Osteologie 2022; 31(03): 216
DOI: 10.1055/s-0042-1755883
Abstracts
Poster

Brauchen wir im Sommer in Norddeutschland eine Vitamin-D-Substitution?

Steffi Falk
1   Unimedizin Rostock, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Rostock
,
Josephine Krüger
1   Unimedizin Rostock, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Rostock
,
Sina Böhme
1   Unimedizin Rostock, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Rostock
,
Maike Richter
1   Unimedizin Rostock, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Rostock
,
Thomas Mittlmeier
1   Unimedizin Rostock, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Rostock
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Nach aktuellen Empfehlungen liegt der Vitamin-D-Bedarf für einen Erwachsenen bei 600-800 IE bzw. 20 Microgramm am Tag. Für Norddeutschland bedeutet dies für die endogene Synthese von April bis September eine Exposition in der Mittagssonne von 8 Minuten im April bis zu 12 im September. Da die Syntheseleistung der Haut altersabhängig ist, braucht ein 40jähriger 11 bis 15 Minuten. Für unsere Älteren ab 70 Jahren muss die initiale Zeit verdoppelt werden.

    Methode Dies ist die erste Analyse der Vitamin-D-Werte der Patienten mit Frakturen nach Niedrigenergietrauma in der Unfallchirurgie zunächst für die Monate April bis September in unserem Haus. In diesem Zeitraum wurden 309 Patienten ab 45 Jahren mit Frakturen stationär in der Unfallchirurgie behandelt. Um einen Bias durch die Zufuhr von Vitamin-D zu vermeiden, wurden die Patienten entsprechend befragt und anschließend in 3 Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 enthält die Patienten mit Vitamin D als Nahrungsergänzung, Gruppe 2 die ohne Vitamin-D-Zufuhr und Gruppe 3 mit verordneter Vitamin-D-Zufuhr.

    Ergebnisse Die untersuchten Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 75 Jahren (45-97) und 229 von ihnen waren weiblich. Insgesamt über alle Gruppen liegt der durchschnittliche Vitamin-D-Wert bei 59 nmol/l. Gruppe 1 enthält insgesamt 49 Patienten mit einem mittleren Vitamin-D-Wert von 108 nmol/l. Aufgeteilt auf die Altersgruppe der 40 bis 69 und der über 70-Jährigen zeigen sich Werte von 81 respektive 128 nmol/l. In der Gruppe 2 zeigt sich ein Vitamin-D-Wert von durchschnittlich 45 nmol/l bei einer Gruppengröße von 226 Patienten. Aufgeteilt auf die Altersgruppen zeigten sich 47 und 44 nmol/l. In der Gruppe 3 zeigt sich für 34 Patienten ein Durchschnittswert von 78 nmol/l. Für die Altersgruppen liegen die Werte bei 82 bzw. 77 nmol/l. Entsprechend des Durchschnittswertes über alle Gruppen wäre mit einem Wert von 59 nmol/l der Zielwert für eine suffiziente Versorgung mit Vitamin D von 50 nmol/l erreicht [4]. Für die Gruppe ohne exogene Zufuhr zeigt sich, dass diese Patientengruppe im Sommer trotz der Möglichkeit der endogenen Synthese nicht ausreichend versorgt ist. Dies gilt für alle Altersgruppen. Für Norddeutschland werden somit in den Sommermonaten, in denen die Vitamin-D-Speicher durch endogene Synthese aufgefüllt werden sollten, nicht einmal ausreichende Zielserumspiegel erreicht.

    Diskussion Die Tatsache, dass keine suffiziente Vitamin-D-Synthese erfolgte sowie in keiner Gruppe ein toxisches Level bei Substitution erreicht wurde, legt nahe dass eine Substitution in den Sommermonaten sinnvoll und sicher ist. Dies sollte im Sinne einer Osteomalazieprophylaxe bei Frakturpatienten erwogen werden. Inwieweit sich diese Ergebnisse auf die Normalbevölkerung übertragen lassen, muss in weiteren Studien geklärt werden.

    Keywords Vitamin-D-Mangel, Vitamin-D-Substitution, Fraktur, Vitamin-D-Versorgung

    Korrespondenzadresse Steffi Falk, Unimedizin Rostock, Schillingallee 35, 18057 Rostock, Deutschland, E-Mail: steffi.falk@med.uni-rostock.de


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    08. September 2022

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