Z Gastroenterol 2022; 60(08): e593-e594
DOI: 10.1055/s-0042-1754990
Abstracts | DGVS/DGAV
Endoskopie
Stenosen, Stents und Steine
Donnerstag, 15. September 2022, 09:00 – 10:28, Saal 8

Outcome von Cholezystektomien in Abhängigkeit von der primär behandelnden Fachabteilung

J Sabrow
1   Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
A Königsrainer
1   Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
R Ladurner
1   Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
J Strohäker
1   Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Mit ca. 200.000/ Jahr ist die Cholezystektomie (CHE) eine der häufigsten in Deutschland durchgeführten operativen Eingriffe; ca. 30% werden aufgrund einer akuten Cholezystitis durchgeführt. Ziel der CHE ist die Fokussanierung aufgrund des erhöhten Risikos einer Bakteriämie oder Perforation. Randomisierte Studien zeigten, dass die CHE binnen 24h nach Diagnose bzw. 72h nach Symptombeginn erfolgen sollte. Bis zur CHE ist eine Antibiose empfohlen.

    Ziele Ziel dieser Studie war die Erhebung ob Diagnostik und Management sich nach primär behandlungsführender Abteilung unterscheiden. Primäre Endpunkte waren Aufenthaltsdauer, Dauer und Auswahl der Antiinfektiva und das Outcome.

    Methodik Es erfolgte eine retrospektive Erhebung aller am Universitätsklinikum zwischen Januar 2014 und Januar 2021 mit der Verdachtsdiagnose einer akuten Cholezystitis durchgeführten Cholezystektomien. Patienten, welche nicht primär durch die internistische oder chirurgische Notaufnahme gesichtet und durch Gastroenterologie oder Viszeralchirurgie betreut wurden, wurden ausgeschlossen.

    Ergebnis Insgesamt wurden 592 Patienten cholezystektomiert, wovon 399 primär chirurgisch und 193 primär medizinisch geführt wurden. Das Alter war vergleichbar. Während sich mehr weibliche Patienten in der Chirurgie vorstellten, wies das medizinische Kollektiv einen höherer ASA-Score auf. Die Primärdiagnostik war in beiden Gruppen eine Sonographie (p= 0.199). Eine CT-Bildgebung wurde in 50% der Fälle ergänzt und war signifikant häufiger bei internistischen Patienten (63.7 vs. 44.9%, p< 0.001). Zwischen Aufnahme und Operation verging ein Tag bei chirurgischen und zwei Tage bei internistischen Patienten (p< 0.001). Entsprechend verlängert war die präoperative Antibiose (p< 0.001). Durch frühe CHE zeigt sich im chirurgischen Kollektiv signifikant seltener eine gangränöse Cholezystitis (p= 0.012), Perforation (p= 0.047) und niedrigerer Schweregrad allgemein gemäß Tokyo Guidelines. Die postoperative Liegedauer (p= 0.105) und Komplikationsrate (p= 0.965) unterschieden sich nicht. Die Auswahl des perioperativ verwendeten Antibiotikums hingegen unterschied sich signifikant während des Untersuchungszeitraumes.

    Schlussfolgerung Obschon beide Kollektive gleichwertig behandelt wurden, ist eine gute Logistik nötig, um Verzögerungen zu vermeiden. Eine frühe CHE reduziert den Antibiotikaverbrauch und mutmaßlich das Fortschreiten der Erkrankung. Ein Antibiotic Stewardship ist ebenfalls sinnvoll.

    Gesamtkohorte N= 592

    Innere Medizin N= 193 (32.6%)

    Chirurgie N= 399 (67.4%)

    P*

    Alter Median (Spanne)

    65 (19 – 97)

    66 (19 – 94)

    64 (22 – 97)

    0.530

    Geschlecht weiblich

    272

    76 (39.4%)

    196 (49.1%)

    0.026

    ASA-Score

    • I

    68

    13 (6.7%)

    55 (13.8%)

    0.008

    • II

    313

    98 (50.8%)

    215 (53.9%)

    • III

    192

    76 (39.4%)

    116 (29.1%)

    • IV

    18

    6 (3.1%)

    12 (3.1%)

    • V

    1

    0

    1 (0.3%)

    Apparative Diagnostik

    • Sonographie

    498

    157 (81.4%)

    341 (85.5%)

    0.199

    • CT

    302

    123 (63.7%)

    179 (44.9%)

    < 0 .001

    Symptomdauer bei Aufnahme

    1 (0 – 35)

    1 (0 -14)

    1 (0 – 35)

    0.247

    Durchführung einer präoperativen ERCP

    107

    38 (19.7%)

    69 (17.3%)

    0.478

    Dauer bis OP

    1 (0 – 21)

    2 (0 – 21)

    1 (0 – 20)

    < 0.001

    Schweregrad nach Tokyo Guidelines 2018

    • Mild

    249

    64 (33.2%)

    185 (46.4%)

    < 0.001

    • Moderate

    289

    99 (51.3%)

    190 (47.6%)

    • Severe

    43

    25 (13.0%)

    18 (4.5%)

    Intraoperative Befunde

    • (gedeckte) Perforation

    50

    23 (11.9%)

    27 (6.7%)

    0.047

    • Gangränöse Cholezystitis

    146

    61 (31.6%)

    85 (21.3%)

    0.012

    Postoperative Aufenthaltsdauer

    3 (0 – 104)

    3 (0 – 104)

    3 (0 – 54)

    0.105

    Dauer Antiinfektiva Median (Spanne)

    • präoperativ

    1 (0 – 17)

    2 (0 – 15)

    1 (0 – 17)

    < 0.001

    • insgesamt

    3 (0 – 54)

    4 (0 – 26)

    3 (0 – 54)

    0.147

    Primäres Antibiotikum

    • Aminopenicillin

    22

    11 (5.6%)

    11 (2.8%)

    0.018

    • Ciprofloxacin

    242

    68 (35.2%)

    174 (43.6%)

    • 3. Gen. Cephalosporin

    86

    43 (22.3%)

    43 (10.8%)

    • Piperacillin/ Tazobactam

    107

    28 (14.5%)

    79 (19.8%)

    • Meropenem

    22

    13 (6.7%)

    9 (0.2%)


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    19. August 2022

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