Rofo 2022; 194(S 01): S88-S89
DOI: 10.1055/s-0042-1756596
Abstract
Case-Report
Notfalldiagnostik/Intensivmedizin

Eine herzzerreißende Spritztour: CT-Traumaspirale mit außergewöhnlicher Verletzung

A Haenel
1   Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin UKSH, Campus Lübeck – Radiologie, Lübeck
,
L V Sieber
2   Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Schleswig Holstein Campus Lübeck, Lübeck
,
J Barkhausen
2   Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Schleswig Holstein Campus Lübeck, Lübeck
› Author Affiliations
 
 

Einleitung Die schnelle Sichtung und Kommunikation der relevanten Befunde bei Polytraumata kann für Radiologen eine Herausforderung darstellen. In dem hier geschilderten Fall präsentierte sich der Patient trotz dramatischem CT-Befund klinisch erstaunlich stabil.

Amamnese Ein 55-jähriger Patient verunfallte mit einem Quad und stürzte dabei in eine Böschung. Bis zum Eintreffen des Notarztes konnte er sich selbst mobilisieren. In der initialen Untersuchung zeigten sich keine Prellmarken oder offene Verletzungen. Es wurden Schmerzen im Oberbauch und über der Brustwirbelsäule angegeben. Zu einer vorhandenen alten Sternotomienarbe konnte der Patienten keinerlei Auskünfte erteilen. Bei Hypotonie (90/60 mmHg) wurde der Patient vor Ort intubiert und über den Schockraum in unserer Klinik vorgestellt. Unter geringer Katecholamin- und Flüssigkeitszufuhr präsentierte sich der Patient bei Aufnahme kreislaufstabil. Wir entschieden uns für die Anfertigung einer CT-Traumaspirale in arterieller und portalvenöser Kontrastmittelphase. Hier zeigte sich eine ca. 1 cm lange durch das Perikard gedeckte Ruptur der apikalen Vorderwand des rechten Ventrikels (RV) mit begleitendem Hämatoperikard, bilaterale Lungenparenchym-Kontusionen, Hämatopneumothoraces und Rippenserienfrakturen. Es erfolgte die Indikationsstellung zur operativen Rekonstruktion des RV. Intraoperativ zeigten sich ausgedehnte perikardiale Verwachsungen bei unklarer kardialer Voroperation. Nach Ausräumung des Hämatoperikards, konnte der RV-Defekt mittels Filzstreifen versorgt werden. Der weitere klinische Verlauf gestaltete sich komplikationslos.

Diskussion Bei Traumapatienten ist eine Myokardruptur mit 0,3 % – 1,1 % der Fälle eine seltene, jedoch meist tödliche Verletzung.1,2 Der RV ist aufgrund seiner anterioren Lage und der dünneren Wand häufiger betroffen.3 In dem hier geschilderten Fall haben die vorliegenden postoperativen perikardialen Verwachsungen mutmaßlich zu einer „Deckung“ der Perforation beigetragen und Schlimmeres verhindert [1] [2] [3].

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Abb. 1


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Article published online:
29 August 2022

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