:
    19 August 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany