Z Gastroenterol 2022; 60(08): e606
DOI: 10.1055/s-0042-1755016
Abstracts | DGVS/DGAV
Endoskopie
Endoskopie: Divers
Freitag, 16. September 2022, 16:55 – 18:23, Saal 5

Die Sedierung während der Koloskopie von Rückenmarkverletzten hängt von Charakteristika der Verletzung ab, ist aber als pflegeassistierte Sedierung sicher durchführbar

M Beckmann
1   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Gastroenterologie und Hepatiologie, Bochum, Deutschland
,
M Aach
2   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik, Abteilung für Rückenmarkverletzte, Bochum, Deutschland
,
TA Schildhauer
3   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland
,
W Schmiegel
4   Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
,
T Brechmann
1   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Gastroenterologie und Hepatiologie, Bochum, Deutschland
5   St. Elisabeth Hospital, Innere Medizin und Gastroenterologie, Gütersloh, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Es existieren keine Daten zur Inanspruchnahme und Sicherheit der Sedierung während der Koloskopie von Patienten mit Rückenmarkverletzungen (RMV).

    Ziele Das primäre Ziel war die Beschreibung der Sicherheit der pflegeassisterten Sedierung. Zu den sekundären Zielen gehörten unter anderem die Häufigkeit der Inanspruchnahme einer Sedierung, die verabreichte Sedativa-Dosis, das Auftreten von Sauerstoffentsättigung, Hypotonie, Bradykardie, vorzeitigem Abbruch, Wiederbelebung oder Tod im Zusammenhang mit der Sedierung. Merkmale der RMV wie Ätiologie, AIS-Klassifizierung und Dauer wurden als Einflussfaktoren für Komplikationen untersucht.

    Methoden RMV-Patienten, die zwischen 2008 und 2018 eine Koloskopie erhielten, wurden in eine retrospektive, nach Alter, Geschlecht und Untersuchungszeitraum gematchte Fallkontrollstudie aufgenommen. Die demographischen und untersuchungsbezogenen Merkmale wurden der elektronischen Datenbank entnommen. Neben deskriptiver Statistiken kamen Chi2-Test, Fishers exakter Test, gepaarter t-Test, Varianzanalysen, Mann-Whitney-U-Test, Kruskal-Wallis-Test und Regressionsanalysen zur Anwendung.

    Ergebnisse Von 282 RMV-Patienten verlangten 169 (59,9%) eine Sedierung (Kontrollgruppe (KG) 259 (91,8%), p< 0,01). Obwohl die Sedierung in der RMV-Gruppe 5,5 Minuten länger dauerte (p< 0,05), wurden weniger Sedativa verabreicht (Propofol: 0,08± 0,07 vs. 0,11± 0,07 mg/kg/min, p< 0,01; Midazolam: 3,2± 1,2 vs. 3,7± 1,3 mg, p< 0,01). Eine Hypotonie kam bei Patienten mit RMV signifikant häufiger vor (60,0% vs. 42,3%, p< 0,01); andere unerwünschte Ereignisse waren gleich verteilt. Die RMV-Charakteristika wiesen einen relevanten Einfluss auf die Sedierung und unerwünschten Ereignisse auf. Die mittlere Propofoldosis lag bei chronischen Verletzungen (> 6 Monate) (0,09± 0,07 vs. 0,05± 0,04 mg/kg/min, p< 0,01) sowie bei lumbalen höher als bei thorakalen und zervikalen Läsionen (0,14± 0,12 vs. 0,08± 0,05 vs. 0,06± 0,05 mg/kg/min, p< 0,05); bei der Midazolam-Dosis verhielt es sich gleichartig. Die Hypotonie trat bei chronischer RMV häufiger auf (65,4% vs. 34,6%, p< 0,01) und stand in Zusammenhang mit der Höhe der Verletzung (thorakal 70,3% vs. zervikal 51,2% vs. lumbal 33,3%, p< 0,01).

    Diskussion RMV-Patienten nehmen seltener eine Sedierung während der Koloskopie in Anspruch. Die Sedierung unterscheidet sich je nach Charakteristika der RMV. Obwohl eine Hypotonie häufig auftritt, ist die pflegeassistierte Sedierung auch bei der Koloskopie von RMV-Patienten durchführbar und sicher.


    Publication History

    Article published online:
    19 August 2022

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