Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(20): 1520-1524
DOI: 10.1055/s-0043-100641
Klinischer Fortschritt
Kardiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management Vorhofflimmern – die aktualisierte ESC-Leitlinie 2016

Management of Atrial Fibrillation – Updated ESC Guidelines 2016
Lars Eckardt
,
Kristina Wasmer
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Publication History

Publication Date:
10 October 2017 (online)

Was ist neu?

EKG-Diagnostik/Screening/Klassifikation Der Begriff „valvuläres Vorhofflimmern“ wird in der Leitlinie nicht mehr verwendet. Die Klassifikation von paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern hat sich geringfügig geändert. Ein regelmäßiges, zufälliges Screening auf Vorhofflimmern nach dem 65. Lebensjahr sowie die Suche nach asymptomatischen atrialen Hochfrequenzepisoden bei Herzschrittmacherpatienten wird empfohlen. Die Beeinflussung kardiovaskulärer Risikofaktoren (u. a. Blutdruckeinstellung, Gewichtsreduktion) wird besonders betont. Für die Einteilung der Symptomatik hat sich die EHRA-Klassifikation geringfügig geändert.

Schlaganfallprävention Eine orale Antikoagulation wird für alle Männer mit einem CHA2DS2-VASc-Score von > 2 sowie Frauen mit einem CHA2DS2-VASc-Score > 3 empfohlen. Nicht-Vitamin-K-basierte orale Antikoagulanzien (NOAK) werden bei Neueinstellungen als Antikoagulanzien der ersten Wahl empfohlen. Vitamin-K-abhängige Antikoagulanzien (VKA) sollen primär lediglich zur Schlaganfallprophylaxe bei mittel- bis hochgradiger Mitralklappenstenose oder mechanischen Herzklappen eingesetzt werden. Nach jeder medikamentösen und/oder elektrischen Kardioversion sollte unabhängig vom CHA2DS2-VASc-Score eine zumindest 4-wöchige orale Antikoagulation erfolgen. Die Verwendung von Blutungs-Scores tritt gegenüber dem CHA2DS2-VASc-Score in den Hintergrund. Das weibliche Geschlecht ist als unabhängiger Risikofaktor abgewertet worden. Bei postoperativem Vorhofflimmern sollte eine dauerhafte orale Antikoagulation erwogen werden.

Frequenzregulierende und antiarrhythmische Therapie Digoxin sowie Diltiazem/Verapamil werden zur Frequenzregulation gleichwertig empfohlen. Eine Kardioversion kann unter einem NOAK ebenso wie unter einer VKA-Therapie erfolgen. Nach jeder medikamentösen/elektrischen Kardioversion ist unabhängig vom CHA2DS2-VASc-Score eine zumindest 4-wöchige Antikoagulation erforderlich. Bei der medikamentösen antiarrhythmischen Therapie richtet sich die Auswahl des Antiarrhythmikums nach einer evtl. vorhandenen kardialen Grunderkrankung. Chirurgische Ablationsverfahren wurden aufgewertet und sollen insbesondere bei persistierendem oder langanhaltendem persistierendem Vorhofflimmern erwogen werden. Bei der interventionellen Ablation werden die Cryo- und Radiofrequenzstrom-Ablation als gleichwertig betrachtet.

 
  • Literatur

  • 1 Kirchhof P, Benussi S, Kotecha D. et al. 2016 ESC Guidelines for the Management of Atrial Fibrillation Developed in Collaboration With EACTS. Eur Heart J 2016; 37: 2893-2962
  • 2 Camm AJ, Lip GY, De Caterina R. et al. 2012 focused update of the ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation: an update of the 2010 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation--developed with the special contribution of the European Heart Rhythm Association. Europace 2012; 10: 1385-1413
  • 3 Eckardt L, Deneke T, Diener HC. et al. Kommentar zu den 2016 Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zum Management von Vorhofflimmern. Der Kardiologe 2017; DOI: 10.1007/s12181-017-0141-5. published online 10. April 2017
  • 4 Healey JS, Connolly SJ, Gold MR. et al. Subclinical atrial fibrillation and the risk of stroke. N Engl J Med 2012; 366: 120-129
  • 5 Pollack Jr CV, Reilly PA, Eikelboom J. et al. Idarucizumab for Dabigatran Reversal. N Engl J Med 2015; 373: 511-520