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DOI: 10.1055/s-0042-1755092
Häufigkeit und Bedeutung von Kopfschmerzen und Migräne bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Einleitung Im Allgemeinen scheinen entzündlich-systemische Erkrankungen Kopfschmerzen und insbesondere Migräne zu triggern. Hinsichtlich chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) fehlen Daten zu Häufigkeit, Diagnose und Krankheitsaktivität von Kopfschmerzen.
Ziele Häufigkeit und Bedeutung von Kopfschmerzen sollen in einer CED-Population ermittelt werden. Zusätzlich soll die Assoziation der Kopfschmerzen zu Krankheitsaktivität und Therapie der CED analysiert werden.
Methodik In einer monozentrischen kombinierten Quer- und Längsschnittstudie wurden PatientInnen mit gesicherter CED konsekutiv zu einer Befragung eingeladen – unabhängig vom Vorhandensein von Kopfschmerzen. Es erfolgten ein strukturiertes Kopfschmerz- und CED-Interview, die jeweilige Krankheitsaktivität sowie die Medikation wurden systematisch erfasst. Patienten mit mindestens 1 Kopfschmerztag im Monat wurden bezüglich Kopfschmerzen nach der International Classification of Headache Disorders (ICHD-3) klassifiziert. Zusätzlich wurde die Alltagsbeeinträchtigung durch Migräne und Kopfschmerz erfasst. 3 Monate nach Erstkontakt erfolgte eine Verlaufsuntersuchung.
Ergebnis Insgesamt konnten 125 Patienten mit einer gesicherten CED rekrutiert werden (mittleres Alter 40,4 Jahre, 56% weiblich, 66% M. Crohn). 46% der CED- Patienten (49% MC, 40% CU) berichtete über mindestens einen Kopfschmerz-Tag/Monat. Von diesen konnte bei 78% eine Migräne diagnostiziert werden; die mittlere Kopfschmerzlast betrug 6,1 d/Monat, Akutmedikation gegen Kopfschmerzen wurde an durchschnittlich 3,0 d/Monat eingenommen. Patienten mit MC litten häufiger an Migräne (p=0.08, chi-quadrat-Test). Eine Korrelation von CED-Aktivität, Einnahme von Immunsuppressiva, Kopfschmerzdiagnose und monatlicher Kopfschmerzlast konnte weder im Quer- noch im Längsschnitt gefunden werden.
Schlussfolgerung Migräne tritt bei Patienten mit CED deutlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung, unabhängig von der Krankheitsaktivität. Die betroffenen Patienten sind im Alltag durch Kopfschmerz deutlich beeinträchtigt. Eine systematisches Migräne-Screening und ggf. die Einleitung einer Behandlung könnte die Versorgung von CED-Patienten unterstützen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022
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Georg Thieme Verlag
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