Z Orthop Unfall 2017; 155(02): 136-137
DOI: 10.1055/s-0043-100429
Junges Forum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reisebericht EFORT Travelling Fellowship 2016

Annika Hättich
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Annika Hättich
Assistenzärztin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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Publication Date:
25 April 2017 (online)

 

    Im Sommer 2016 habe ich vom Jungen Forum O & U von der Möglichkeit erfahren, an einer Fellowship der EFORT (European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology) teilzunehmen. Die bisherigen Reiseberichte bekräftigten mich in meiner Bewerbung; umso größer war daher meine Freude, als ich die Zusage für das Stipendium in meinem Postfach vorfand. Es war nicht nur eine Gelegenheit, in einem anderen europäischen Land medizinische Techniken, Standards und Entwicklungen kennenzulernen, sondern auch eigene Erfahrungen mit denen anderer Assistenzärzte aus ganz Europa auszutauschen.


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    Das EFORT-Reisestipendium wurde zum einen mit dem Ziel ins Leben gerufen, die chirurgisch-orthopädische Ausbildung zu vergrößern, europaweit zu vereinen und dabei medizinisches Wissen zu vermitteln. Zum anderen möchte man neue Verbindungen und Kontakte zwischen den verschiedenen europäischen Gesellschaften für Unfallchirurgie und Orthopädie knüpfen. Es ist gerichtet an Ärzte und Ärztinnen am Ende ihrer Facharztweiterbildung. Die Kandidaten werden von den Präsidenten der nationalen Gesellschaft für die Fellowship nominiert. Als Stipendiat hat man zudem die Aufgabe, während der Reise eine Präsentation, z. B. über die Weiterbildung im eigenen Land oder auch sein aktuelles Forschungsprojekt, vorzubereiten und nach Abschluss sowohl für die EFORT als auch die nationale Gesellschaft einen Bericht zu schreiben.

    Am 4. September 2016 begann schließlich unsere aufregende Woche in Polen. Insgesamt 12 Fellows aus unterschiedlichen Ländern Europas waren in einem Hotel am Rande Warschaus untergebracht. Am Abend trafen wir uns im Hotelrestaurant zum ersten gemeinsamen Dinner. Schnell kamen wir ins Gespräch und tauschten unsere unterschiedlichen Erfahrungen, die wir bisher in unserer Assistenzarztzeit gemacht hatten, aus. Es war spannend zu hören, dass die Themen, die uns auch hier in Deutschland regelmäßig beschäftigen, wie z. B. Weiterbildung, Dienstmodelle und der OP-Katalog, sich wie ein roter Faden quer durch die europäischen Länder ziehen.

    Am nächsten Morgen, dem ersten offiziellen Tag der Fellowship, wurden wir im Department of Orthopaedics, Paediatric Orthopaedics and Traumatology in Warschau von Prof. Czubak und seinen Kollegen begrüßt. Wir wurden direkt in den klinischen Alltag eingebunden, nahmen an der morgendlichen Röntgenbesprechung und an der Visite teil. Hier fiel uns bereits auf, dass auffällig viele Patienten mit Hüftdysplasien oder Fehlstellungen der unteren Extremität behandelt werden. Daher befanden sich auch viele Kinder unter den Patienten.

    Im Anschluss durften wir bei diversen Operationen hospitieren und auch assistieren. Da Prof. Czubak ein Spezialist für periazetabuläre Osteotomien ist, hatten wir die Möglichkeit, an unserem 1. Tag gleich 3 davon zu sehen. Dies war für die meisten Teilnehmer eine Premiere, da es in den meisten Kliniken nicht auf dem täglichen OP-Plan steht. Auch Umstellungsosteotomien bei Morbus Perthes oder Korrekturen/Beinverlängerungen mit dem Taylor Spatial Frame oder Ilizarov-Rahmen ([Abb. 1]) standen auf dem Programm.

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    Abb. 1  Der Ilizarov-Rahmen: im Einsatz in Warschau.

    Dienstags verbrachten wir den letzten Abend der ersten Station der Fellowship in der wunderschönen Altstadt Warschaus. Denn bei all den neuen Eindrücken aus dem Operationssaal durfte natürlich auch der soziale und kommunikative Aspekt der Fellowship nicht untergehen. Von Prof. Czubak und seinen Kollegen hatten wir Tipps für Unternehmungen in Warschau erhalten und so erkundigten wir auf eigene Faust die faszinierende Stadt. Unsere Gruppe war mittlerweile weiter zusammengewachsen und wir verbrachten einen schönen Abend bei polnischem Bier und Piroggen.

    Am nächsten Morgen ging es weiter zur zweiten Station des Fellowships: Mit einem Kleinbus wurden wir in die Stadt Poznan/Posen gebracht. Hier erwarteten uns bereits Prof. Romanowski, der Präsident der Polnischen Delegation der EFORT, gemeinsam mit Prof. Synder, der mittlerweile Abgeordneter im Polnischen Parlament ist. Nach einem herzlichen Willkommen und einigen wissenschaftlichen Vorträgen am Nachmittag wurden wir von Prof. Romanowski am Abend zu einer Gartenparty auf seinem Anwesen eingeladen. Er und seine Familie waren unglaublich gastfreundlich und hatten ein großes Barbecue für uns vorbereitet. Wir lernten zudem andere Assistenzärzte und Oberärzte aus seiner Abteilung kennen, die uns noch mehr über die Weiterbildung als Orthopäde und Unfallchirurg in Polen erzählen konnten.

    Die Tage in Poznan waren gefüllt mit Vorträgen und aktiver Zeit im OP-Saal des Dega University Hospitals. Ich möchte besonders hervorheben, dass sich die Kollegen des Krankenhauses äußerst sorgfältig auf unser Kommen vorbereitet hatten und sehr interessante Vorträge hielten: von der Biomechanik des Knies über das richtige Vorgehen bei Endoprothesenwechsel und Skoliosebehandlung bei Kindern, Handchirurgie und vieles weitere mehr. Es war wirklich von allem etwas dabei.

    Unseren letzten Abend verbrachten wir bei einem offiziellen Dinner in einem wunderbaren Restaurant in Poznans Altstadt, in das uns der Klinikdirektor des Dega University Hospitals eingeladen hatte. Und obwohl der Abend nicht früh endete, erschienen wir alle am Samstag morgen rechtzeitig zu den letzten Vorträgen im Hospital. Da nahezu alle Fellows ähnliche Abflugzeiten hatten, konnten wir gemeinsam zum Chopin Airport in Warschau fahren. Unter dem Versprechen, uns spätestens beim nächsten EFORT-Kongress wieder zu treffen, verabschiedeten wir uns schließlich in alle Richtungen.

    Schlussendlich möchte ich mich bei der EFORT und bei der DGOU für diese besondere Erfahrung bedanken. Ich habe nicht nur neue OP-Verfahren sehen können, Arbeitsweisen in einem anderen Land kennengelernt, sondern vor allem auch viele neue Freunde gefunden, deren Wege sich beim nächsten internationalen Kongress mit Sicherheit wieder kreuzen werden.


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    Annika Hättich
    Assistenzärztin
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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    Abb. 1  Der Ilizarov-Rahmen: im Einsatz in Warschau.