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         Opipramol ist eine in den 1960er Jahren initial als Antidepressivum entwickelte Substanz,
            die chemisch Ähnlichkeiten mit den trizyklischen Antidepressiva aufweist. Die Pharmakodynamik
            mit fehlender Wiederaufnahmehemmung von Serotonin und Noradrenalin sowie Agonismus
            an Sigma-Rezeptoren unterscheidet Opipramol jedoch von den Trizyklika. Zudem ist die
            antidepressive Wirkung geringer als die anxiolytische. Die Wirkungsweise der Substanz
            ist derzeit nicht ausreichend verstanden. Agonistische Effekt an Sigma-Rezeptoren
            werden mit den therapeutischen Effekten assoziiert. Die exzessive hepatische Metabolisierung
            (in erster Linie über CYP2D6) sollte insbesondere bei eingeschränkter Leberfunktion
            und Polypharmazie berücksichtigt werden. Die vorliegenden klinischen Daten legen nahe,
            dass die Substanz eine gute Verträglichkeit und Sicherheit im zugelassenen Dosisbereich
            aufweist. Es können vornehmlich milde Formen von Vigilanzstörungen sowie anticholinerge
            Nebenwirkungen auftreten. Opipramol ist in Deutschland zur Behandlung somatoformer
            Störungen und der generalisierten Angststörung zugelassen, und es gibt für eine Wirksamkeit
            von Opipramol bei diesen Störungen suffiziente Evidenz. Die Substanz wird in Deutschland
            weiterhin sehr häufig verordnet, spielt im klinischen und wissenschaftlichen Bereich
            der Psychiatrie gegenwärtig jedoch eine geringe Rolle. Vor dem Hintergrund der eingeschränkten
            Verfügbarkeit (pharmakologischer) therapeutischer Optionen bei der generalisierten
            Angststörung und insbesondere bei den somatoformen Störungen sollte Opipramol zur
            Therapie dieser Entitäten erwogen werden.
         
         Abstract
         
         Opipramol was developed in the 1960s as an antidepressant and has chemical similarities
            with tricyclic antidepressants. Pharmacodynamic properties with absent reuptake inhibition
            of serotonin and noradrenaline and agonism at sigma receptors distinguish opipramol
            from tricyclics. Furthermore, antidepressive effects are smaller than the anxiolytic
            ones. The mechanism of action of opipramol is currently not sufficiently understood.
            Agonistic effects at sigma receptors have been linked with therapeutic effects. Excessive
            hepatic metabolism (primarily via CYP2D6) should be considered, particularly in patients
            with impaired hepatic function and polypharmacy. The available clinical data suggest
            good tolerability and safety within the approved dose range. Mild disturbances of
            vigilance and anticholinergic adverse events are the predominant side effects. In
            Germany, opipramol is approved for the treatment of somatoform disorders and generalized
            anxiety disorder, and there is sufficient evidence for the efficacy of opipramol in
            these disorders. The agent is still prescribed very often in Germany, yet plays a
            minor role in the clinical as well as scientific setting. In view of the limited availability
            of (pharmacologic) treatment options for generalized anxiety disorder and particularly
            somatoform disorders, opipramol should be considered in the treatment of these entities.
         
         Schlüsselwörter
Antidepressivum - Anxiolytikum - Insidon - somatoforme Störungen
Key words
antidepressant - anxiolytic - insidon - somatoform disorders